Immer mehr Wähler nutzen die Gelegenheit und machen ihr Kreuzchen bei der Landtags- oder Bundestagswahl in aller Ruhe daheim. Kulmbachs Wahlleiter Uwe Angermann gewinnt dem Trend positive Seiten ab.
"Ich kann es verstehen! Ich bin auch seit Jahren Briefwähler!" Uwe Angermann, Wahlleiter in der Stadt Kulmbach, weiß: Immer mehr Menschen entscheiden sich für die Briefwahl - aus gutem Grund, wie er sagt. "Es ist noch Urlaubszeit, das darf man nicht vergessen. Aber den Meisten geht es darum, dass sie sich die Unterlagen zu Hause in Ruhe ansehen wollen." betont er.
Das ist auch der Grund, warum Petra Rauh ihre Briefwahlunterlagen am Montag in der Stadt abgeholt hat. " Mein Sohn Vincent ist zwölf Jahre alt und darf natürlich noch nicht wählen. Wir schauen uns aber die Unterlagen zusammen zu Hause an, so kriegt er auch schon ein bisschen was davon mit, wie so eine Wahl abläuft. Er soll auch teilhaben. In der Wahlkabine ist das nicht möglich", begründet sie ihre Entscheidung.
Ein "Ja" zur Briefwahl, das Uwe Angermann gutheißt.
Je mehr Menschen sich für die Briefwahl entscheiden, desto weniger Andrang herrscht schließlich am Sonntag in den Wahllokalen. Doch jede Art zu wählen hat ihre Vor- und Nachteile, auch für die Behörde. Im theoretischen Fall, dass es nur noch die Briefwahl gäbe, würden enorme Kosten gespart. "Wir bräuchten keine Stimm lokale, wir hätten Planungs sicherheit und bräuchten deutlich weniger Wahlhelfer."
Porto zahlt die Stadt Auf der anderen Seite muss die Stadt natürlich das Porto für die Briefwähler übernehmen. "Im Endeffekt ist es uns daher egal, wie die Leute abstimmen, Hauptsache sie tun es überhaupt", sagt Angermann.
Die Zahl der Briefwähler ist in den vergangenen gut 50 Jahren rapide und stetig angewachsen. Bei der Bundestagswahl 1957 war es rund jeder 20.
Deutsche, der sein Kreuzchen außerhalb der Wahlkabine gemacht hat. Bei der Bundestagswahl 2009 war es deutschlandweit bereits mehr als jeder Fünfte - nämlich 21,4 Prozent.
Auf den Trend, dass es immer mehr Briefwähler gibt, hat die Stadt reagiert und im Gegensatz zur jüngsten Abstimmung einen zusätzlichen Wahlhelfer im Briefwahlzen trum eingesetzt. "Die Wahlbriefe werden bei uns schon ab 15.30 Uhr geöffnet, da werden die Stimmzettel und die Wahlzettel getrennt. So kann später ab 18 Uhr zügig ausgezählt werden, es kommt nicht zu Verzögerungen." Schon heute sei abzusehen, dass in Kulmbach "so viele Menschen wie nie" außerhalb der Wahllokale ihre Stimme abgeben.
Bei der jüngsten Landtagswahl haben sich von 22 170 Wahlberechtigten in Kulmbach 3562 für die Briefwahl entschieden - das sind 16,1 Prozent.
Für die anstehende Land- und Bezirkstagswahl am kommenden Sonntag sind bereits jetzt deutlich über 4000 Briefwahlunterlagen ausgegeben worden, obwohl die Zahl der Wahlberechtigten insgesamt leicht rückläufig ist.
Aus vielen Gemeinden im Landkreis ergibt sich ein ähnliches Bild. In Thurnau sind bereits gut 700 Briefwahlunterlagen ausgegeben worden (bei 3450 Wahlberechtigten), in Stadtsteinach und Rugendorf gut 720 (3541 Wahlberechtigte). Auch wenn es für die Auszählung am Sonntag keinen großen Unterschied macht, ob mehr Leute Briefwahl machen oder weniger: Für die Arbeit im Vorfeld, gerade in den kleineren Gemeinden rund um Kulmbach, macht der Andrang auf die Briefwahlunterlagen sehr wohl einen Unterschied.
Auch
Wahlhelfer nutzen Option Kerstin Linß ist in der Gemeinde Stadtsteinach für die Ausgabe der Wahlunterlagen zuständig. Sie klagt vor allem über die viele Arbeit im Vorfeld. "Jedem Briefwähler müssen die Unterlagen einzeln ausgegeben werden, er muss überprüft werden, das dauert immer seine Zeit. Gerade jetzt durch die Doppelbelastung durch die Bundestags- und die Landtags- und Bezirkstagswahl ist das eine Menge!" Sie selbst macht auch seit Jahren Briefwahl, schließlich ist sie als Wahlhelferin im Einsatz und kann daher selbst am Sonntag nur schlecht zur Wahlurne gehen.
Und sie hat die Vorteile längst erkannt. "Die riesigen Stimmzettel, gerade auch wenn es an die Volksentscheide geht. Das ist Vielen einfach zu kompliziert.
Viele fühlen sich wohler, wenn sie es sich ohne Hektik in Ruhe zu Hause durchlesen können."
Unterlagen Briefwahlunterlagen können bis zum Freitag vor der Wahl bis 15 Uhr beantragt werden - in besonderen Härtefällen auch noch länger. Die ausgefüllten Unterlagen müssen dann so abgeschickt werden, dass sie bis spätestens 15 Uhr am Wahlsonntag bei der Gemeinde eintreffen.
Senden So geht's: Den ausgefüllten Stimmzettel in den Umschlag stecken und zukleben. Eine "Versicherung an Eides statt zur Briefwahl" auf dem Wahlschein sowie den Stimmzettelumschlag in den Wahlbriefumschlag stecken, zukleben und abschicken oder bei der Gemeinde abgeben.
km