Die Regensintflut am Samstag hat massive Spuren hinterlassen. Ist das Kulmbacher Kanalnetz mit derartigen Extremsituationen überfordert?
Ausnahmezustand in und um
Kulmbach: Der Starkregen setzte am Pfingstwochenende ganze Straßenzüge und viele Keller unter Wasser. Rund 300 Helfer der Rettungsdienste und viele Mitarbeiter der Stadt waren im Einsatz, um die Wassermassen abzupumpen, Schlamm und Geröll wegzuräumen, die Gullydeckel wieder in Position zu bringen.
Das Gröbste ist getan, aber erledigt haben sich die Probleme dadurch nicht. Viele Bürger und Geschäftsleute müssen sich um die Regulierung der entstandenen Sachschäden kümmern, und viele plagt die Sorge: Was passiert, wenn der nächste großen Regen kommt?
Bernhard Ott vom Hotel Christl in der Bayreuther Straße kritisiert Stadt und Stadtwerke: "Wenn das Wasser durch den Kanal reindrückt, bist du machtlos. Bei uns läuft das ganze Wasser vom Rehberg und von der Siedlung zusammen. Beim Hochwasser vor 15 Jahren haben sie eine Begehung gemacht, aber passiert ist nichts." Der Querschnitt das Kanals sei viel zu klein. Auch Anwohner der Weiherer Straße glauben, dass die Kanalisation den Anforderungen nicht gewachsen ist.
Ist das so? Wir haben bei Stadtwerke-Chef Stephan Pröschold nachgefragt. "Eine Stadt entwickelt sich, und die Abwasserentsorgung muss dem natürlich Rechnung tragen", sagt Pröschold. "Die Stadtwerke haben einen Generalentwässerungsplan erarbeitet. Wir arbeiten konsequent Jahr für Jahr an unserem Programm, um Schäden und Undichtigkeiten am Kanalnetz zu beheben und Engpassstrecken, die zu Rückstauereignissen bei Starkniederschlägen führen, durch größer dimensionierte Kanäle auszutauschen. Alle hierfür maßgeblichen abwasserwirtschaftlichen, technischen und topographischen Gegebenheiten einschließlich der statistischen Niederschlagswerte und der Vorgaben zur Überstauhäufigkeit werden berücksichtigt."
Das Kanalsystem ist auf ein fünfjähriges Regenereignis ausgelegt, also den stärksten Regen innerhalb von fünf Jahren. In Zahlen bedeutet das: Die Wassermenge, mit der das Kulmbacher Kanalsystem problemlos fertig werden muss, sind 30 bis 32 Liter pro Quadratmeter in kurzer Zeit.
Auf Extremniederschläge wie am vergangenen Samstag könne man kein Kanalsystem ausrichten: Im Bereich Siedlung und Weiher haben Messungen Regenmengen von 80 bis 100 Litern pro Quadratmeter ergeben. Ein Kanalsystem auf solche Unwetter auszulegen, sei wirtschaftlich unmöglich. "Wenn der Kanal voll ist, kann es einen Rückstau geben. Deshalb muss jedes Haus mit einer Rückstausicherung abgesichert sein. Das liegt nicht in der Verantwortung der Stadtwerke, sondern jedes Hausbesitzers."
Oberbürgermeister Henry Schramm hat sich unmittelbar nach den sintflutartigen Regengüssen an allen Brennpunkten im Stadtgebiet ein Bild der Lage gemacht, vom Rehberg, wo das Wasser teilweise sogar die Teerdecke aufgerissen habe, über Kreuzstein und Luitpoldstraße bis hin nach Leuchau und Forstlahm.
Dort sind Baumaßnahmen für den Hochwasserschutz im Gange, die sich am Wochenende bereits bewährt haben, so OB Schramm. Familie Schieber, die am Tiefenbach wohnt, hat befürchtet, dass die Verrohrung des Tiefenbachs die Anwohner bei Hochwasser vermehrt gefährdet. "Das Wasser fließt jetzt ungebremst auf unser Haus zu", sagt Gudrun Schieber. "Ohne den vor wenigen Wochen ausgehobenen Schutzgraben, den wir gefordert haben, hätten wir das Wasser im Haus gehabt."
Dass die Anwohner am Tiefenbach ohne Wasserschäden davon kamen, sei auch dem großen Regenrückhaltebauwerk zu verdanken, das Teil des Entwässerungskonzepts für das Neubaugebiet ist, entgegnet Stephan Pröschold.
Das unterstreicht auch OB Henry Schramm: "Häuser, die sonst vom Hochwasser betroffen sind, haben diesmal keine nassen Keller bekommen, weil sich die ersten Baumaßnahmen schon positiv ausgewirkt haben." Und es gehe weiter, damit der Hochwasserschutz auch für den Kernbereich Forstlahm besser wird.
Der Oberbürgermeister verweist darauf, dass der Generalentwässerungsplan der Stadt mit einem Volumen von 70 Millionen Euro schon zu einem großen Teil umgesetzt sei. "In den vergangenen Jahren wurden von uns 20 Millionen investiert. Nimmt man die Fördermittel des Freistaats dazu, dann sind es schon 50 Millionen Euro."
Trotzdem gebe es noch neuralgische Punkte, könne es durch punktuelle Starkregenfälle zu Überschwemmungen kommen. Er versicherte jedoch: "Wir werden alles tun, um auch in den nächsten Jahren viel Geld in die Hand nehmen zu können, um die Situation zu verbessern."
OB dankt den Helfern
Oberbürgermeister Schramm ist es ein Anliegen, den Rettungskräften für ihren Einsatz zu danken: "Sie haben stundenlang mit aller Kraft gekämpft und über Stunden Unglaubliches geleistet."
Die Regenflut strömte auch in die neue Tiefgarage von Stadthalle und Zentralparkplatz. "Da ist ja oben noch alles offen. Das Problem war aber überschaubar, das Wasser wurde abgepumpt", so Schramm.
Die Schaffung eines städtischen Hilfsfonds für Hochwasseropfer regte SPD-Stadtratsfraktionsvorsitzender Ingo Lehmann in einem Schreiben an OB Schramm an. Ein solcher Wunsch sei leichter geschrieben als erfüllt, sagt der OB: "Kleine Beträge sind kaum eine Hilfe, und Riesensummen kann die Stadt nicht stemmen." Er werde den Antrag aber prüfen.
Dass es am Pfingstwochenende innerhalb kürzester Zeit gelungen ist, Hunderte von Helfer zu mobilisieren, darauf ist Landrat Klaus Peter Söllner stolz. "Die Leute haben alle ihr Bestes gegeben."
Man kann als OB Millionen in den unsinnigen Zusammenschluss zweiter Tiefgaragen investieren oder die Millionen nehmen und das Kanalnetz sanieren. Die Einweihungsfeier für die neue Tiefgaragenanlage ist sicher wesentlich pressewirksamer - alleine schon wegen Alois Dechant - als der Ausbau des Kanalnetzes mit einem Trennsystem und gezielter Regenwasserableitung. Ich glaube, da liegt der Hund begraben.
Eine Satzung mit dem gesplitteten Abwassergebührensystem würde Globus, Aldi usw. sehr hohe Kosten für die Regenwasserbeseitigung von Dächern und Parkflächen beschweren und für jeden Häuslebesitzer mit kleinem Garten würde sich die Abwassergebühr reduzieren. Wenn ein informierter und engagierter Bürger gegen das alte System klagt, wird die Stadt einknicken, weil das Prozessrisiko viel zu groß ist und die anderen neueren Abwassergebühren umsetzen. Das würde vielen Bürgern mehr Geld in die Taschen bringen und möglicherweise sogar bei den Supermärkten ein Umdenken bei der Regenwassernutzung bewirken.
Aber unser CSU-OB macht weiter wie Merkel, denkt nur an die Wirtschaft und lässt die Bürger im Regen stehen..
Auch wenn es am Samstag ein heftiger Wolkenbruch war, der über Kulmbach abregnete, waren die Schäden bereits spürbar. Wenn es irgendwann zu einem echten Starkregen kommt, der über Stunden hinweg ein vielfaches der letzten Regenmenge mit sich bringt, wird sich erst zeigen, wie verfehlt die Kulmbacher Baupolitik ist. Hier wird nicht versucht, die Flächenversiegelung zu vermeiden, sondern jeder Wassertropfen, der in die Kläranlage kommt, bringt Zaster. Es werden auch keine Hauszisternen bezuschusst, mit denen der Starkregen abgepuffert werden kann und außerdem noch Trinkwasser eingespart wird. Auch das überall übliche Trennsystem ist ein Fremdwort, warum soll für das Regenwasser ein eigener Kanal gebaut werden. Das Regenwasser läuft doch viel effektiver mit dem Schmutzwasser in die Kläranlage und bringt Geld. Also keine gesplittetete Abwassergebühr, da müsste die Industrie und die großene Flächenversiegler zu viel zahlen.
Es ist nicht nur der OB, der eine veraltete Stadtpolitik betreibt, sondern auch die Stadtwerke mit Herrn Pröschold, der nur auf die optimalen Finanzen achtet. Schon unter OB Aures versuchte er, den Kulmbachern den Verkauf des Kanalsystems nach Amerika schmackhaft zu machen. Er ist ein echter Geschäftsmann, der leider vergisst, dass die größte Aufgabe eines Kanalsystems die Funktion ist und danach die Finanzen anzupassen sind.
Es geht einfach nicht, Neubaugebiet einfach an Kanäle in den alten Wohngebieten anzuschließen, weil diese Kanäle aus Kostengründen selten überdimensioniert wurden. Hier müssen andere Lösungen her oder ein Bauen mit Augenmaß erfolgen. Beides fehlt in KU und die Alteinwohner gehen dabei baden. Nur kurz vor den OB bzw. Stadtratswahlen ist zu erwarten, dass sich der eine oder andere Politiker auch für dieses Problem interessiert, aber bis dahin ist noch etwas Zeit.
Wenn z.B. ein Globus den Hauptkanal zur Kläranlage mit Niederschlägen füllt, kommt es in den anderen Kanälen zum Rückstau und auch die Fäkalien fließen dann nicht ab.