Hilfe: Die Schnecken kommen!

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Am Tag verkriechen sich die Schnecken unter Steinen, nachts vertilgen sie junge Gemüsepflanzen und Blumen.
Am Tag verkriechen sich die Schnecken unter Steinen, nachts vertilgen sie junge Gemüsepflanzen und Blumen.
Dagmar Besand

Nacktschnecken fallen zu Tausenden über die Gärten her und fressen Gemüse- und Blumenbeete kahl. Warum es so viele sind - und wie man der Plage Herr wird.

Sie kommen, wenn es dunkel wird und fallen über die liebevoll gehegten und frisch angepflanzten Beete her: Nacktschnecken sind Teil der Natur, können aber zum Albtraum jedes Gartenbesitzers werden, wenn sie zu Tausenden angekrochen kommen. Genau das passiert derzeit in vielen Gärten in Stadt und Landkreis Kulmbach. "Meine gerade gepflanzten Zucchini und Gurken - alle weg", schreibt uns eine Leserin auf unserer Garten-Facebookseite "Die Traumgarten AG", bei anderen sitzt ein Schleimer auf jedem Salatblatt, vom Basilikum steht nur noch ein Stummel. Lilien und Dahlien - durchlöchert.

Zartes Grün ist ein Festessen

"Die Schnecken sitzen zur Zeit überall", beobachtet auch Günter Reif. Der passionierte Hobbygärtner ist Vorsitzender des Kulmbacher Kreisverbands für Gartenbau und zieht jedes Jahr Tausende einjährige Sommerblumen selbst an: "Die pflanze ich, damit auch im Spätsommer etwas blüht und die Insekten auch dann noch Nahrung finden."

Ein guter Plan. Dumm nur, dass die zarten Blumensetzlinge auch bei den Schnecken heiß begehrt sind. Wenn Günter Reif die in stundenlanger mühevoller Arbeit pikierten Pflänzchen nicht schützt, ist seine Mühe vergebens. "In einer Nacht ist da alles weg. Das zarte Grün ist ein Festessen für sie."

Noch sind es weniger die berüchtigten Spanischen Wegschnecken, die Gartenbesitzer zur Verzweiflung treiben, sondern die kleinen Gartenwegschnecken. Diese sind nur wenige Zentimeter lang, aber sie treten in Horden auf und sind genauso gefräßig wie die großgewachsene Verwandtschaft.

Warum sind dieses Jahr so viele Schnecken in den Gärten, dass sie zur Plage werden? Günter Reif, der sich seit vielen Jahren intensiv mit Schnecken beschäftigt und auch Vorträge hält, hat dafür eine einfache Erklärung: In den sehr trockenen und heißen Sommern vor 2021 wurden sie stark dezimiert. Doch letztes Jahr hat es viel geregnet, die Populationen haben sich erholt."

Tagsüber verstecken sich die Tiere überall dort, wo es dunkel und feucht ist, graben sich sogar in den Boden ein. Nachts stürmen sie dann die Beete.

Unter günstigen Lebensraum- und Nahrungsbedingungen vermehren sich

Schnecken schnell und stark. Sie sind Zwitter, jedes Exemplar kann zwei Mal im Jahr bis zu 400 Eier legen. Das legt den Grundstein für eine neue und noch größere Plage im Folgejahr.

Ganz wichtig zu wissen: Nicht jede Schnecke ist ein Feind für Kulturpflanzen, betont Gartenexperte Reif. Nützliche Schneckenarten im Garten sind Schnirkelschnecken, Weinbergschnecken, Garten-Bänderschnecke, und die Schnegel, wobei der räuberische Tigerschnegel fleißig hilft, die Population der anderen Nacktschnecken in Schach zu halten. Gehäuseschnecken sind friedliche Pflanzenfresser, die abgestorbenes Material vertilgen und unsere Gärten aufräumen.

Schon, um sie zu schützen, ist die Verwendung von Schneckenkorn keine gute Wahl. Günter Reif setzt es nur im äußersten Notfall ein, um seine vielen noch zarten Pflänzchen vor dem Gefressenwerden zu bewahren. "Und auch dann sollte man nur ein Mittel mit dem Wirkstoff Eisen-III-Phosphat benutzen, das für andere Tiere ungiftig ist." Am humansten sei es, die Schnecken mit einer Schere zu zerschneiden.

Anna-Lena Neubig, Kreisfachberaterin für Gartenkultur und Landespflege, rät von Schneckenkorn grundsätzlich ab und empfiehlt Schneckenzäune und andere Barrieren zur Abwehr. Auch für die Fachberaterin gilt: "Wenn der Druck zu groß wird und man die Übermacht der Schnecken letztlich doch mit Gewalt beseitigkämpfen muss, dann ist das Töten mit der Schere das Verträglichste für alle anderen Gartenbewohner."

Fünf Methoden

Noch mehr Schnecken Tigerschnegel sind des Gärtners Freunde: Die an ihrem Tigermuster leicht zu erkennenden Schnegel jagen Nacktschnecken und fressen auch ihre Eier.

Barrieren Schneckenzäune sind ein wirksamer Schutz, jedoch für große Beetflächen kostspielig. Schneckenkragen können einzelne Jungpflanzen schützen. Auch Umrandungen aus Schafwolle sind effektiv.

Absammeln Dass Schnecken sich gerne dort verstecken, wo es dunkel und feucht ist, kann man ausnutzen: Rhabarberblätter, Bretter oder Steine auslegen - und morgens die Tiere dort und in den Beeten absammeln.

Natürliche Feinde Igel und (Lauf) Enten sowie manche Vögel verputzen Nacktschnecken. Die Spanischen Wegschnecken haben bei uns jedoch keine natürlichen Feinde: Ihr bitterer Schleim schreckt Fressfeinde ab.

Mord Letzter Ausweg beim Massenansturm ist die Tötung der Schnecken. Damit diese dabei nicht unnötig leiden, ist folgende Methode die beste (wenn auch für den Ausführenden die unangenehmste): Das Durchschneiden mit einer Schere (hinter dem Schild am Kopf) führt sofort zum Tod. Wer die Schnecken dagegen erstickt, ertränkt, mit heißem Wasser übergießt, mit Salz bestreut oder vergiftet, quält sie.