Die Stadt Kulmbach erwies am Donnerstagabend der SPD-Landtagsvizepräsidentin und dem langjährigen Regierungspräsidenten Wilhelm Wenning ihre Reverenz.
Schwarz gekleidet vom Scheitel bis zur Sohle, ganz staatstragend, wurde die Frontfrau der Roten im Kreis
Kulmbach am Donnerstagabend im Rathaus mit Gold dekoriert: Landtagsvizepräsidentin Inge Aures (SPD) erhielt aus den Händen ihres Nachfolgers im Amt des Oberbürgermeisters, Henry Schramm (CSU), die Goldene Bürgermedaille und freute sich über die hohe Ehrung der Stadt Kulmbach. "Ich habe keinen Tag bereut", sagte sie zu ihrem Engagement in der Politik, das 1990 mit dem Einzug in den Stadtrat begann.
"Auch ein schöner Beruf"
Aures bedankte sich bei den Bürgern, die ihr bei den Wahlen immer wieder das Vertrauen geschenkt hätten. Und wie man sie kennt, lockerte die ehemalige Rathauschefin die Festversammlung mit einem flotten Spruch auf. Sie sagte: "Ich wäre gern Oberbürgermeisterin geblieben. Aber Henry Schramm hat mich wegbefördert. Jetzt bin ich als Landtagsvizepräsidentin die dritte Frau im Freistaat - das ist auch ein schöner Beruf."
Bevor Timo Ottinger, der neuerdings die Stadthalle bewirtschaftet, die Gäste im Sitzungssaal mit allerlei kulinarischen Köstlichkeiten bewirtete, wurde noch eine zweite Persönlichkeit geehrt: Wilhelm Wenning, der bis Februar oberfränkischer Regierungspräsident war. Er trug sich ins Goldene Buch der Stadt ein.
Das Rathaus verbindet
OB Schramm hatte eine Brücke gefunden, die beide zu ehrenden Persönlichkeiten verbindet: das Kulmbacher Rathaus. Hier sei zwölf Jahre lang Aures' Arbeitsplatz gewesen. "Hier hat sie regiert, Trauungen gehalten - und mich ab und zu ins Schwitzen gebracht."
Und Wenning sei maßgeblich mitverantwortlich, dass das historische Gebäude vor wenigen Jahren saniert werden konnte. Als immer mehr Schäden zutage traten, "als man vor lauter Entkernung vom Erdgeschoss den Himmel sehen konnte", so Schramm, habe er der Stadt mit enormen Mitteln der Städtebauförderung und der Oberfrankenstiftung die schlimmsten Sorgen genommen.
Versöhnliche Worte
In seiner Laudatio bescheinigte der Oberbürgermeister seiner Vorgängerin, dass ihr über die Parteigrenzen hinweg für ihren Fleiß, ihre Zielstrebigkeit und Tatkraft Anerkennung und Respekt entgegengebracht werde. In Kulmbach trügen viele Projekte ihre Handschrift, sagte er und schlug versöhnliche Töne an: "Wir haben gemerkt, dass der andere auch mal recht hat, und haben einen Weg gefunden, für die Menschen zu arbeiten."
Den Ex-Regierungspräsidenten, früher auch OB von Fürth, nannte Schramm einen "Glücksfall für Kulmbach". Es gebe viele Vorhaben, die die Stadt ohne seine Unterstützung nicht hätte bewerkstelligen können. Unter anderem erwähnte er die Sanierung der Tiefgarage mit Umgestaltung des Zentralparkplatzes. Für das aktuelle Millionenprojekt in der Stadtmitte bekomme man dank Wenning die Höchstförderung.
Sparer ist der Depp
Wenning bezeichnete seine Arbeit in der Oberfrankenstiftung als schönste Tätigkeit. Es bereite Freude, hohe Fördergelder vergeben zu können. Früher seien es jährlich 30 Millionen Euro gewesen - jetzt nur noch 17 Millionen. Der Grund dafür: die Null-Zins-Politik der Europäischen Zentralbank. Jeder merke, "wer spart, ist der Depp". Dies dürfe nicht so bleiben. Die deutsche Volkswirtschaft müsse dafür bluten, dass die Südländer nicht mit Geld umgehen können.