Über 30 Jahre war Rudolf Hafner für die Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach an führender Stelle tätig. Heute wird er den Vorsitz abgeben.
"Kyrill", "Lothar", "Nicklas", "Friederike", "Herbert", "Dieter" und "Theo" - alle diese Vornamen prägten eine einzigartige Ära bei der Waldbesitzervereinigung (WBV) Kulmbach/Stadtsteinach, die heute Abend zu Ende geht. Nach über 30-jähriger Tätigkeit in verantwortungsvoller Position verabschiedet sich Rudolf Hafner bei der WBV-Jahresversammlung in der Stadtsteinacher Steinachtalhalle (Beginn 19.30 Uhr) aus der ersten Reihe.
Straff organisiertes Unternehmen
Der 73-Jährige kandidiert nicht mehr für das Amt des Vorsitzenden, das er seit 2006 innehatte. Zuvor wirkte Rudolf Hafner 20 Jahre lang als ehrenamtlicher WBV-Geschäftsführer. Damit bringt es Hafner auf die meisten Dienstjahre aller bisher tätigen WBV-Funktionäre. In seiner über drei Jahrzehnte langen Tätigkeit entwickelte der gebürtige Wunsiedler mit seinen Mitstreitern die WBV von einem kleinen Verein mit anfangs 80 Mitgliedern zu einem straff organisierten Wirtschaftsunternehmen mit mittlerweile drei Festangestellten und vier Teilzeitkräften, das einen jährlichen Umsatz zwischen zwei und drei Millionen Euro erwirtschaftet.
"Herbert", "Dieter" und "Theo" - das sind die Vornamen der drei wichtigsten Weggefährten, die zusammen mit Rudolf Hafner die WBV Kulmbach/Stadtsteinach gestaltet und nach vorne gebracht haben. Den ehemaligen Landtagsabgeordneten und Kulmbacher Landrat Herbert Hofmann beerbte Rudolf Hafner sowohl als Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) als auch als WBV-Geschäftsführer. Mit Dieter Eschenbacher bildete Rudolf Hafner von 1991 bis 2005 das WBV-Führungsduo. 2005 gab der gelernte Landwirtschaftsmeister seinen Geschäftsführerposten an Theo Kaiser weiter und wechselte in das Amt des Vorsitzenden.
"Theo Kaiser ist ein absoluter Glücksgriff für die WBV, der quasi rund um die Uhr im Einsatz ist", würdigt Rudolf Hafner den aktuellen Geschäftsführer, auf dessen landwirtschaftlichen Anwesen in Langenstadt bei Neudrossenfeld auch die WBV-Geschäftsstelle eingerichtet ist. Rudolf Hafner selbst arbeitete in den vergangenen Jahren im Homeoffice in seinem Wohnhaus in Mainleus, wo er zusammen mit seiner Ehefrau und der Familie seines Sohnes (zwei Kinder) lebt.
Stürme als Herausforderung
Und was hat es mit den Vornamen "Kyrill", "Lothar", "Nicklas" und "Friederike" auf sich? Damit wurden 1999, 2007, 2015 und 2017 verheerende Stürme bezeichnet, die über Deutschland fegten und schlimme Schäden hinterließen. Sturm- und später daraus resultierendes "Borkenkäferholz" stellten die Waldbesitzer viele Jahre vor große Herausforderungen. Die konnten im Landkreis Kulmbach vor allem auch deshalb gemeistert werden, da die WBV ihr Leistungsspektrum ständig erweiterte und zu einem Rundum-Versorger wurde.
In Hochzeiten musste Rudolf Hafner über 70 000 Festmeter Holz vermarkten. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren es 35 000 Festmeter. Ging es in den Anfangsjahren ausschließlich um den Holzverkauf, so ist die WBV mittlerweile ein Dienstleister, der alle relevanten Tätigkeitsbereiche abdeckt. Dazu gehören nicht nur Jungbestandspflege, Verkehrssicherungshiebe, Sammeldurchforstungen oder Wertholz-Vermarktung, sondern auch die ganzheitliche Beratung der Mitglieder, die über die WBV u. a. auch preisgünstig Pflanzen und Forstartikel erwerben können.
Eine der zukunftsweisendsten Ideen, die Rudolf Hafner zusammen mit Theo Kaiser in den vergangenen Jahren entwickelt hat, sind die Waldpflegeverträge, die die Mitglieder abschließen können. Dabei kümmert sich die WBV um alle anfallenden Aufgaben - angefangen von der Organisation und Beaufsichtigung des Holzeinschlags, über die Vermarktung bis hin zur Neuaufforstung und Pflege.
Arbeitsaufwendig sind nicht nur die eigentlichen Waldarbeiten, die die WBV an Subunternehmer vergibt, sondern auch die Bürotätigkeiten wie Organisation und Verwaltung. Viele dieser Arbeiten fielen in den Zuständigkeitsbereich von Rudolf Hafner, für den das Amt des Vorsitzenden ein Halbtagesjob war und der sich u. a. auch um die Ausgestaltung der Verträge mit den heimischen Sägewerken kümmerte, die mit teuren Bürgschaften abgesichert werden müssen.
Der Waldumbau
Zwar steht Rudolf Hafner künftig nicht mehr in vorderster Front, dennoch wird er der WBV verbunden bleiben, zumal die Anforderungen nicht geringer werden. Hafner denkt dabei an den Waldumbau, den die WBV schon in jüngster Vergangenheit entscheidend mitgestaltet hat, aber auch an das wachsende Informationsbedürfnis der Mitglieder, was wohl eine Ausweitung der Servicetätigkeit zur Folge hat.
"Die Arbeit war erfüllend und hat viel Freude gemacht, zumal wir auch viel erreicht haben", blickt der 73-Jährige zurück. Bleiben werden nicht nur unzählige Erinnerungen, sondern auch viele Freundschaften, die in den über drei Jahrzehnten entstanden sind.