Was der explosionsartige Anstieg der Infizierten-Zahlen im Landkreis bedeutet.
Wir müssen damit rechnen, dass der kritische Wert erreicht wird." Das sagte Oliver Hempfling, Leiter des Corona-Krisenstabes im Landkreis, gestern Nachmittag.
Wir gehen davon aus, dass das zu dem Zeitpunkt, zu dem die Montagszeitung bei den Lesern im Briefkasten liegt, bereits passiert ist. Zu schnell war die Zahl der positiv auf das Covid-19-Virus Getesteten in den Stunden zuvor gestiegen; zu groß die Zahl der am Nachmittag noch nicht bearbeiteten Tests, um zu hoffen, dass der Kelch am Landkreis vorbeigeht.
35. Das ist die kritische Kennziffer. Eine Kennziffer, die sich ergibt aus der Zahl der Infizierten, hochgerechnet auf 100 000 Einwohner. 24 Infizierte waren es gestern; nur noch einer mehr, und der kritische Wert wäre erreicht. Noch am Freitag hatte die BR von lediglich acht Infizierten und einem Inzidenz-Wert von 9,74 berichtet.
Eine Zahlen-Explosion - die bestens dazu taugt, die Problematik des Umgangs mit der Pandemie zu beschreiben.
Kritiker zweifeln seit langem die Aussagekraft der von den Behörden veröffentlichten Zahlen an. Je mehr getestet werde, sagen sie, desto mehr Infizierte werde man registrieren. Damit haben sie, irgendwie, natürlich recht: Der Anstieg in Kulmbach ist wohl zum Teil den Reihentestungen der letzten Tage geschuldet.
Je mehr Tests, desto mehr Infizierte: Das heißt aber auch, dass die uns bekannten Zahlen wohl nur die sprichwörtliche Spitze des Eisbergs sind. Niemand weiß, wie viele Menschen tatsächlich das Virus unentdeckt in sich tragen und damit zur potenziellen Gefahr für alle anderen werden. Denn ansteckend ist, auch wenn viele You-Tube-Experten und Facebook-Professoren das Gegenteil behaupten, jeder Infizierte, nicht nur der, der Krankheitssymptome aufweist.
Was man bislang über diejenigen weiß, deren Test positiv ausfiel, macht aber auch deutlich, dass es längst nicht mehr möglich ist, Infektionsherde zweifelsfrei zu lokalisieren und zu separieren. Es kann überall passieren. Und es kann jeden treffen.
Umso wichtiger ist es deshalb, geeignete "Maßnahmen zu treffen", wie es im Behördendeutsch heißt. Die mögen für manchen unbequem sein. Aber sie sind unverzichtbar.
Dass wir in Kulmbach bislang leidlich glimpflich durch die Corona-Zeit gekommen sind, ist schließlich wesentlich einem besonnenen Krisen-Management der zuständigen Behörden zu verdanken.
k.geyer@infranken.de