Natürlich ernte jeder auf eigene Verantwortung. Und natürlich diene das Obst nur der privaten, nicht der kommerziellen Verwertung.
Wer selbst Bäume zum Abernten zur Verfügung stellen möchte, kann sich die gelben Bänder im Thurnauer Rathaus abholen. Und auch die örtlichen Gartenbauvereine helfen weiter.
Freuen würden sich die Initiatoren, wenn sich das Projekt auf Kreisebene ausweiten ließe. Schließlich stehen auch an Kreis- und Staatsstraßen viele Obstbäume. Die Chancen dafür stehen gut: Wie die Thurnauer Kreisrätin Brigitte Soziaghi mitteilte, liegt ein entsprechender Antrag schon im Landratsamt.
Auch in Kulmbach darf geerntet werden
Die Idee, nicht benötigtes Obst der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen, ist im Raum Kulmbach nicht ganz neu. Als vor Jahren in Melkendorf entlang der Zufahrt zum Schloss Steinenhausen eine Obstbaum-Allee angelegt wurde, wurde ausdrücklich betont, dass sich jedermann dort bedienen dürfe - in kleinen Mengen, versteht sich. Gepflegt wird die Allee, in der vor allem seltene Obstsorten kultiviert werden, vom Landesamt für Umwelt, das auf Schloss Steinenhausen untergebracht ist. Die Belegschaft erntet auch regelmäßig dort. "Wir sind froh, wenn das Obst Verwendung findet, und es gibt sicherlich viele Menschen, die sich darüber freuen würden", so Jonas Gleich, Pressesprecher der Stadt Kulmbach.
Gleich weist zudem auf zwei Streuobstwiesen hin, die sich im Besitz der Stadt befinden.Zum einen ist das die Wiese zwischen dem Kulmitzweg und der Bundesstraße 85 in Kulmbach, zum anderen eine Obstwiese bei Leuchau (von Kulmbach kommend links der B 85 vor dem Ort). Vor allem Apfelbäume stehen hier, vereinzelt auch Pflaumen- und Zwetschgenbäume.
"Hier können Privatpersonen das Obst in kleinen Mengen abernten. Im Regelfall fragen diese vorher im Bauhof nach - dies ist aber nicht zwingend notwendig."
Dazu unser Kommentar
Wenn der kürzlich verstorbene Schauspieler Jan Fedder in Talkshows aufgetreten ist, hat er gerne das Hamburger Lied vom "Jung mit'n Tüddelband" gesungen. Da heißt es - behutsam ins Hochdeutsche übersetzt - im Refrain: "Klau'n, klau'n, Äpfel woll'n wir klau'n...". Kindheits-Erinnerungen. Lausbuben-Romantik.
Die Realität sieht freilich anders aus: Wer Äpfel, Birnen oder Zwetschgen erntet, die ihm nicht gehören, ist ein Dieb. Zwar wird es allenthalben toleriert, wenn man sich beim Spaziergang auf Feldwegen und an Wiesen mal einen Apfel pflückt oder eine Handvoll Nüsse aufliest. Aber gleich ein Säckchen voller Äpfel für den Sonntagskuchen oder einen Korb voller Zwetschgen zum Marmelade-Kochen - da hat man dann doch Skrupel und lässt es lieber sein.
Die Folge: An den Wegrändern und auf den Wiesen in unserer Region verdirbt jedes Jahr viel Obst. Weil es zwar jemandem gehört, derjenige es aber nicht ernten kann oder will. Und diejenigen, die es könnten und wollen, sich nicht sicher sind, ob sie dürfen.
Die Thurnauer Gartenbauverein sorgen in Zusammenarbeit mit der Marktgemeinde nun für klare Verhältnisse. Im Rahmen der Aktion "Gelbes Band" sollen Obstbäume auf öffentlichen Flächen markiert werden. Dann weiß jedermann: Hier darf ich ernten.
Eine simple, aber bestechende Idee. Die Kosten für die Aktion: Überschaubar. Der Aufwand: Zumutbar. Die Auszubildende der Marktgemeinde hat die Kartierung übernommen. Die Mitglieder der Gartenbauvereine wollen ehrenamtlich die Bäume markieren.
Der Nutzen der Aktion in Zeiten, in denen viel über Nachhaltigkeit, Regionalität und Lebensmittelqualität diskutiert wird: Unbezahlbar.