Wenn das Benzin teurer wird, erhöht den Druck, sich für umweltfreundliche Alternativen zu entscheiden. Die muss es aber erst einmal geben.
Autofahren muss noch viel teurer werden, fordern Klimaschützer. Preise von deutlich über zwei Euro pro Liter Benzin werden ins Gespräch gebracht. Wir fahren dann alle weniger mit dem Auto und mehr mit Bus und Bahn oder kaufen uns Fahrzeuge mit Elektro-Antrieb. Prima.
Der Gedanke ist im Ansatz ja nicht verkehrt: Wenn der Sprit teurer ist, überlegt man sich manche Fahrt, die nicht unbedingt sein muss, zwei Mal. Doch es gibt ein großes Aber: Viele Fahrten sind eben nicht unnötig und bei uns im ländlichen Raum obendrein alternativlos. Wenn wir zur Arbeit, zum Einkaufen oder zum Arzt müssen und in einem kleinen Dorf wohnen, dann brauchen wir dafür zwingend ein Auto. Der Bus fährt selten und nicht zu den Zeiten, die der flexible Arbeitnehmer bräuchte.
Also ein neues E-Auto kaufen? Das muss man sich schon auch leisten können. Für Azubis und Teilzeitkräfte, die ein paar Hundert Euro netto im Monat verdienen, ist das zumindest auf die Schnelle nicht die Lösung.
Wir müssen alle etwas fürs Klima tun. Das ist unbestreitbar. Aber die Politik ist gefordert, dafür zu sorgen, dass nicht diejenigen die Zeche zahlen, die in strukturschwachen Gebieten ohnehin schon mit Nachteilen zu kämpfen haben. Das gilt für den einzelnen, der mobil sein muss, ebenso wie für die kleinen und mittleren Unternehmen, die nicht konkurrenzfähig sein können, wenn ihre Betriebskosten explodieren.
Wenn Politiker davon sprechen, gleichwertige Lebensbedingungen in der Stadt und auf dem Land gewährleisten zu wollen, dann müssen sie diesen Aspekt im Blick haben.
Solange unsere Fußballer aus dem Dorf 500m zum Fußballplatz fahren, solange Menschen körperliche Arbeit ausweichen und dafür Geld im Fitnessstudio lassen und lieber mit dem Auto fahren , obwohl die Bahn im 30 Minutentakt die gleiche Strecke fährt (BT _ KU) ist der Spritpreis VIEL ZU NIEDRIG. Erst wenn überwiegend kleine Autos und diese dann mit mehreren Personen fahren, also Fahrgemeinschaften gebildet werden, freiwillig Tempo 80 und 120 auf der Autobahn die Regel werden, und endlich wieder Autos mit 50 - max. 100 PS gebaut werden, ist das Ende der Fahnenstange in Sicht. Dann beträgt der Spritpreis vermutlich 10 €/l, vorher sehe ich kein Umdenken in der Bevölkerung.
Stimmt wir brauchen im ländlichen Raum ein Auto. Aber die Frage ist doch die:
Muss jede Fahrt sein und wieviel Sprit verbraucht mein Auto?
Wenn der Sprit teuer ist wird man sich die Fragen eher stellen und vielleicht zu anderen Lösungen kommen. Autos die eher einem Schützenpanzer ähnlich sind (egal ob E-Mobil oder nicht) müssen nicht durch die Stadt chauffiert werden und über Fahrgemeinschaften lässt sich einfacher reden wenn das Tanken dem Geldbeutel weh tut.
Richtig - die Alternativen muß es geben.
Allerdings wird die Verkehrswende bereits seit Jahrzehnten erfolglos gefordert. Das Argument, erst müsse die Möglichkeit geschaffen werden, sich umweltverträglicher zu verhalten, wurde von Beginn an vorgetragen, nur: Die Bedingungen für Bahn- und Buskund/inn/en, für Radfahrer/innen und Fußgänger/innen wurden eben nicht verbessert, von wenigen Ausnahmen abgesehen. Tatsächlich erfolgten sinnvolle Maßnahmen meist nur dort, wo der Autoverkehr absolut unerträglich gewordenwar oder die Straßenkapazität beim "besten" Willen nicht mehr Schritt halten konnte. Der Umweltverbund diente als Überlaufventil, nicht als Alternative.
Jahrzehnte alt sind auch die Warnungen, daß soziale Härten und Verwerfungen umso schmerzhafter ausfielen, je länger die Verkehrswende hinausgezögert werde. Denn unter Zeitdruck erforderlicher Handlungszwang läßt keinen Raum mehr für soziale Abfederung, für schrittweisen Umbau.
Doch noch immer stehen wichtige Weichensteller auf der Bremse. Die Alternative aber zu drastischen Preissteigerungen sind baldige spürbare Schritte zu einer Umkehrung der Angebotsqualität - zu Gunsten des Umweltverbunds aus Bahn, Bus, Fahrrad und Gehen sowie deren intelligenter Vernetzung in Verbindung mit einer Siedlungs- und Standortpolitik, welche kurze Wege zu vielen alltäglichen Zielen ermöglicht.