CVG-Lehrer zur Frage, wozu man Religionsunterricht braucht

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Rainer Seifferth
Rainer Seifferth
 
Bastian Primer
Bastian Primer
 

In der Reihe "klar.text" werde Lehrer gefragt, warum sich Schüler mit manchen Fächern oder Lernstoffen beschäftigen müssen. Diesmal erläutern die Lehrer Rainer Seifferth und Bastian Primer vom Caspar-Vischer-Gymnasium, wieso Religionsunterricht nicht durch Gesellschaftskunde oder "Ethik für alle" ersetzt werden soll.

Die Kirchen sind leer und beten, zum Beispiel vor dem Essen, tut heute kaum mehr jemand. Mit Religion haben offenbar immer weniger Menschen etwas am Hut. Braucht es da überhaupt noch den Religionsunterricht? Wir haben zwei Religionslehrer vom Caspar-Vischer-Gymnasium befragt. Religion ist was für die Kirche.

Das glauben viele. Doch die Religion hängt mit unserer Gesellschaft untrennbar zusammen und hat daher auch in unseren Schulen einen festen Platz. Religionslehre ist ein ordentliches Lehrfach - ein Vorrückungsfach, was bedeutet: Wer schlechte Noten schreibt, der kann durchfallen. "Tatsächlich passieren tut das aber selten", weiß Rainer Seifferth (49), der seit vielen Jahren evangelischen Religionsunterricht am Caspar-Vischer-Gymnasium in Kulmbach gibt.

Wer mitdenkt ...

"Wer im Unterricht ein bisschen mitdenkt und sich beteiligt, der muss nicht wegen Religion sitzenbleiben." Was man im Religionsunterricht lernt, sei eben nicht messbar wie in Mathe oder Erdkunde. "Natürlich gibt es auch hier Stoff, der gelernt werden muss", sagt Seifferth, "aber eigentlich geht es darum, das Selber-denken zu lernen und zu üben".

Das kann auch Bastian Primer (29) nur bestätigen. Er unterrichtet seit zwei Jahren katholische Religionslehre am Caspar-Vischer-Gymnasium. "Vieles, das für uns heute selbstverständlich ist, wie zum Beispiel die Achtung der Menschenwürde, liegt im christlichen Glauben begründet. Nur indem wir die Hintergründe erkennen und verstehen, können wir begreifen, warum unsere Gesellschaft so ist, wie sie ist." Nicht umsonst sei die Religion schon im Mittelalter als die "Mutter aller Wissenschaften" bezeichnet worden.

"Schüler kennen sich kaum aus"

Der Religionsunterricht deckt viele verschiedene Bereiche ab. Zum Beispiel wird den Schülern beigebracht, was in der Bibel steht. "Die Schüler von heute kennen sich da kaum noch aus", betont Lehrer Seifferth. Grundsätzlich bedauert er das zwar, aber es hat auch einen entscheidenden Vorteil: "Die Schüler sind oft überrascht, welche Geschichten die Bibel bereithält." Von zu Hause würden die wenigsten Kinder Geschichten über Moses oder Jesus kennen.

Die Kirchengeschichte

Auch Kirchengeschichte steht auf dem Lehrplan. "Die Reformation zum Beispiel. Zum Reformationstag machen wir auch Aktionen mit beiden Konfessionen zusammen", erläutert der katholische Religionslehrer Primer. Was passiert eigentlich im Gottesdienst, warum feiern wir Abendmahl? Und was macht ein Ministrant? Auch solche Fragen werden im Laufe des Religionsunterrichts geklärt.

Was viele Schüler jedoch besonders spannend finden, so beobachten beide Lehrer immer wieder, das ist der Bereich "andere Religionen".

In jeder Jahrgangsstufe kommt eine andere Glaubensrichtung dran. In den unteren Stufen ist das zum Beispiel das Judentum oder der Islam. In der Oberstufe der Buddhismus. "Wir zeigen Unterschiede und Gemeinsamkeiten auf, so Seifferth.

Gespür für eigene Werte

"Die Schüler bekommen dadurch ein Gespür für ihre eigenen Werte und erlernen ein Grundverständnis für Menschen anderer Glaubensrichtungen", sagt der evangelische Religionslehrer.

Auch Aktivitäten außerhalb des eigentlichen Klassenzimmers fallen in den Aufgabenbereich der Fachschaft Religion. Einer der Schwerpunkte in der fünften Klasse ist zum Beispiel die Ausrichtung der Einführungstage. "Dort lernen sich die Kinder untereinander, aber auch die Lehrer kennen. Die neuen Schüler fühlen sich dann in der Schule willkommen geheißen und als Teil der Gemeinschaft", so Seifferth.

In all diesen Bereichen werden die Grundziele des Religionsunterrichts deutlich. Die beiden Lehrer des Caspar-Vischer-Gymnasiums sind sich einig: Sie wollen, dass die Schüler über sich selbst, unsere Gesellschaft, die sozialen Zusammenhänge, Werte und über den Sinn des Lebens nachdenken. "Dafür ist der Religionsunterricht da und damit übernimmt er eine herausragende Rolle bei der Bildung junger Menschen", ist sich Seifferth sicher.

Überzeugung hinter der Ethik

Könnte das der Ethikunterricht nicht auch? Bastian Primer relativiert: "Wer sich mit unserem Glauben gar nicht identifizieren kann, der kann sein Kind auch in den Ethikunterricht schicken. Aber die Überzeugung hinter der Ethik - die bekommt man naturgemäß nur im Religionsunterricht und die ist für mich notwendig, um Ethik zu verstehen."