Der heimische Wald lebt von seiner großen Vielfalt

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Steffen Auerswald und Peter Nützel (von rechts) zeigen, wie man jünge Bäume schützen kann. Foto: Katharina Müller-Sanke
Steffen Auerswald und Peter Nützel (von rechts) zeigen, wie man jünge Bäume schützen kann. Foto: Katharina Müller-Sanke
So sieht gesunder Waldboden aus: Peter Nützel (links) und Steffen Auerswald zeigen den Nutzen von Laubgehölzen. Foto: Katharina Müller-Sanke
So sieht gesunder Waldboden aus: Peter Nützel (links) und Steffen Auerswald zeigen den Nutzen von Laubgehölzen. Foto: Katharina Müller-Sanke
 

Bei einem Seminar lernen Waldbesitzer aus dem Landkreis Kulmbach, dass es wichtig ist, standortgerechte Anpflanzungen vorzunehmen. Denn: Ein Wald braucht Vielfalt, um gesund leben zu können.

Der Boden ist mit Gras und Moos bedeckt, Fichten und Kiefern dominieren das Bild in diesem Waldstück, dazu noch ein paar kleine Sträucher. Förster Peter Nützel sticht mit dem Spaten in den Boden. Wenige Zentimeter unterhalb des Grases beginnt eine steinige Schicht. Humus? Fehlanzeige!

Peter Nützel ist mit einer Gruppe Waldbesitzer in einem Waldstück nahe Azendorf unterwegs. Die Begehung gehört zu einem mehrtägigen Kurs, den das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten speziell für Waldbesitzer anbietet.


Halber Kreis besteht aus Wald


Gekommen sind rund 20 Interessierte - langjährige und erfahrene Waldbauern ebenso wie junge Menschen, die gerade erst in das Metier Waldbau hineinschnuppern. So wie in diesem Waldstück sieht es in vielen Wäldern in der Region aus. Fast die Hälfte der Fläche im Landkreis Kulmbach besteht aus Wald. Kiefern und Fichten sind mit fast 90 Prozent die vorherrschenden Baumarten. Jahrzehntelang hat man diese Gehölze angepflanzt, um den Ertrag zu erhöhen. Doch gerade in lehmigen Böden, wie sie zum Beispiel im Jura vorkommen, sind diese Bäume eigentlich gar nicht heimisch und sorgen für die Auslaugung des ohnehin kargen Erdreichs.

Heute weiß man längst: Ein Wald braucht Vielfalt, um gesund leben zu können. "Das Wichtigste ist, dass wir standortgerecht anpflanzen," appelliert er auf die Frage eines Teilnehmers, ob sich die Pflanzung von Wildkirschen finanziell überhaupt lohne. "Wir können nicht wissen, welche Baumart in 30, 50 oder vielleicht 100 Jahren nachgefragt wird," ergänzt Förster Steffen Auerswald. "Der Holzpreis ist extremen Schwankungen unterworfen."

Also soll oberstes Ziel sein, den Wald gesund zu machen. Um den Waldumbau voranzutreiben, geben die Förster nicht nur Tipps für die richtige Auswahl der Bäume, sondern auch zu möglichen Förderungen, die das Amt für Landwirtschaft gewährt. Zum Beispiel auf so genannte Wuchshöhlen. Das sind Kunststoffröhren, in denen die kleinen Bäume wie in einem Gewächshaus gedeihen können. Die Förster führen sie vor.


Bodenproben geben Aufschluss


Gisela Turdi nimmt mit Ehemann Matthias und Sohn Fabio an dem Kurs teil. "Der Wald gehört meinen Eltern - insgesamt 12 Hektar auf einigen Flächen verteilt." Manch ein Waldstück davon sei in den letzten Jahren einfach sich selbst überlassen worden. Doch Gisela Turdi kann sich auch noch genau daran erinnern, wie sie mit ihren Eltern gemeinsam aufgeforstet hat. Das war vor rund 35 Jahren.

Heute sind aus den damaligen kleinen Bäumen schon hohe Ahorne, Weiden, Buchen und sogar Ulmen herangewachsen. Auch hier wird die Bodenprobe gemacht: Eine dicke Laub- und Humusschicht kommt zum Vorschein. Die Kursteilnehmer und Förster überlegen nun gemeinsam, welche Bäume gefällt werden sollten, um den anderen wiederum ein stärkeres Wachstum zu ermöglichen.


Das können mal die Urenkel ernten


Bis das Holz geerntet werden kann, wird es aber noch lange dauern. Der Waldumbau ist keine Sache von ein paar Jahren. "Das, was wir heute im Wald arbeiten und was wir für den Wald tun, können erst unsere Enkel und Urenkel einmal ernten", betont Förster Peter Nützel. Das bedarf großen Weitblicks.

Die Turdis und auch die anderen Waldbesitzer sind dankbar für die Tipps und können vieles davon sicher gleich in ihrer täglichen Arbeit umsetzen. Der Kurs für Waldbesitzer wird einmal im Jahr angeboten. Informationen gibt im Amt für Landwirtschaft.