Nach dem Vikariat war er Pfarrer in Schwandorf, ehe er 1998 nach Regensburg wechselte. Dreimal wurde er in die Landessynode gewählt. Und jetzt mit Ende 50 noch einmal etwas Neues? "Ich war 24 Jahre Hochschulpfarrer in Regensburg. Mir war auf dieser Stelle nicht langweilig. Und doch war da auch der Wunsch, noch einmal eine neue Aufgabe auszufüllen, am liebsten in einer evangelischen Gegend, nach einem ganzen Berufsleben in der Diaspora."
Sein Wunsch hat sich erfüllt. Aus drei Kandidaten durften die Kulmbacher wählen und entschieden sich für den in Straubing geborenen Geistlichen, den eine Eigenschaft besonders auszeichnet, die im persönlichen Gespräch sofort angenehm auffällt: Er kann nicht nur reden, sondern auch zuhören, mit echtem Interesse für sein Gegenüber. "Das Schöne an meinem Beruf sind die Menschen", sagt der 58-Jährige. "In jedem Menschen steckt ein Stück Schöpfung. Das zu entdecken, das ist für mich sehr reizvoll. "
Sein erster Eindruck von Kulmbach? Die Menschen sind unaufgeregt, freundlich, sehr zugewandt", beobachtet Friedrich Hohenberger: "Sie wirken geerdet, standfest." Das gefällt ihm. In der Gesellschaft solcher Menschen fühlt er sich wohl.
Aufeinander achtgeben
Ein Thema, das sein Denken und Handeln prägt, ist der Umgang mit Minderheiten. "Ich werde immer hellhörig, wenn Menschen, die am Rand stehen, von Mehrheiten und deren Meinungen überrollt werden." Das bedeutet für den Dekan: Meinungen hören und gelten lassen, auch wenn sie sich nicht mit den eigenen Überzeugungen decken. "Wir müssen die Menschen mitnehmen, Ängste ernst nehmen und in allen Dingen gut aufeinander achtgeben. In diesem Sinne sieht er auch die Arbeit der Diakonie, die Anwalt derer ist, die sich nicht allein helfen können.
Auch wenn der Pfarrer jetzt für die evangelische Mehrheit arbeitet - auch deren starke Strukturen zeigen Auflösungserscheinungen. Kirchengemeinden werden kleiner, im Alltag vieler Menschen hat sich an Bedeutung verloren. Kann sie dem etwas entgegensetzen?
Hohenbergers erste Antwort ist eine theologische: "Es geht um den Glauben, nicht um eine kirchliche Struktur. Aus dem Glauben entsteht Gemeinschaft. Nicht wir bauen Kirche, sondern Gott tut das. Und ob das sichtbar wird oder nicht, liegt nicht in unserer Hand."
Dann wird der Geistliche aber doch konkret und findet deutliche Worte für das, was unsere Gesellschaft braucht, was ihr Stück für Stück zu entgleiten droht: Zum Christsein gehört, dass ich nicht allein bin, dass ich in einer Gemeinschaft bin, die zusammensteht. Und so ist auch der Gottesdienst kein Kunstprodukt. Er ist nicht Selbstzweck, er dient dem Menschen."
Was wären wir ohne die Kirche?
Und so stellt Friedrich Hohenberger die Gegenfrage: "Ist es denn ersprießlich für uns alle, wenn es in 20 Jahren keine Kirche mehr gibt? Was gibt es denn dann?" Deshalb ruft der Dekan jeden dazu auf, sich zu überlegen, wo wir hin wollen als Gesellschaft. "Soll der Staat alles richten? Wir leben nicht von Gleichmacherei. Wir müssen den Menschen gerecht werden." Für Hohenberger gipfeln diese Überlegungen in der Kernfrage: "Will ich nur noch billig leben oder wertvoll?"