Im Frankenwald wütet der Borkenkäfer. Das Forstamt rät deshalb den Waldbesitzern dringend zum Einsatz von schwerem Gerät.
Die Förster schlagen die Alarmglocke lauter denn je - der Borkenkäfer frisst sich durch immer mehr unserer Wälder. "Der Buchdrucker hat sich im August so vermehrt, wie ich es noch nie erlebt habe", klagt Revierförster Steffen Auerswald. "Es pressiert", sagt sein Kollege Arnim Scheiblhuber mit ernster Miene und hält eine Rinde mit unzähligen Fraßgängen der Buchdrucker-Larve in die Höhe. Dieser Baum wurde noch rechtzeitig gefällt, bevor aus den Larven die Käfer schlüpfen. Pro Baum können es 20 000 sein. Doch die aktuell hohen Temperaturen gebieten zur Eile. "Die Waldbesitzer müssen jetzt handeln, bevor im September die zweite Schwarmwelle kommt", mahnt Scheiblhuber.
Ein gefundenes Fressen
Wir stehen im Wald - besser gesagt was davon übriggeblieben ist - von Gerald Schneider an der Fränkischen Linie oberhalb von Rugendorf. Hier stehen vorwiegend Nadelbäume, ein gefundenes Fressen für die winzigen Schädlinge. Wenn sie in Massen aus den Larven ausschwärmen, ist der nächste Wirtsbaum zur Eiablage nicht weit. Und weil es immer trockener wird, sind die Fichten, Tannen, Kiefern oder Lärchen geschwächt, können immer weniger Harz produzieren, um sich gegen die Käferplage zu schützen.
Von Gerald Schneiders Bestand, einem dreiviertel Hektar, wird am Ende nicht mehr viel übrig sein, wenn der Harvester fertig ist. Denn fast alle Bäume sind geschädigt. Um die monströse, 260 PS starke und etwa 250 000 Euro teure Maschine im Einsatz zu erleben, sind rund 100 andere Waldbesitzer gekommen. "Wir können Stämme bis zu 70 Zentimetern Durchmesser fällen, schaffen 100 bis 150 Festmeter am Tag", erklärt Geschäftsführer Andreas Pscherer von der Firma HWF Forstdienstleistungen aus Fichtelberg.
Der Clou ist die Spezialausstattung des Vollernters, mit der die Bäume noch an Ort und Stelle entrindet werden können. Die sogenannte Debarking-Head-Methode (entrindende Harvesterköpfe) empfiehlt das Staatliche Forstamt den Waldbauern wärmstens und hat deshalb zu der Vorführung eingeladen. Dann endlich tritt der Harvester in Aktion. Mit seinem langen Greifarm umklammert er einen Baum, sägt ihn ab, legt ihn um und fährt mit dem speziellen Erntekopf drei, vier Mal den Stamm entlang. Mehrere Walzen drehen den Baum, so dass er von allen Seiten geschält werden kann.
Die schnellste Methode
"Die Rinde vertrocknet und mit ihr die Käferlarve", erklärt Arnim Scheiblhuber, der von der aktuell "schnellsten und effektivsten Methode zur Käferbekämpfung" spricht. Deshalb wird sie inzwischen auch vom Staat besonders gefördert. Die meiste finanzielle Unterstützung gibt es im Frankenwald, wo dem Wald auf Grund der Hanglagen als Schutzwald gegen Erosion eine besonders große Bedeutung zukommt.
Einen Nachteil hat die Methode allerdings: Der Stamm wird beim Entrinden ziemlich malträtiert. "Für eine Vermarktung als Wertholz ist er nur noch bedingt geeignet", muss Florian Beierwaltes vom Staatlichen Forstamt zugeben. "Aber die Käferbekämpfung hat Priorität, sonst ist der ganze Wald verloren", so der eindringliche Appell aller Förster.
Theo Kaiser, Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach, bittet die Waldbauern, sich möglichst mit den Nachbarn gemeinsam für einen Harvester-Einsatz anzumelden, damit sich der Einsatz lohnt: "Außerdem bringt es nichts, wenn Sie ihren Wald säubern, und der Nachbar macht nichts."
Früher immer gleich geschält
Dass die Bäume noch an Ort und Stelle entrindet wurden, war früher übrigens üblich. So wurden noch in den 1980er Jahren über die Hälfte der Fichten entrindet verkauft, heute sind es nur noch fünf Prozent. "Deshalb hatten wir früher die Käfer-Problematik auch noch nicht in diesem Ausmaß", mutmaßt Steffen Au erswald.
Debarking-Head-Methode: Fragen und Antworten
Welche Bedingung gibt es für die Förderung? Gefördert wird der Einsatz der Methode nur in Beständen mit Käferbefall im Larvenstadium. Wo beantrage ich die Maßnahme? Die Maßnahme kann über das Staatliche Forstamt oder die Waldbesitzervereinigung Kulmbach-Stadtsteinach (WBV) beantragt werden. Einzelmaßnahmen werden erst ab 500 Euro gefördert, über den Sammelantrag der WBV aber auch kleinere Maßnahmen. In jedem Fall muss vorher ein Förster der WBV oder des Amtes den Wald begutachten.
Wieviel Förderung gibt es? Die höchste Förderung (30 Euro pro Festmeter) gibt es im Frankenwald, der überwiegend Schutzwald-Status hat (siehe Karte). Ansonsten gibt es zehn Euro. Was kostet mich der Harvester-Einsatz? Im Normalfall werden 24 Euro pro Festmeter fällig, bei Seileinsatz in schwierigem Gelände auch mehr. Im Optimalfall bleiben dem Waldbesitzer sechs Euro Gewinn pro Festmeter. Was passiert mit dem Holz? Die Stämme bleiben im Wald und Eigentum des Waldbesitzers.
Wie lange muss ich auf den Harvester-Einsatz warten? Der Harvester der Firma HWF ist noch mindestens bis November im Frankenwald im Einsatz. Wer dort Wald besitzt und die Maschine anfordert, müsse etwa drei Wochen warten, sagt Carmen Hombach, Vorsitzende der WBV, die den Einsatz koordiniert. In Kürze will aber ein weiteres Unternehmen aus der Region einen Harvester umrüsten und die Debarking-Head-Methode anbieten.