Die Innenstadt Kulmbach verliert ein weiteres Zugpferd: Der Drogeriemarkt Müller verlässt spätestens Anfang 2016 das Filialgebäude in der Webergasse. Das Unternehmen will aber am Standort Kulmbach festhalten und offenbar in die Albert-Ruckdeschel-Straße umziehen.
Es ist ein Gerücht, das schon lange die Runde macht: Der Drogeriemarkt Müller verlässt die Innenstadt, heißt es seit Monaten in Kulmbach. Eine Nachricht, die einigen Kopfzerbrechen bereitet. Gerade Einzelhändlern, die eine weitere Schwächung der Einkaufsstadt fürchten, wenn erneut ein Zugpferd seine Filiale schließt. Dass sich Müller aus dem Geschäftsgebäude an der Ecke Webergasse/Zentralparkplatz zurückzieht, ist Fakt. Wie die Bayerische Rundschau erfahren hat, hat die Kette den Mietvertrag zum 31. Januar 2016 gekündigt. Das Kündigungsschreiben liegt nicht nur dem Hauseigentümer Jochen Müller, sondern auch der Stadt Kulmbach vor. Ob die Drogeriekette, die sich im Gewerbegebiet an der A 70 bei Neudrossenfeld niederlässt, die Stadt ganz verlässt? Oder ob Müller in Kulmbach nur umzieht? Fragen, die immer wieder gestellt werden.
Stadtrat sagt Nein
"Gerne teile ich Ihnen mit, dass Müller am Standort Kulmbach festhält", schreibt Konzernsprecherin Tatjana Meier, die zur Schließung der Filiale in der Webergasse nur anführt: "Gerne teile ich Ihnen darüber hinaus ebenfalls mit, dass der Kündigungstermin zum 31. Januar aktuell nicht feststeht."
Seit längerem auf der Suche
Müller ist aber schon seit längerem auf der Suche nach einem neuen Standort im Stadtgebiet. Die Kette hat den leer stehenden Netto-Markt in der Albert-Ruckdeschel-Straße im Visier, wie der Pressesprecher der Stadt, Simon Ries, bestätigt. Dort soll ein Anbau errichtet werden. Die Verkaufsfläche würde dann bei 1200 Quadratmetern liegen. Der Stadtrat hat eine entsprechende Anfrage in einer nicht öffentlichen Sitzung einmütig erst einmal abgelehnt. Bauvorhaben, die in Gewerbegebieten eine Fläche von 800 Quadratmetern überschreiten, sind laut Ries genehmigungspflichtig, wenn ein Sortiment angeboten wird, das den Läden in der Innenstadt Umsatz streitig machen könnte.
Für die Nahversorgung wichtig
Von den Müller-Plänen weiß die Stadt seit über einem Jahr Bescheid. "Wir haben Müller immer gesagt, dass der Drogeriemarkt an seinem jetzigen Standort für die Nahversorgung in der Innenstadt von großer Bedeutung ist und die Stadt das Unternehmen gerne unterstützen würde, damit es in der Webergasse bleibt", sagt Pressesprecher Simon Ries.
Doch das Bemühen war nicht von Erfolg geprägt. Die Kette verfolgt ein Konzept, nach dem Produkte auf einer Ebene - und nicht mehr wie in der jetzigen Filiale über mehrere Etagen verteilt - angeboten werden und will raus aus dem Stadtzentrum. Drogerie-Artikel wird es in der Innenstadt wohl bald nicht mehr zu kaufen geben, wenn nach den Ketten Schlecker und Rossmann, die früher in der Klostergasse beziehungsweise im Einkaufszentrum Fritz eine Filiale hatten, auch der Müller-Markt in wenigen Monaten das Zentrum verlässt.
Stadt bedauert Rückzug
"Für die Innenstadt ist die Entwicklung bedauerlich", sagt Simon Ries. Nach dem Biomarkt, der 2014 in die Albert-Ruckdeschel-Straße umgezogen ist, verlasse nun ein weiteres Zugpferd die Altstadtpassage, deren Umfeld durch die Umgestaltung des Zentralparkplatzes in naher Zukunft aufgewertet werde.
Einzelhandel ist enttäuscht
Dass die Einkaufsstadt weiter an Attraktivität verlieren wird, davon ist Christoph Hofmann, Sprecher von "Unser Kulmbach", überzeugt. Hofmann soll am Dienstag bei der Industrie- und Handelskammer darüber sprechen, wo den Einzelhandel der Schuh drückt. "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Der Schuh drückt überall."
Wer wird nachmieter?
Während die Drogeriemarktkette Müller nicht bestätigen will, dass die Filiale in der Webergasse Ende Januar geschlossen wird, sucht Hauseigentümer Jochen Müller bereits einen neuen Mieter. "Mir liegt das Kündigungsschreiben vor", sagt der Kulmbacher, der es bedauert, dass die Kette, die über 20 Jahre im Haus war, die Geschäftsräume verlassen wird. Überrascht ist Müller nicht, "weil ich weiß, dass es Filialisten in Subzentren zieht".
Was aus dem Gebäude in der Webergassse wird, in dem einst das Textilhaus Meisel beheimatet war? Es sei schwer, einen Nachfolger für den Laden zu finden, der auf drei Etagen einschließlich der Nebenräume 920 Quadratmeter Fläche biete, sagt Müller, der in Kontakt mit der Wirtschaftsförderung der Stadt steht und selbst schon viele potenzielle Mieter, darunter vor allem Filialisten, kontaktiert hat. Einige wenige Gesprächspartner hätten ihr Interesse bekundet, das Objekt anzuschauen. "Kulmbach ist den meisten Filialisten zu klein. Die haben erst bei Städten ab 40 000 Einwohnern Interesse", teilt er mit.
Ein Nahversorger?
Was er sich für eine Nutzung vorstellen könnte? Am liebsten wäre dem Kulmbacher wieder ein Drogeriemarkt, wobei er nicht glaubt, das sich nochmal ein Kette in dem Geschäftsgebäude niederlässt. Nach dem Weggang von Dave's Biomarkt aus der Altstadtpassage wäre auch ein Lebensmittelgeschäft denkbar, wobei Müller sogar bereit ist, Kompromisse einzugehen. "Es ist möglich, dass der Nachmieter nur zwei Etagen nutzt und man die dritte abtrennt." Ein Nahversorger, bei dem man Produkte des täglichen Bedarfs kaufen kann, könne einen Beitrag dazu leisten, "dass die Innenstadt nicht ausblutet". Eine Alternative wäre laut Müller ein Umbau des Hauses, um Büros oder innenstadtnahe Wohnungen anzubieten. Gut vorstellen kann sich der Hausbesitzer auch Räume für eine soziale Einrichtung , die etwa in der Tagespflege tätig ist.