Seit 60 Jahren gibt es in Stadtsteinach den Stammtisch im "Weißen Rößl".
Es begann alles 1956 damit, also vor 60 Jahren, als ein Vertreter im Gasthof "Weißes Rößl" in
Stadtsteinach erschien und dem Besitzer Karl Hebentanz den Vorschlag unterbreitete, ein Golf-Billard-Spiel in seinem Lokal aufzustellen. Anfänglich noch skeptisch beäugt wurde dieses Versuchsobjekt ein Renner, denn dies sollte der Beginn eines bis heute währenden Stammtisches werden.
Sofort trafen sich sieben begeisterte Spieler. Erich Töldte, Karl Hebentanz, Ludwig Weidner, Hans Harburger, Karlheinz Wolfrum, Ludwig Kotschenreuther und Josef Witzgall waren die Urväter dieses Billard-Clubs, und die Mitgliederzahl wuchs beständig. Der Vereinsabend war und ist bis heute der Freitag. Im Jahre 1962 wurde der Club in "Stammtisch Weißes Röß´l" umbenannt.
So kamen auch Hans Tempel, Leonhard Schübel, Edmund Ultsch, Konrad Lederer, Edmund Pfändner, Leonhard Schübel, Manfred Schomberg, Peter Dietz, Reinhold Nagel, Manfred Jäckel und weitere gesellige Stammtischler dazu. Auch wenn die Gründungsväter nicht mehr leben, so tragen doch viele die Tradition weiter, fest nach der Devise: "Es kann sein was will, ich geh am Freitag zum Batscher!"
Als man einfach einmal so zum Jux einen viertel Zentner Hackfleisch bestellte, kam der damalige Wirt Heinz Hebentanz mit einem riesigen Brett zurück, Hackfleisch, garniert mit Eiern und Zwiebeln. Auch die Fleischklößchen, die man aus dem Rest noch zubereitete, waren weiterhin zu viel und so musste Stammtischbruder Rainer Röttgen den verblieben Rest seinem Schimpansen mitbringen.
Die Episoden, die Ausflüge und das gesellige Leben füllen mittlerweile drei Bände und der Stammtisch hat Zukunft, so sind sich alle Mitglieder auch nach 60 Jahren sicher.
Schon seit 1835 ist in der Kulmbacher Straße 4 nachweislich eine Metzgerei belegt. Doch im Jahre 1897 kaufte der Metzgermeister Johann Hebentanz und seine Frau Margareta, geb. Weber das Anwesen, um dort neben der Metzgerei auch eine Gastwirtschaft zu eröffnen. Sie war die Tochter des Baders Andreas Balthasar Weber aus der Kulmbacher Straße 11 und es lohnt sich, einen kurzen Einblick in die Familiengeschichte Hebentanz zu unternehmen.
Der Name Hebentanz taucht in Stadtsteinach etwa um 1760 auf, als ein Philipp "Hebendanz" in das Haus "An der Zaubach 5" einzog. Ein Sohn, der Schmiedemeister Johann Martin Hebentanz, hatte 8 Kinder. Sein zweiter Sohn Andreas Hebentanz (1784 - 1836) zog um 1810 in die Knollenstraße 1 und ehelichte Katharina Batzer.
Wieder eine Generation weiter war dessen Sohn Nikolaus Hebentanz (1814 bis 1889) königlicher Posthalter und auch sein Sohn Jakob Hebentanz (1836 bis 1904) war Lohnkutscher und Posthalter. Jakobs drittes Kind, Johann Hebentanz (1871 - 1938), inzwischen in der sechsten Generation, erlernte das Metzgerhandwerk und da er mit seiner Frau Margaretha, geborene Weber vermögend war, wurde das Anwesen in der Kulmbacher Straße erworben.
Hinter der Gaststätte stand auf dem Kirchplatz 7 seit 1775 ein Kommunbrauhaus, das im Besitz der Stadt war. Hier durften Wirte ihr eigenes Bier einbrauen und in eigenen Kellern oder in Kellern im Kellerweg lagern. Erst im Jahre 1864 baute die Stadt in der Brauhausgasse (später Bahnhofstraße) ein weiteres Kommunbrauhaus, in dem bis 1942 gebraut wurde. Das Brauhaus hinter der Gaststätte wurde vom Gastwirt und Bierbrauer Melchior Schneider im Jahre 1888 erworben.
Er heiratete eine Großtante von Johann Hebentanz und so war es eine einfache Sache, dass der junge Wirt Hebentanz dieses Gebäude im Jahre 1902 dazu kaufte.
Die Ahnengeschichte der Hebentanz in Stadtsteinach ist in ihren Verbindungen und Hochzeitsplanungen interessant, denn nicht nur die Adelshäuser schauten auf eheliche Verbindungen, die sinnvoll erschienen. Auch Landwirte wie in Zaubach versuchten durch gezielte Einheiratungen die Hofgröße zu mehren statt sie zu schmälern. So war es früher auch in Stadtsteinach üblich, den jungen Mädchen gut situierte Ehepartner zu verschaffen, die von elterlicher Seite interessant waren. Aber mit diesen Strategien war die Familie Hebentanz in früheren Jahrhunderten nicht alleine.
Johann Hebentanz und seine Frau Margaretha hatten drei Kinder, wobei der kleine Josef mit vier Jahren verstarb.
Die Tochter Wilhelmine, Mina genannt, heiratete den Sparkassenangestellten Wilhelm Harburger, mit dem sie später zuerst nach Oberköst bei Burgebrach zog und dann nach Amberg. Auf den jüngsten, Karl Hebentanz, wartete die Aufgabe, das Erbe in Stadtsteinach weiter auszubauen.
Karl Hebentanz (1908 - 1970) heiratete im Jahre 1937 Maria Witzgall aus der Einzel Petschen, die hinter Vorderreuth liegt. Dieses Bauernhaus geht nachweislich zurück bis 1323, als der slawisch klingende Hof "Pesze" (Petsche) genannt wurde. Seit 1614 ist der Name "Witzgall" ein Ausgangspunkt für viele Lebenslinien über die Grenzen hinweg. Maria Witzgall (1913 - 1993) war die jüngste Tochter des Ehepaares Johann Witzgall und Barbara Bittermann, welche sicherlich eine gute Mitgift bzw. Aussteuer mitbrachte.
Nach dem Tod seines Vaters Johann Hebentanz 1938 führte Karl Hebentanz den Betrieb weiter.
Vier Jahre zuvor baute sein Vater noch ein zweites Stockwerk auf.
Mit Karl Hebentanz als Wirt änderte sich die Atmosphäre stark. Heute würde man ihn als Entertainer bezeichnen, der es verstand, Gäste zu animieren. Der "Batschers Koal" beherrschte die Imitation verschiedenster Zeitgenossen in der Sprache und in ihrem Gesichtsausdruck. Und wenn er sein Akkordeon hervorzog, unterhielt er damit alle seine Gäste.
Woher nun der Hausname "Batscher" kommt, weiß bis heute niemand so recht zu beantworten und seit wann er existiert, ist ebenfalls ungewiss. Manche vermuten einen Zusammenhang mit der englischen Bezeichnung für Metzger - also "butcher". Andere meinen, durch die Einheirat seiner Ehefrau Maria aus der Petschen sei der Hausname entstanden.
Karl Hebentanz modernisierte 1948 das "Weiße Röß´l" von Grund auf, richtete im Untergeschoss eine Metzgerei mit Laden ein und bereitete das gesamte Gewerbe für die
kommenden Jahre vor. So übernahm seine Tochter Hermine Harten im Jahre 1986 den Gasthof, die Metzgerei aber wurde im selben Jahr abgemeldet. Daher wird am 1. März 2016 Hermine auf genau 30 Jahre als Wirtin zurückblicken können. Unvergesslich ist bei älteren
Stanichern der Geschmack der Weißwürste, die nur beim Batscher so richtig schmeckten.
Beim Batscher herrschte immer Hochbetrieb. So war hier über Jahrzehnte die Hochburg der Faschingsgesellschaft Stadtsteinach und die junge Wirtstochter Hermine führte das Zepter in der Faschingssaison 1965/66 als Faschingsprinzessin zusammen mit ihrem Prinzen Wilhelm Harten.
Es gab und gibt noch viele Stammtische und auch regelmäßige Schafkopftische beim Batscher.
Doch ein Stammtisch ist ein ganz besonderer - der Stammtisch der "Hängengebliebenen". Als in den Jahren 1951 bis 1962 der Bundesgrenzschutz in den Postbauten in Stadtsteinach stationiert war, fanden etwa 50 BGS-ler ihre "zweite Hälfte" hier in der unmittelbaren Umgebung. Seit über 10 Jahren treffen sich monatlich die nunmehr etwa ein Dutzend Pensionierten beim Batscher um gemeinsame Unternehmungen zu planen oder über die Zeit zu schwelgen, als Stadtsteinach die "Wiege des Bundesgrenzschutzes" war. Dass damals vier Nachtlokale in Stadtsteinach für die Freizeit der jungen Grenzer zur Verfügung standen, wissen nur die Grenzer, die der "Liebe wegen" in Stadtsteinach nun verwurzelt sind oder wieder mit ihren Frauen nach Stadtsteinach zurückgekehrt sind.Dass von 1870 bis etwa 1886 am Marktplatz, wo früher die Post beheimatet war, ebenfalls ein "Gasthof zum Weißen Roß" stand, der von der Familie Konrad Mathes geführt wurde, ist inzwischen in Vergessenheit geraten. Nur kurze Zeit später begann zwei Häuser weiter die Geschichte des "Batschers", die schon fast 120 Jahre andauert.