Freunde können gemein sein.
Gut, wer da eine gefestigte Persönlichkeit hat. Doch wehe, wer sich Sitzplatz und Pflanzreihe nachträglich durch fernöstliches Gefasel madig machen lässt. Nur so zum Spaß habe ich die Anleitung befolgt und über mein Grundstück ein Bagua gelegt. Das ist eine Art Karree, das den Garten in neun Teile untergliedert: Wissen, Karriere, Freunde, Reichtum, Ruhm, Partnerschaft, Familie, Kinder und Taiji (
"Gesundheit!"). Die Zonen entsprächen wichtigen Lebensbereichen und gelten als Spiegel der beruflichen wie privaten Situation.
Was ich vermeiden wollte, trat ein: Ich las, sah und war frustriert. Mir gefällt mein Garten zwar, aber er ist - wie zu erwarten - meinem Dasein absolut abträglich. Ein Wunder, dass ich mich noch nicht vor den selbstfahrenden Rasenmäher geworfen habe.
Die Reichtum-Ecke habe ich gnadenlos versemmelt.
Kein Blumenmeer wogt, kein Springbrunnen sprudelt wie der erhoffte Wohlstand. Ich versuche die Götter des Feng Shui zu überlisten, indem ich Töpfe mit Geldbäumen dort postiert habe. Ist vermutlich zu billig. Noch schlimmer ist es um die Karriere-Zone bestellt: Hier hätte der Bachlauf hingehört als Zeichen, dass bei mir alles im Fluss ist. Doch das Auge erblickt einen Steingarten, bepflanzt mit Hungerblümchen. Ein Elend! Und dann erst die Freunde-Ecke! Dort, wo (Ton-)Töpfe den Ton angeben sollten, thront ein Pflanzkorb, den mir im übertragenen Sinn wohl auch das Leben gab.
Aber es keimt Hoffnung, steht doch im Büchlein geschrieben: "Wenn Sie sich Hilfe von anderen wünschen oder das Gefühl haben, immer alles selber machen zu müssen, legen Sie Hand an den Freunde-Bereich." Gebongt. Wer danach die übrigen acht Zonen umgestaltet, verrät mir die Liste der unterzeichnenden "Freunde" in der Buchwidmung!