Fechtabteilung in Kulmbach wird ausgebaut

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Maria Deichsel und René Wiefek zeigen in einem Schaukampf einige Stöße und Paraden. Fotos: Sonja Adam
Maria Deichsel und René Wiefek zeigen in einem Schaukampf einige Stöße und Paraden. Fotos: Sonja Adam
Heike Rahn zeigt David Weber die richtige Griffhaltung.
Heike Rahn zeigt David Weber die richtige Griffhaltung.
 

Heike Rahn baut die Fechtabteilung in Kulmbach aus - und stößt auf Begeisterung bei Klein und Groß. Auch Mädchen lieben es, mit Florett und Degen zu hantieren.

Fechten hat in Kulmbach eine lange Tradition - und erlebt dank der "Fluch der Karibik"-Filme und den Musketier-Streifen gerade eine Renaissance. Beim ATS ist die Fechtabteilung untrennbar mit der Familie Schneider-Rahn verbunden. Derzeit baut Heike Rahn (49) wieder die Fechtabteilung auf und freut sich über das Interesse der großen und kleinen Fechter. Denn aktuell trainieren über zwanzig Jugendliche und Erwachsene. Fechten ist übrigens nicht nur ein Sport für Männer, sondern auch für Mädchen und Damen. Und der älteste Fechter ist schon über 80.

Die Fechtriege in Kulmbach wurde im Jahr 1895 von Wiliam Münstermann gegründet, erzählt Heike Rahn die Geschichte. Damals wurde nur Säbel gefochten. Heutiges Florettfechten kam 1920 nach Kulmbach.
Und gleichzeitig wurde die Abteilung für Damen geöffnet.

Nach dem Krieg verboten

Die Kulmbacher haben sich schon bald bei diversen Meisterschaften einen Namen gemacht. Doch dann kam der Zweite Weltkrieg - und Fechten wurde erst einmal verboten. Auch nach dem Krieg war das Hantieren mit Waffen nicht erlaubt.

1949 hoben dann Bernhard Büchner und der Großvater von Heike Rahn - Eduard Schneider - die Fechtabteilung neu aus der Taufe. "Fechten ist ein Schachspiel, das Geist und Körper in gleichem Maße fordert", hat Eduard Schneider immer gesagt. Der Großvater der heutigen Fechtmeisterin war ein Ausnahme-Talent. Er kam aus Braunau in Tschechien, hat die Fechtschule in Stabero in Dresden und die Fechtakademie in Breslau besucht und sogar einmal gegen die Weltmeisterin Helene Maier gefochten. Das Training in Kulmbach war seine große Leidenschaft. Deshalb übernahm er schließlich auch die ATS-Abteilung. In den 1980er-Jahren hatte das Fechten seinen Höhepunkt.

Doch die nächste Generation stand schon in den Startlöchern. Heike Rahns Vater Horst trat in die Fußstapfen seines Schwiegervaters und trainierte beim ATS und bildete Jugendliche aus. Er ist heute noch ein begeisterter Fechter und greift Heike Rahn beim Training unter die Arme. "Ich habe sogar meine Frau beim Fechten kennen gelernt", erzählt Horst Rahn.

Nach dem Tod von Eduard Schneider brach die Fechtabteilung ein, doch Horst Rahn machte weiter. Und seit 2006 führt Heike Rahn - die dritte Generation der Familie - wieder die Abteilung. "Zur Zeit trainieren mehr als 20 junge Fechterinnen und Fechter. Es sind mehr Jungs, aber Fechten ist auch ein Sport für Mädchen", sagt Heike Rahn. Ab acht Jahren kann trainiert werden. Vorher ist die Koordination und Reaktionsschnelligkeit noch nicht so ausgeprägt vorhanden, wie es für den Sport nötig ist. Aber auch Disziplin ist nötig.

78-Jähriger sticht fast alle aus

Nicht nur Kinder begeistern sich fürs Fechten, sondern auch Erwachsene. Das Paradebeispiel ist natürlich Horst Rahn. Er fechtet auch mit 78 Jahren noch wie ein Musketier und sticht mit seinem Können und seiner Reaktionsschnelle noch so manchen jungen Fechter aus. "Als Junge wolle ich schon immer fechten lernen. Wir haben mit Holzschwertern hantiert", erzählt er von seinen Anfängen.

Bei den heutigen Kids ist es nicht anders. "Ich habe den Film ,Fluch der Karibik' gesehen und wollte dann sofort fechten lernen", erzählt Simon de Ridder (13). Und er ist begeistert. Schon seit 2011 ist er dabei. Er hat mit Florettfechten angefangen - wie alle in Kulmbach. "Ich bleibe auch dabei, denn das ist klasse. Die Trefferfläche ist sehr klein, das macht mir Spaß", sagt Simon de Ridder. Und Erfolg hat er auch. Denn er war bei der Florettprüfung der Beste.

"Ich mache jetzt Degenfechten", schwärmt dagegen David Weber (13). Der 13-jährige Waldorfschüler findet es schwierig, wenn die Trefferfläche beim Florettfechten auf den Rumpf beschränkt ist. Mit dem Degen kann er überall treffene. "Degenfechten ist richtig spannend. Da kann ich meine Kraft rauslassen", sagt David Weber und wünscht sich schon bald einen eigenen Degen.

Kampf Junge gegen Mädchen

"Ich bin normal am Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium in der siebten Klasse, und ich finde das Fechten einfach schön", erklärt indes Darius Rathmann (12). Auch er wird weitermachen - mit dem Degen. Doch nicht nur Jungs haben Spaß am Hantieren mit diesen Waffen, sondern auch Mädchen. So ist Maria Deichsel (10) schon seit Jahren dabei. Sie kabelt sich schon mal an und führt mit René Wiefek (11) einen Showkampf vor. Ohne zu zögern, greift sie den älteren Jungen an. Beherzt, schnell, zielstrebig. Der erste Punkt geht an sie.

Man muss ganz schön schnell sein. "Wenn man beim Fechten überlegen muss, ist es schon zu spät", sagt Horst Rahn nur. Und der Computer zählt automatisch die Treffer. Er kann sogar unterscheiden, ob nur an der Glocke getroffen wurde oder wirklich am Körper.

Dabei muss eine Mindestkraft aufgebracht werden. Denn ein Treffer zählt nur, wenn er beim Florett mit einer Kraft von mindestens 500 Gramm und beim Degen mit einer Kraft von mindestens 750 Gramm geführt wurde.
Der Fechtnachwuchs beginnt mit kleinen und leichten Waffen. "Wir wollen den Jugendlichen den Einstieg in diesen faszinierenden Sport erleichtern, deshalb stellen wir die Waffen und auch die Kleidung", sagt Heike Rahn.

Und teuer ist Fechten auch nicht. Denn der Grundkurs kostet gerade mal 20 Euro im ganzen Jahr - und dann kann jedes Kinder selbst entscheiden, ob es weitermachen möchte.