Erste Asylbewerber beziehen Quartier in Neuenmarkt

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Im Feierabendhaus in Neuenmarkt sind die ersten Asylsuchenden eingezogen. Foto: Jürgen Gärtner
Im Feierabendhaus in Neuenmarkt sind die ersten Asylsuchenden eingezogen. Foto: Jürgen Gärtner

Am Mittwoch kamen fünf Familien im Feierabendhaus in Neuenmarkt an. Zunächst finden 21 Personen dort eine Bleibe - weitere sollen folgen. Bürgermeister Siegfried Decker sucht nun einen neuen Integrationsbeauftragten.

Mittwoch, kurz vor Mittag. Der Bus aus Zirndorf kommt in Neuenmarkt an. An Bord: 21 Asylbewerber. Eine sechsköpfige Familie aus Serbien, drei Familien aus Albanien (insgesamt elf Personen) und eine vierköpfige Familie aus Aserbaidschan beziehen ihr Quartier im Feierabendhaus, der ehemaligen Diakonissen-Unterkunft auf dem Gelände von Haus Ruth.

Sprachbarriere

Die Verständigung ist schwer, die Sprachbarriere hoch, man "redet" mit Hand und Fuß. Während die einen noch die Zimmer zugeteilt bekommen, sind andere schon dabei, die neuen Quartiere in Beschlag zu nehmen. Auf den Tischen steht alles, was die Familien für ihren Grundbedarf benötigen. Tassen, Töpfe, Teller und Pfannen warten darauf, von den neuen Bewohnern in die Schränke geräumt zu werden.

Das Kochgeschirr brauchen sie auch. Denn seit 1.
April erhalten Asylbewerber keine Essenspakete mehr, sondern Geld, mit dem sie Lebensmittel kaufen können. Die Sätze sind genau geregelt: So erhält eine alleinstehende oder alleinerziehende erwachsene Person, die einen eigenen Haushalt führt, im Monat 139,35 Euro. Zwei Erwachsene, die einen gemeinsamen Haushalt führen, bekommen jeweils 125,54 Euro monatlich, zusammen somit 251,08 Euro. Hinzu kommt noch ein "Taschengeld". Dieses beläuft sich auf monatlich 140 Euro (Alleinstehende) beziehungsweise auf 126 Euro.

Wie lange die Aslysuchenden in Neuenmarkt bleiben werden, steht noch nicht fest. "Die Aufenthaltsdauer hängt vom Asylverfahren ab. Darüber entscheidet das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge", erklärt die Pressesprecherin der Regierung von Oberfranken, Corinna Boerner. Sie verweist darauf, dass die Unterkunft in Neuenmarkt 50 Personen aufnehmen kann - und auch soll. "Das Haus wird schrittweise belegt."

Die Regierung von Oberfranken, die für die Verteilung der Menschen zuständig ist, hat mit dem früheren Schwesternwohnheim Glück gehabt. Viel aus dem Bestand konnte übernommen werden, sagt ein Mitarbeiter der Regierung, der schon mehrere Unterkünfte hergerichtet hat. Die Fluchtwege seien auf dem neuesten Stand gebracht worden, der Brandschutz mit vernetzten Rauchmeldern ebenso aktuell.

Keine Berührungsängste

Gespannt auf die neuen Neuenmarkter ist auch schon Bürgermeister Siegfried Decker (Neuenmarkter Gemeinschaft). Gemeinsam mit den Vereinen, Verbänden und den Kirchen werde man für "eine gute Willkommenskultur sorgen".

Erfahrung mit Asylbewerbern hat die Gemeinde bereits, wenn auch nicht in diesem Umfang. Zwei Familien sind in dem Eisenbahnerdorf schon seit längerem dezentral untergebracht. Insgesamt seien rund 130 ausländische Bürger - vor allem Türken - in der Gemeinde gemeldet. "Es gab keine Integrationsprobleme und Berührungsängste", sagt Decker und ist deshalb hoffnungsvoll, dass das auch bei den neu hinzugekommen Asylbewerbern so ist.

Im Feierabendhaus mit dem parkähnlichen Umfeld können die Familien in Würde wohnen, ist der Bürgermeister überzeugt. Dazu komme die gute ärztliche Versorgung, die Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe, die Verkehrsanbindung.

Mit Blick auf die Kinder, die unter den Asylsuchenden sind, habe es bereits Kontakt mit dem Schulamt gegeben. "Wenn wir genau wissen, wie viele Kinder in welchem Alter und mit welcher Nationalität da sind, dann muss man sehen, ob man nicht eine spezielle Klasse einrichten kann, wo besondere Hilfestellung gegeben wird."

Einen Wunsch hat der Bürgermeister noch: dass sich wieder ein Integrationsbeauftragter als Nachfolger von Karl Pöhlmann aus den Reihen der Gemeinderäte findet. "Die Fraktionen sind aufgerufen, Vorschläge zu unterbreiten." "Ich hoffe auf ein gutes Miteinander", so Decker abschließend.