Gastronomie: Die Hoffnung auf Normalität

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So ausgelassen feiern, das ist in Gaststätten und Biergärten aufgrund der Corona-Einschränkungen noch nicht möglich. Symbolbild: J. Woitas, dpa
So ausgelassen feiern, das ist in Gaststätten und Biergärten aufgrund der Corona-Einschränkungen noch nicht möglich.   Symbolbild: J. Woitas, dpa

Der Hotel- und Gaststättenverband hofft, zeitnah "einigermaßen auf das Level vor der Corona-Krise zurückzukehren", sagt Vorsitzender Stephan Ertl.

Die heimische Gastronomie plagt sich wieder in die Normalität - aber ohne dabei zu jammern. Das war der Tenor bei der Jahresversammlung des Hotel- und Gaststättenverbands im Landkreis Kulmbach, die im Gasthaus Frankenwald in Stadtsteinach-Unterzaubach stattfand. Nach einer "so noch nie gekannten" Situation, wie Kreisvorsitzender Stephan Ertl es nannte, wolle man nun wieder "einigermaßen auf das Level vor der Corona-Krise" zurückkehren.

Kompliziert und differenziert seien derzeit noch die Vorgaben, in denen sich die gastronomischen Betriebe zurechtfinden müssten, wie Dehoga-Bezirksgeschäftsführer Günther Elfert feststellte. Gut nannte er die Senkung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie, die der Verband allerdings dauerhaft und einheitlich auf sieben Prozent hätte sehen wollen. Dass der neue Satz zunächst nur für ein Jahr gelte, beziehungsweise bis Jahresende auf fünf Prozent reduziert sei, sei wohl mit dem Bundesfinanzministerium nicht anders verhandelbar gewesen, mutmaßte er.

Die sieben beziehungsweise fünf Prozent beziehen sich allerdings laut Elfert nur auf das Essen, weiterhin 19 beziehungsweise bis Jahresende 16 Prozent seien bei Getränken fällig. Das mache Abrechnungen nicht einfach.

Komplizierte Regelung

Unabhängig davon, dass die Gasträume zurzeit nur vermindert belegt werden können, seien auch die Schutzvorgaben je nach gastronomischer Situation kompliziert. Nach wie vor gelten dem Dehoga-Sprecher zufolge die allgemeinen Abstandsregeln. Dass in Gasträumen bis 100 Personen gestattet werden, draußen aber 200, sei kein Problem. Komplizierter sei es an Büffets: "Bei Selbstbedienung müssen die Gäste neben Masken auch Einmalhandschuhe benutzen, bei Bedienung am Büffet reichen Masken. Handschuhe braucht nur die Bedienung." Weder Masken noch Handschuhe seien allerdings bei geschlossenen Gesellschaften gefordert. Dann könnten die Tische auch wie gewohnt besetzt werden - bis höchstens zehn aber bei nicht geschlossenen Gesellschaften im allgemeinen Gastbetrieb.

Beim Wechsel der Gäste seien Tische schon immer gereinigt worden, so Elfert. Ebenso gewechselt werden müssten derzeit generell die Tischdecken, selbst Blumenvasen müssten für den nächsten Gast vorher gewaschen werden.

Bestecke in einem Container am Tisch vorzuhalten, sei derzeit tabu. Generell gelte: Alles, was ein Gast am Tisch hätte berührt haben können, müsse für den nächsten Gast gereinigt beziehungsweise neu aufgelegt werden.

Bis zu 5000 Euro Strafe

Sollten sich Gäste gegen die bestehenden Schutz- und Abstandsvorgaben wehren, so empfahl Elfert dringend, vom Hausrecht Gebrauch zu machen, sonst drohe eine Strafe in Höhe von bis zu 5000 Euro für die Betriebe. Auch der Imageschaden wäre enorm, sollte es zu einer Infektion kommen.

Elfert informierte die Gastronomen auch über Überbrückungsbeihilfen und deren Bedingungen sowie über die neuen geforderten technischen Sicherheitseinrichtungen (TSE) für die Kassensysteme. Ebenso ließen sich die Gastronomen die neuen Formen und Bedingungen der betrieblichen Altersvorsorge für die in der Gastronomie Beschäftigten eingehend informieren.

Auf die neue Werbeplattform des Landkreises wies Kreisvorsitzender Ertl die Versammlung hin. Im Bereich Wandertourismus sehe man einen zunehmenden Aufwärtstrend , auch in der Verweildauer.

"Wir haben jetzt sogar Gäste aus dem Münchner Raum, woher vorher fast niemand nach Oberfranken gekommen war."

Es werde kurzfristig auch ein Netzwerk von Museen und Kulturstätten geben, sagte er. Der Hotel- und Gaststättenverband werde zu verschiedenen Stationen im Kultursektor demnächst Exkursionen für Gastronomen anbieten. Er riet zur Teilnahme, "um diese dann kompetenter aus eigener Anschauung den Gästen empfehlen zu können."

"Jungunternehmer" willkommen

Die Bedeutung der Gastronomie für die weitere touristische Erschließung der Region und in den einzelnen Kommunen unterstrich der Stadtsteinacher Bürgermeister Roland Wolfrum (SPD). "Fränkische Gastlichkeit und Spezialitäten prägen die Region," sagte er.

Dass auf diesem Gebiet noch einiges zu tun sei, erläuterte er am Beispiel von Stadtsteinach. Es sei am Marktplatz gastronomisch "schon ruhiger geworden". "Wir sind für jeden Jungunternehmen auf diesem Gebiet dankbar, der sich engagieren will."