Es ist nur eine Handbewegung, doch eine Kulmbacher Schülerin bekommt es mit der Angst zu tun. Warum die Polizei das Mädchen lobt.
Montagmittag in der Kulmbacher Siedlung: Es ist 13.30, eine zehnjährige Schülerin auf dem Nachhauseweg von der Max-Hundt-Schule. Sie hört hinter sich ein Auto heranfahren, das langsamer wird. Es ist ein weißer Bus, am Steuer eine Frau, die sie mit eindeutigen Handbewegungen auffordert, in das Fahrzeug einzusteigen. Die Viertklässlerin schüttelt den Kopf, die Frau wiederholt die einladende Geste. Der Schülerin wird das unheimlich. Sie läuft weg, rennt so schnell wie möglich nach Hause. "Ich hatte Angst", erzählt die Zehnjährige. Gesagt habe die Frau zwar nichts, auch nicht gedroht, aber sie sei nicht weggefahren. "Ich hab gedacht, die will mich entführen."
Kind hat gut beobachtet
Zu Hause erzählt das Mädchen sofort seiner Mutter, was passiert ist. Sie kann den Bus gut beschreiben, hat sich sogar einen Teil des Kennzeichens gemerkt. Nach einigem Überlegen entschließt sich die Familie, den Vorfall bei der Polizei anzuzeigen. Die Zehnjährige geht mit ihrem Vater zur Polizei und schildert den Beamten das Ereignis noch einmal ganz genau. Währenddessen sieht die Mutter den Bus erneut in ihrer Wohnstraße vorbeifahren.
Der Vorfall war nicht der einzige dieser Art. Auch im Raum Bayreuth war etwa zeitgleich ein ähnlicher Fall gemeldet worden: Bei Obernsees hatten zwei Männer einen kleinen Jungen angesprochen. Auch sie waren mit einem weißen Transporter unterwegs.
In WhatsApp-Gruppen, auf Facebook und Instagram machte die Nachricht die Runde, Warnungen wurden gepostet, geteilt, kommentiert. Eltern reagierten besorgt: Sind da Menschen am Werk, die Kindern Böses wollen?
Die Fahrer wurden ausfindig gemacht
In beiden Fällen ging die Polizei der Sache nach und gab am Mittwoch Entwarnung. Aufgrund des Kennzeichens und der Beschreibung der Schülerin wurde das in Kulmbach gesehene Fahrzeug kontrolliert, sagte Volker Püttner, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken, auf Nachfrage der Bayerischen Rundschau. Die Frau war eine Sperrmüllsammlerin, die angab, sie habe das Mädchen nach dem Weg fragen wollen.
In Obernsees konnte ebenfalls anhand eines teilweise bekannten Kennzeichens ermittelt werden, dass der Transporter einer Baufirma gehörte. Zwei Arbeiter hatten einen Jungen wegen seiner offensichtlich schweren Schultasche angesprochen. "Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass die Frau oder die Männer Interesse an den Kindern hatten", so Püttner.
Was die Eltern des Kulmbacher Mädchens auf die Palme brachte, war der Umstand, dass seitens der Polizei von einem Missverständnis die Rede war, auf Instagram gar von Fake News. "Das hat mich wirklich geärgert.Da hat man dann das Gefühl, die Aussage des Kindes wird nicht ernst genommen", kritisiert der Vater.