Maxi Roßberg und Nina Hüttner entschieden sich trotzdem für diesen Weg, nicht zuletzt deshalb, weil die eigene Praxis zwar viel Verantwortung, aber auch ein gewisses Maß an Freiheit und planbarer freier Zeit mit sich bringt. Das ist der zweifachen Mutter Nina Hüttner ebenso wichtig wie der ambitionierten Sportlerin Maxi Roßberg. "In der Klinik muss man sich den Dienstplänen unterordnen, hier können wir unsere Arbeit selbst einteilen."
Mit den Eltern in einer Praxis zu arbeiten - wie gut klappt das? "Tatsächlich sehr gut", sagt Maxi Roßberg. "Wir haben wenig Streitpunkte und arbeiten prima zusammen." Obendrein ist die 34-Jährige glücklich, dass sich ihr Vater in der Übergangsphase intensiv um die Weiterbildung der Nachfolgerinnen gekümmert hat. "Das hat uns sehr geholfen." Hanna und Bernd Roßberg sind zufrieden: "Sie machen es anders, aber sie machen es sehr gut."
Verstärkung ab April
Geplant ist, dass die beiden Ärztinnen ab 1. April eine weitere Kollegin bekommen. Maria Feiler, die bereits mit Maxi Roßberg am Klinikum zusammengearbeitet hat und derzeit noch am MVZ in Helmbrechts tätig ist, soll das Team verstärken. Die Praxis bewirbt sich dafür um den Arztsitz, den sich derzeit noch die Eltern Roßberg teilen.
Das Schöne an ihrem Beruf? Für Maxi Roßberg und Nina Hüttner sind das vor allem die Kontakte zu den Menschen, die zu ihnen kommen und die Arbeit in einem eingespielten Praxis-Team. "Wir begleiten unsere Patientinnen über einen langen Zeitraum und kennen sie gut", sagt Nina Hüttner.
Diese Beziehungen werden auch Hanna und Bernd Roßberg ein wenig vermissen, wenn sie sich im März endgültig verabschieden: "Wir haben viele Kinder in die Welt begleitet und Jahre später dann deren Kinder", sagt Hanna Roßberg. "Das ist wie ein Fortsetzungsroman. Wir haben einen der schönsten Berufe, die es gibt!"
Aufnahmestopp in den Praxen
Wie sieht es künftig mit der frauenärztlichen Versorgung in Kulmbach aus? Aktuell nehmen die niedergelassenen Gynäkologinnen kaum neue Patientinnen auf, weil ihre Kapazitäten ausgelastet sind. Auch in der Praxis Roßberg ist derzeit Aufnahmestopp: "Alle Patientinnen die jetzt bei uns sind, sollen bleiben können, sagt Maxi Roßberg." Das sind immerhin 10.000 Frauen, auch von außerhalb des Landkreises. Manche brauchen nur einmal im Jahr einen Termin, manche auch mehrfach.
"Wir betreuen pro Quartal 3000 bis 35000 Patientinnen, davon 500 Schwangere. Mehr schaffen wir nicht. Wir hoffen aber, dass wir ab Sommer, wenn wir zu dritt sind und sich alles eingespielt hat, wieder neue Patientinnen annehmen können."
Dafür, dass freie Frauenarzt-Termine in Kulmbach derzeit allgemein schwer zu bekommen, gibt es eine Erklärung. Zum einen wurde vor ein paar Jahren ein Frauenarzt-Sitz, für den es keine Nachfolge gab, ans Klinikum übertragen. Dieser wird zwar dort auch genutzt, steht aber in der Grundversorgung und in der Schwangerenbetreuung nicht mehr zur Verfügung, so Maxi Roßberg. Zum anderen arbeiten die niedergelassenen Ärztinnen überwiegend in Teilzeit.