Zu den Leidtragenden der Pandemie gehören auch Patienten, die eine Operation bräuchten, diese aber vorläufig nicht bekommen können.
Die Pandemie macht uns allen das Leben schwer. Jeder spürt die Einschnitte, mancher schmerzhafter als andere. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Denn je mehr Covid-19-Patienten die Kliniken füllen, desto weniger Platz ist dort für Menschen, die wegen anderer Leiden Hilfe suchen. Deren Leben ist zwar nicht in Gefahr, aber ihre Lebensqualität leidet.
Alles, das aus medizinischer Sicht keinen Aufschub duldet, wird selbstverständlich weiterhin sofort und gründlich behandelt. Kein Unfallopfer und kein Tumorpatient bleiben unversorgt. Aber wer sich mit Gelenkschmerzen plagt, ein neues Knie oder eine neue Hüfte braucht, muss diesen Zustand voraussichtlich noch eine ganze Weile ertragen. Für derartige Operationen hat das Klinikum Kulmbach wie fast alle Krankenhäuser im Land keine Kapazitäten mehr. 150 Betten auf den allgemeinen Stationen bleiben leer, weil sich Ärzte und Pflegekräfte um die Covid-Kranken kümmern müssen. Deren Zahl kann sich von einem Tag auf den anderen drastisch erhöhen.
Ein Teil der betroffenen Wartenden wird angesichts der Notlage Verständnis für die Priorisierungen haben, viele werden aber auch wütend sein auf die Ungeimpften, die den bei weitem größten Teil der stationär Behandlungsbedürftigen ausmachen. Die Debatte kann man führen. Das aktuelle Problem lösen wird sie aber nicht (mehr). Dafür ist es schon zu spät.
Wichtig ist, dass jetzt vermeidbare weitere Lasten für die Kliniken abgefangen werden. Dazu tragen alle bei, die sich und andere so gut wie möglich schützen. Kein Arzt möchte in die Zwangslage kommen, auswählen zu müssen, welche Patienten zuerst eine lebenswichtige Versorgung erhalten können. Noch ist es nicht so weit. Aber Unvernunft und Egoismus könnten auch dieses Horrorszenario Wirklichkeit werden lassen.