Der Anschluss an die Fernwasserversorgung ist am günstigsten. Diese Botschaft wurde den Untersteinachern am Mittwoch bei der Bürgerversammlung vermittelt.
Die Zukunftsentscheidung über die wichtigste gemeindliche Aufgabe zur Daseinsvorsorge, die Belieferung der Einwohner mit Trinkwasser, war zentrales Thema der Bürgerversammlung. Daneben ging es bei der Zusammenkunft in der Schulturnhalle, die mehr den Charakter einer Informationsveranstaltung hatte, um die Frage, warum das Wasser nach wie vor abgekocht werden muss (siehe gesonderten Artikel).
Die Gemeinde hatte den Abend deshalb professionell vorbereitet und eine ansehnliche Expertenrunde aufgeboten: Das Staatliche Gesundheitsamt war mit der neuen Leiterin Camelia Sancu, Ralf Queck und Joachim Steiß vertreten, das Landratsamt mit Landrat Klaus Peter Söllner und der Leiterin der Rechtsaufsicht, Kathrin Limmer, das Ingenieurbüro Baurconsult in Haßfurt mit Geschäftsführer Andreas Baur und Ingenieur Sven Müller und die Fernwasserversorgung Oberfranken (FWO) mit Vorsitzendem Heinz Köhler und Verbandsdirektor Markus Rauh.
Bürgermeister Volker Schmiechen (SPD) machte gleich zu Beginn deutlich, wie er sich die Behandlung des Themas vorstellt. Man müsse, betonte er, offen und ehrlich miteinander umgehen, Seitenhiebe unter der Gürtellinie seien der Sache nicht dienlich. "Es bringt auch nichts, zurückzuschauen und zu fragen, was man vor zehn oder 15 Jahren hätte besser machen können."
In seiner Sitzung am 7. März hatte der Gemeinderat bereits die erste von drei vorgestellten Varianten aus Kostengründen verworfen. Die beiden anderen - kompletter Anschluss an die FWO (Variante 2) und Beibehaltung der eigenen Versorgung (Variante 3) - stellte Sven Müller vom Ingenieurbüro den Bürgern vor.
Variante 2Folgende Maßnahmen sind vorgesehen:
• Außerbetriebnahme der Hochbehälter Tiefzone und Hochzone, des Pumpwerks und des Überhebepumpwerk sowie des Brunnens Pressecklein
• Verlegung einer Leitung mit dem Durchmesser DN 200 vom Abgabeschacht Hummendorf bis zur Hochzone Melm
• Kosten einschließlich Ortsnetzsanierung: 2 355 000 Euro.
Variante 3 • Außerbetriebnahme der Hochbehälter Tiefzone und Hochzone sowie des Pumpwerks und des Überhebepumpwerks
• Bestandsaufnahme und Sanierung des Brunnens "Pressecklein" samt Gebäude zur bedarfsweisen Mischung mit FWO-Trinkwasser (Abgabeschacht Untersteinach)
• Neubau des Hochbehälters Tiefzone (700 Kubikmeter) mit Drucksteigerungspumpwerk Hochzonen
Kosten einschließlich Ortsnetzsanierung: 3 660 000 Euro.
Müller machte deutlich, dass die beiden Hochbehälter stark sanierungsbedürftig sind. Bei verkauften 70 000 Kubikmetern seien bislang 140 000 Kubikmeter ins Netz eingespeist worden, Der Einbau einer neuen Uhr im "Pressecklein" habe aber nur eine Menge von 110 000 Kubikmetern ergeben. Nach der Ortsnetzsanierung dürften sich die Wasserverluste langfristig auf 20 000 Kubikmeter reduzieren.
Der Ingenieur stellte ferner heraus, dass auch der Wirtschaftlichkeitsvergleich für einen Betrachtungszeitraum von 50 Jahren zugunsten der FWO ausfällt. Die Jahreskosten würden hier 186 000 Euro betragen, bei einer Beibehaltung der eigenen Versorgung 208 000 Euro - Summen, die sich sogar noch verringern könnten: "Bei weiteren Schritten ist der Erhalt von Zuwendungen zu prüfen."
Andreas Baur zeigte auf, dass die FWO im Vergleich zur derzeitigen Untersteinacher Wasserversorgung auch bei den Werten für Nitrat und Sulfat sowie beim Härtegrad besser abschneidet.
Zuvor hatten FWO-Vorsitzender Heinz Köhler und Verbandsdirektor Markus Rauh über die Fernwasserversorgung informiert, deren wichtigstes Standbein die Talsperre Mauthaus im Landkreis Kronach sei. Von dort kämen 85 Prozent der Wasserlieferungen an acht Landkreise und sieben Städte. Der Wasserpreis von 80 Cent pro Kubikmeter sei seit 1997 konstant, der Puffer zwischen der bereitstehenden und abgegebenen Menge betrage sechs Millionen Kubikmeter, was Versorgungsprobleme ausschließe. "Bei uns können Sie aufdrehen", sagte Rauh, demzufolge die Grundwasserbildung immer mehr abnehme. "Der Klimawandel findet offenbar statt. Und bei Trockenperioden ist die Talsperre unempfindlicher als Quellen. Bei uns gab es in 40 Jahren keinen einzigen Ausfalltag."
Die Diskussion verlief dann zwar nicht unter der Gürtellinie, zeitweise aber turbulent. WGU-Vorsitzender Helmut Bergmann lieferte sich einen Disput mit Verwaltungsleiter Martin Betz über angeblich verschiedene Zahlen zu Wasserlieferungsverträgen mit der FWO für den Ortsteil Hummendorf, wobei Betz den Vorwurf der "Geheimniskrämerei" zurückwies: "Wir haben Ihnen die Daten der Lieferungsverträge gegeben, es gibt keine anderen." Was die künftige Wasserversorgung betrifft, vertrat Bergmann ("Ich habe nichts gegen die FWO") die Auffassung, dass sich die Gemeinde nicht vollkommen abhängig machen sollte: "Wenn ich einen eigenen Brunnen habe, dann will ich den behalten."
Bernhard Herrmann fordert Bürgerentscheid
Bernhard Herrmann wandte sich kritisch an den Bürgermeister und sprach von einer Werbeveranstaltung: "Sie sind schon ein Fuchs, Sie ändern selbst die Tagesordnung. Von einer Selbstdarstellung der FWO stand da nichts drin." Als der Untersteinacher zu längeren Ausführungen mit Hinweisen auf gesetzliche Vorgaben anheben wollte, wurde er von einem Bürger unterbrochen: "Lassen Sie uns doch die Infoveranstaltung fortsetzen." Als dann die ersten Teilnehmer den Saal verließen, lenkte Herrmann ein. "Im Sinne der Veranstaltung höre ich jetzt auf."
Wenig später meldete er sich aber nochmals zu Wort. Unter Hinweis auf Artikel 18a, Absatz 2, der bayerischen Gemeindeordnung forderte er die Durchführung eines für die Gemeinde Untersteinach verbindlichen Bürgerentscheids mit der Fragestellung, ob die künftige Wasserversorgung unter Beibehaltung des gemeindeeigenen Brunnens oder ausschließlich durch den Bezug von Fremdwasser erfolgen soll.
Während weder der Bürgermeister noch Verwaltungsleiter Betz auf den Antrag reagierten, wurde Heidi Werners Frage, ob noch ein weiteres unabhängiges Planungsbüro eingeschaltet werde, verneint. "Das würde nicht unerhebliche Kosten aufwerfen. Das macht keinen Sinn", sagte Volker Schmiechen.
Sein Stellvertreter Hans-Peter Röhrlein brachte es auf den Punkt: "Als Gemeinde müssen wir uns auf die Fachleute verlassen können." Zuvor hatte er sich als Verfechter des eigenen Brunnens zu erkennen gegeben, dabei aber eingeräumt: "Die Frage ist aber, ob die Bürger das bezahlen wollen. Wenn die Mehrheit das ablehnt, dann werden wir uns für die FWO entscheiden."
Gemeinderat Markus Weigel (WGU) bat darum, klar herauszustellen, warum nicht zuerst das Ortsnetz saniert wird und erst dann der eventuelle Anschluss an die FWO erfolgt. Dies begründete Bürgermeister Schmiechen mit den Vorschriften zur Vorhaltung von Löschwasser. Wir hätten sonst ein Problem im Brandfall, da fehlen uns dann 200 Kubikmeter.
Nach den Fördermitteln für die beiden Varianten erkundigte sich Klaus Georg Purucker. Ihm antworteten Schmiechen und Verwaltungsleiter Betz, dass dies selbstverständlich geprüft werde und die Gemeinde derzeit dabei sei, "zu schauen, wo wir etwas bekommen".
Helmut Bergmann ging auf die FWO-Wasserqualität ein. "Seid ihr deshalb besser, weil ihr das Wasser mit zig Chemikalien reinigt?", wollte er wissen. Verbandsdirektor Markus Rauh unterstrich die Notwendigkeit, das Oberflächenwasser aufzubereiten. Dazu würden auch Chemikalien eingesetzt, damit zum Beispiel Blätterreste filtrierbar werden. "Es gibt aber diesbezüglich keine Rückstände im Trinkwasser", versicherte er. Wegen der weiten Strecken, die das Wasser bis zu den Verbrauchern zurücklegen müsse, sei auch eine sogenannte Transport-Chlorung in bestimmter Konzentration notwendig.
Eine Bürgerin fragte nach der Sicherheit: "Welche Vorkehrungen werden getroffen, um die Talsperre vor Verunreinigungen zu schützen?" Rauh räumte ein, dass eine latente Gefahr, zum Beispiel durch Terroranschläge, immer vorhanden sei. Er verwies aber auf die Sicherheitskonzepte, die sowohl der Freistaat als Betreiber der Talsperre als auch die FWO selbst hätten. Rauh: "Die Konzepte kann ich in der Öffentlichkeit natürlich nicht diskutieren, aber sie können davon ausgehen, dass wir merken, wenn ein Tanklastzug Richtung Mauthaus fährt."
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OBRIGKEIT IGNORIERT ANTRÄGE
Leider befasst sich der obige Artikel umfangreich vorrangig mit formellen Äußerlichkeiten, anstatt in erster Linie sachbezogene Inhalte und Anliegen zu vermitteln; beispielsweise:
Der frühere Gemeinderat Christian Lotter wird überhaupt nicht zitiert: Nachdem dieser mit lauter Stimme vorgeschlagen hatte, die BAURCONSULT-Power-Point-Präsentation auf die gemeinde-offizielle Untersteinacher Homepage zu stellen, beantragte der „streitbare“ Bürger Bernhard Herrmann weitergehend:
• „Da der Öffentlichkeit bislang lediglich die Bilder der ’BAURCONSULT-Power-Point-Präsentation’ bekannt sind, wird hiermit die Möglichkeit zur Einsichtnahme (- im Untersteinacher Rathaus -) in die gesamte Studie ’Sanierungskonzept Wasserversorgung Untersteinach’ beantragt.“
Der amtierende 2. Bürgermeister Hans-Peter Röhrlein wird zwar mit allgemeinen Äußerungen erwähnt; aber hauptsächlich befürwortete dieser doch die „Mitentscheidung der Bürger“ vor dem endgültigen Gemeinderats-Beschluss: Diesen Vorschlag griff Bernhard Herrmann auf und stellte hieran anschließend den im Artikel benannten konkreten Antrag auf Bürgerentscheid gemäß Artikel 18 a, Absatz 2 der bayerischen Gemeindeordnung:
• „Hiermit wird gemäß der Bayerischen Gemeindeordnung Artikel 18a Absatz 2 die Durchführung eines für die Gemeinde Untersteinach verbindlichen Bürgerentscheids mit der Fragestellung beantragt, ob die künftige Wasserversorgung unter Beibehaltung des gemeindeeigenen Brunnens oder ausschließlich durch den Bezug von Fremdwasser erfolgen soll.“
Dass, wie Herr Redakteur Peter Müller schreibt, „weder der Bürgermeister noch Verwaltungsleiter Betz auf den Antrag reagierten“ (- an sich auf BEIDE Anträge … und WARUM eigentlich? -), wird dieser vorbezeichnete streitbare ’Bürger draußen’ der Verwaltung gewiss nicht so sang- und klanglos durchgehen lassen; selbst auf die Gefahr hin, von irgendwelchen Partei-Claqueuren oder sonstigen Dumpfbacken etwas «in die Fresse» zu kriegen!
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