Um ein neues Wasserrecht zu bekommen, muss die Kläranlage in Stadtsteinach ertüchtigt werden.
Für das in den den 1980er Jahren errichtete Klärwerk in Stadtsteinach läuft demnächst das Wasserrecht aus. Im derzeitigen Zustand der Anlage wird es auch nicht verlängert. Bereits vor über einem Jahr hatte das Wasserwirtschaftsamt diese Nachricht an die Stadtwerke übermittelt.
Um die Anlage weiter betreiben zu können, muss sie gemäß der aktuellen strengeren Richtlinien und Vorschriften ertüchtigt werden. Die Arbeiten werden im September beginnen. Auf rund 2,5 Millionen Euro hatte das Ingenieurbüro IBP aus Kulmbach nach einer ersten Untersuchung der Bauteile den Investitionsbedarf veranschlagt. Laut Planer Christian Heiß müssen die 40 Jahre alte Vorreinigung erneuert und die Schlammbehälter abgedichtet werden.
750 000 Euro Zuschuss
Das Wasserwirtschaftsamt hatte dazu einen Zuschuss von 750 000 Euro in Aussicht gestellt. Nach der Detailplanung und Ausschreibung hatte der Stadtrat schließlich im Juni diesen Jahres die Aufträge für die größten Baumaßnahmen vergeben: Die Arbeiten zum baulichen Anlagenteil der mechanischen Vorreinigung für 1,12 Millionen Euro und den Neubau des Zulaufhebewerks plus Prozessleittechnik für 98 000 Euro.
Die beiden Schlammbehälter werden nun aber nicht abgedichtet. Sie sind bereits abgebaut und werden durch neue ersetzt. Die Abwässer kommen in Stadtsteinach auf tieferem Niveau an und müssen zur Kläranlage hochgepumpt werden. Einmal, oft auch zweimal pro Woche müssen derzeit die bisherigen Schaufelrad-Pumpen gereinigt werden, weil sie verstopfen, erläutert Klärwärter Fred Hennemann eines der technischen Probleme der jetzigen Anlage, das nun behoben wird.
Warnmeldung nach Hause
Die neuen Spiralpumpen werden das Schmutzwasser quasi in die Anlage hochschrauben und benötigen erheblich weniger Wartungsaufwand. Auch nach der Ertüchtigung der Anlage obliegt Hennemann die Überwachung - falls sich ein größeres Problem einstellen sollte, auch nach Dienstschluss. Dann bekommt er eine Warnmeldung nach Hause.
Reparaturen erledigt Hennemann soweit möglich selbst, notfalls mit Hilfe des Bauhofs, wenn einmal mehr Manpower notwendig ist. Der Schlamm, der in den drei Becken vom Wasser abgesetzt wird, wird in weitere Becken gepumpt und getrocknet. Er wurde bisher als Dünger auf landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht. Das ist künftig nicht mehr erlaubt. Klärschlamm soll künftig nur noch verbrannt werden, was voraussetzt, dass er nur noch eine geringe Feuchtigkeit haben darf.
Für dieses Jahr hat der Stadtrat allerdings beschlossen, ihn noch einmal landwirtschaftlich ausbringen zu lassen. Erwartet werden 2000 Kubikmeter. Die Entsorgungskosten belaufen sich auf insgesamt 54 500 Euro.
In absehbarer Zeit wird auch das Klärwerk an das Glasfasernetz angeschlossen, ergänzt Bürgermeister Roland Wolfrum.
Bald Glasfaseranschluss?
Die Funktionen der Anlage mit drei elf Meter tiefen Klärbecken werden ständig durch Sensoren geprüft, deren Messwerte an einer Funktionswand im Klärwärterhaus angezeigt werden. Mit Glasfaseranschluss können diese dann überall per Laptop oder Tablet empfangen werden. "Doch das ist noch Zukunftsmusik". Die irgendwann anstehende Digitalisierung wird in der Kläranlage allerdings keinen Arbeitsplatz vernichten. Weniger als ein Klärwärter geht nun mal nicht. Fred Hennemann ist dennoch nicht ganz allein. Die beiden Klärwärter innerhalb der Verwaltungsgemeinschaft vertreten sich gegenseitig, die Zusammenarbeit zwischen Stadtsteinach und Rugendorf funktioniert.
Weitere "Helfer" hat Fred Hennemann auch noch: Im dritten Klärbecken haben sich Enten eingenistet. "Die bringen auch ihre Kleinen mit", erzählt er. Nachdem die Becken nicht randvoll sind, hat er ein langes Brett schräg im Becken bis zum Rand hoch installiert - "sozusagen eine Ententreppe".