Wer in München das neu gedeckte Dach des Rathauses betrachtet, sich am Königssee die Bob-Bahn besieht oder in Bad Tölz die Montessori-Schule, der blickt auf Handwerkskönnen made in Kulmbach. An allen genannten Objekten war die Kulmbacher Holzbaufirma Fleischmann beteiligt.
Und auch am Heimatstandort des Unternehmens hat sich sichtlich viel getan: Auf der einstmals grünen Wiese im Gewerbegebiet Leitenacker in Seidenhof recken mächtige Montagehallen ihre Holzfassaden in die Höhe.
Im Inneren betätigen sich unter anderem die beiden Auszubildenden Roman Saks (3. Lehrjahr) und Maximilian Schaller (2. Lehrjahr) an der Druckluft-Nagelpistole. Nur schauen ihnen diesmal prominente Gäste über die Schulter: Sebastian Peine, Leiter der Agentur für Arbeit Bayreuth-Hof, sowie Landtagsabgeordneter Martin Schöffel (CSU). Im Nachgang zum "Tag der Ausbildung" verschafft sich der Wunsiedler beim ausbildungsstarken Betrieb einen Eindruck - und zeigt sich angetan.
"Eine Lehrlingsquote von 15 Prozent ist beachtlich und belegt buchstäblich, aus welchem Holz das Unternehmen geschnitzt ist." In der Tat: Unter den 80 Mitarbeitern sind 13 Azubis.
"Junge und gute Leute ans Unternehmen zu binden, davon haben doch beide Seiten etwas", gibt Firmenchef Harald Fleischmann als Devise aus. Der Zimmerermeister ist selber erst auf dem zweiten Bildungsweg zum Holzbau gekommen. Der gelernte Kfz-Mechaniker hat binnen weniger Monate gemeinsam mit Ehefrau Petra und seinem Team auf dem 20 000 Quadratmeter großen Areal eine beachtliche Fertigung modernster Prägung und nach aktuellen Standards hochgezogen.
Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU) sagt, er habe 2007 den Wunsch des Ehepaars nach so viel Fläche zunächst für etwas übertrieben gehalten. "Aber wenn ich mir das anschaue, dann war es die richtige Entscheidung, das möglich gemacht zu haben.
Ich habe Hochachtung vor so viel Unternehmergeist."
Respekt zollt er Harald Fleischmann auch für seinen Mut zur Ausbildung. "Gerade in unserer Region kommt es darauf an, dass wir keinen jungen Menschen verlieren. Deswegen ist jede Stelle ein Gewinn." Harald und Petra Fleischmann bekunden, es sei nicht immer einfach, geeignete Kräfte zu bekommen. "Man muss zugeben, dass die Qualität der Bewerber nachgelassen hat. Viele zieht es auch gleich ins Studium, die sind für uns erst einmal verloren."
Vorteil duale Ausbildung Landrat Klaus Peter Söllner (FW) warnt davor, den Erfolg einer Region an der Zahl der Studierten festzumachen. "Wir müssen wegkommen von diesem Dogma.
Die erfolgreiche Entwicklung im Kreis hängt ganz entscheidend auch mit dem Erfolgsmodell der dualen Ausbildung zusammen."
Dass nahezu jedem Schulabgänger ein Ausbildungsplatz gegenübersteht, belegen die Zahlen von Sebastian Peine. Der Agenturchef aus Bayreuth erinnert beim Besuch in Kulmbach an Zeiten, "als wir aus den Betrieben noch Lehrlingsstellen rauskitzeln mussten. Mittlerweile sind solche Projekte wie der Tag der Ausbildung dazu da, sich als Unternehmen bei den Jugendlichen und deren Eltern ins Gedächtnis zu bringen."