Für die Tonne viel zu schade

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65 Kilogramm Lebensmittel wirft jeder Bürger in Bayern statistisch gesehen pro Jahr in die Mülltonne. Das muss nicht sein und soll sich - wenn es nach Landwirtschaftsminister Helmut Brunner geht - auch ändern. Am Freitag stellte er in Kulmbach seine Initiative gegen Lebensmittelverschwendung vor. Foto: Patrick Pleul/dpa
65 Kilogramm Lebensmittel wirft jeder Bürger in Bayern statistisch gesehen pro Jahr in die Mülltonne. Das muss nicht sein und soll sich - wenn es nach Landwirtschaftsminister Helmut Brunner geht - auch ändern. Am Freitag stellte er in Kulmbach seine Initiative gegen Lebensmittelverschwendung vor.  Foto: Patrick Pleul/dpa
Lebensmittelverschwendung - ein Thema für den Mittelstand? Darüber diskutierten (von rechts) der Kulmbacher Diakonie-Geschäftsführer Karl-Heinz Kuch, Brit Schulz-Lahmann von der Dussmann-Gruppe, Mathias Warwel von der Kulmbacher Firma Ireks, Professor Franz-Theo Gottwald von der Schweisfurt-Stiftung und Moderator Werner Prill. Foto: Stephan Tiroch
Lebensmittelverschwendung - ein Thema für den Mittelstand? Darüber diskutierten (von rechts) der Kulmbacher Diakonie-Geschäftsführer Karl-Heinz Kuch, Brit Schulz-Lahmann von der Dussmann-Gruppe, Mathias Warwel von der Kulmbacher Firma Ireks, Professor Franz-Theo Gottwald von der Schweisfurt-Stiftung und Moderator Werner Prill. Foto: Stephan Tiroch
 
Der bayerische Landwirtschaftsminister Helmut Brunner hat der Lebensmittelverschwendung den Kampf angesagt.
Der bayerische Landwirtschaftsminister Helmut Brunner hat der Lebensmittelverschwendung den Kampf angesagt.
 

Der Freistaat will die Verschwendung von Lebensmitteln verringern. Wie das gehen soll, wurde am Freitag bei den 3. Bayerischen Ernährungstagen in Kulmbach diskutiert.

Man stelle sich die Flotte von 73 000 Lastwagen vor, die hintereinander in Reihe stehen und eine Fracht von 1,3 Millionen Tonnen transportieren. So viele Lebensmittel wandern jedes Jahr in Bayern in die Mülltonne oder bleiben bereits bei der Produktion auf der Strecke. Statistisch gesehen wirft jeder Bürger im Freistaat pro Jahr 65 Kilogramm Nahrungsmittel weg. Das muss nicht sein und soll sich - wenn es nach Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) geht - ändern. Am Freitag stellte er seine Initiative gegen Lebensmittelverschwendung im Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn) auf dem Mönchshof-Gelände vor.

Um die Wegwerfquote zu vermindern seien Erzeuger, Handel und Verbraucher gefragt, sagte der Minister zum Auftakt der 3. Bayerischen Ernährungstage, die unter dem Motto stehen "Restlos gut essen - nachhaltige Ernährung im 21. Jahrhundert". Besonders betroffen mache es ihn, dass ein Großteil der Lebensmittel zum Zeitpunkt ihrer Entsorgung noch genießbar gewesen wäre. "Das können wir uns nicht leisten", sagte Brunner, der mehr Wertschätzung für die Lebensmittel forderte.

Die Verlustrate in der bayerischen Landwirtschaft (3,4 Prozent), bei der Lebensmittelverarbeitung (1,5 Prozent) und beim Handel (3,3 Prozent) bleiben im Rahmen. Um hier noch etwas zu verbessern, so der Minister, fördert der Freistaat moderne Lagerhallen für Obst, Gemüse und Kartoffeln sowie Maßnahmen zur Verbesserungen der Tiergesundheit.

Handlungsbedarf bei Haushalten

Den dringendsten Handlungsbedarf sieht Brunner bei den Privathaushalten, wo der meiste Lebensmittelabfall produziert wird - Wegwerfquote sechs Prozent. Deshalb wird ein Bildungs- und Aufklärungsprogramm für Verbraucher aufgelegt. Insgesamt fallen in bayerischen Haushalten jedes Jahr 836 000 Tonnen Lebensmittelabfälle an. Nach Einschätzung der KErn-Wissenschaftler, die im Rahmen einer Studie den Abfall untersuchten, könnte fast die Hälfte davon durch korrekte Lagerung, planvolles Koch- und Essverhalten vermieden werden.

Vor Fachpublikum aus ganz Bayern diskutierte eine Reihe von Experten über die Herausforderungen der Ernährungswirtschaft. Professor Franz-Theo Gottwald von der renommierten Schweisfurt-Stiftung stellte fest, dass mit frischen, regionalen Produkten ("Bio ist nicht prinzipiell besser") und weniger Fleisch die richtige Richtung vorgegeben ist. Und darin liegt nach seinen Worten auch ökonomisches Potenzial: "Da tut sich ein neuer Trend auf mit der Chance für die Unternehmen, den Markt zu gestalten."

"Was ist enkeltauglich?"

Gottwald zufolge geht es um die Frage: "Was ist enkeltauglich?" Jeder könne mit seinem Ernährungsstil zu Veränderungen beitragen. "Nichts ist alternativlos, wir gestalten diese Welt als denkende Menschen."