Wie man sein städtebauliches Erbe schützt, kann Kulmbach von Dachau lernen.
Denkmalschutz - puhh, ein Begriff, der viele aufheulen lässt. Unbezahlbar, weil die Behörden in ihren Elfenbeintürmen unverschämte Auflagen machen - kurzum Luxus, den sich doch keiner leisten kann. Dem, der so eine alte Bruchbude mit dem Denkmal-Siegel sein Eigen nennt, ist jedenfalls das Mitleid der Masse sicher. Dagegen beglückwünschen die Leute jeden, der es geschafft hat, "das alte Gelump wegschieben" zu dürfen. Dann gibt es wieder die Schlagzeile: "Ein Schandfleck ist weg".
Dass Denkmalschutz in der breiten Bevölkerung so beliebt ist wie etwa Fußpilz, wissen auch die Politiker. Deshalb findet man dieses Thema vor der Wahl in Parteiprogrammen - wenn überhaupt - im Kleingedruckten. Kein Wunder, dass die Denkmalbehörden über fehlende Finanzmittel und große Personalnot jammern - da kann man halt nicht für jedes Häuschen auf die Barrikaden gehen. Und so darf man selbst in einem mittelalterlichen Kulmbacher Altstadtgässchen ein Loch ins geschützte Ensemble reißen, Toskana-Dächer bauen oder die Dachlandschaft für eine Loggia aufreißen.
Und neue Einträge in der Denkmalliste? Fehlanzeige. Und so können die ach so gepriesenen Investoren weiter Kulmbachs städtebauliches Erbe vernichten - wie etwa bei der Mälzerei Müller, der Gaststätte "Schwanenbräu" oder der hübschen Wolf-Villa, die für ein gesichtsloses Mehrfamilienhaus geopfert wurde.
Und was passiert in Dachau? Dort schützt man selbst Häuser, die eines Eintrages in die Denkmalliste nicht ganz würdig sind. Dort wollte ein Investor in einem Bauensemble aus den Jahren 1910 bis 1930 ein Haus abreißen und einen Wohnklotz errichten. Daraufhin hat der Stadtrat auf Antrag seines Bauamtsleiters Moritz Reinhold ("Eigentum hat auch Gemeinnützigkeit") eine Erhaltungssatzung erlassen, die für die 20 stadtbildprägenden Häuser dieser Bauphase gilt. Was würden OBelix und die Kulmbacher Stadträte sagen? "Die spinnen, die Dachauer!"Christian Schuberth