Corona und der Handel: Für manche geht es um die Existenz

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Noch sind die Auslagen im Gemüsegeschäft von Reinhard Huberth (links) am Holzmarkt gut gefüllt. Manches aber könnte in den nächsten Wochen knapp werden - Tomaten aus Italien zum Beispiel oder frische Salate. Foto: Katrin Geyer
Noch sind die Auslagen im Gemüsegeschäft von Reinhard Huberth (links) am Holzmarkt gut gefüllt. Manches aber könnte in den nächsten Wochen knapp werden - Tomaten aus Italien zum Beispiel oder frische Salate.  Foto: Katrin Geyer

Ab heute müssen viele Geschäfte geschlossen bleiben - wie lange, ist ungewiss. Für kleine Unternehmen kann das problematisch werden.

Auf den ersten Blick ist im Gemüseladen von Reinhard Huberth am Holzmarkt in Kulmbach alles wie immer: In der Auslage liegen Tomaten aus Italien, Äpfel aus Südtirol, Kiwis aus Frankreich und Südfrüchte aus Übersee. Das aber könnte sich bald ändern. "Die Lieferketten werden abreißen", sagt Huberth, der den Laden seit vielen Jahren betreibt.

Die Corona-Krise wirkt sich merklich auf den Handel mit Obst und Gemüse aus. Gibt es einheimische Alternativen? "Ja, sagt Huberth, "aber die werden nicht ausreichen". Seine Kunden werden ausweichen müssen auf Äpfel vom Bodensee. Und dann liegen im Lager ja auch Teile der eigenen Ernte des Familienbetriebs. "Vier bis fünf Wochen kommen wir schon hin."

Blaukraut en masse

Und dann? Die Versorgung wird weiterhin gesichert sein, so Huberth, der keinen Grund zur Panik sieht. Trotzdem: Auch er hat schon Hamsterkäufe registriert. Dass jemand mehrere Köpfe Weißkraut, Blaukraut und Wirsing auf einmal mitnehme, komme sonst nicht vor.

Im Rewe-Markt von Jutta Hollweg sind Hamsterkäufe schon längst an der Tagesordnung. "Völlig unnötig", sagt die Unternehmerin. Nachdem am Montag für Bayern der Katastrophenfall ausgerufen worden war, hätten die Menschen den Markt regelrecht gestürmt. Meterweise seien die Regale leer gewesen. Das Personal sei pausenlos damit beschäftigt, Ware aufzufüllen.

Einen Grund zum Hamstern gibt es nicht, sagt Jutta Hollweg, die überzeugt davon ist, es hier mit einem psychologischen Phänomen zu tun zu haben: Wenn ein Regal leer sei, erwecke das den Eindruck, der Artikel werde knapp, so dass die Menschen fast zwanghaft versuchten, sich mit einem Notvorrat einzudecken.

"Ich kann den Leuten nur ans Herz legen, das Hamstern sein zu lassen. Wir haben genug auf Lager", sagt Jutta Hollweg.

Während sie und Reinhard Huberth auch in den nächsten Tagen und Wochen ihre Geschäfte geöffnet halten können, müssen andere schließen. Im Katastrophenfall, wie er am Montag für Bayern ausgerufen wurde, gelten strikte Bestimmungen (siehe Titelseite unserer gestrigen Ausgabe).

Für manche Händler kann es zum finanziellen Kraftakt werden, wenn die Einnahmen ausbleiben. So hofft etwa Alexandra Hofmann, Inhaberin der Parfümerie Benker, dass sie ihren Laden im Kressenstein geöffnet lassen kann: "Ich verkaufe ja auch Seife und Hautcreme - so wie Drogerien auch."

Hofmann, die Vorstandssprecherin der Händlervereinigung "Unser Kulmbach" ist, sorgt sich nicht nur um ihr Geschäft, sondern auch um viele andere kleine Läden in Kulmbach. "Wer Mode verkauft oder Geschenkartikel, darf nicht öffnen. Niemand weiß, wie lange der Katastrophenfall gilt. Das kann für manche Einzelhändler existenzbedrohend werden."

Kosten laufen weiter

So sieht das auch Christine Friedlein, die Inhaberin der Buchhandlung Friedrich. Sie hat ihre Mitarbeiterinnen in den Urlaub geschickt, um sie zu schützen. Nun prüft sie, ob die Anordnung, das Geschäft zu schließen, auch für sie gilt: Immerhin verkauft sie auch Zeitungen, die als wichtiges Informationsmedium wohl zum täglichen Bedarf gezählt werden müssten.

Auch für sie könnte es nach einer Schließung finanziell eng werden: "Ich muss Miete zahlen, ich muss Gehälter bezahlen, und die fixen Kosten laufen auch weiter." Sollte es nicht möglich sein, das Geschäft weiterhin zu öffnen, könnten Kunden Bücher telefonisch bestellen und über eine Art "Bücherklappe" abholen.

Mit einem solchen Service haben sowohl der Rewe-Markt als auch Reinhard Huberth gute Erfahrungen gemacht. Bei Jutta Hollweg laufen täglich weit mehr Online-Bestellungen als üblich ein. Und bei Huberth ist es schon viele Jahre selbstverständlich, Waren etwa zu älteren Kunden nach Hause zu liefern. Diesen Service will der Kulmbacher Gemüsehändler auch weiterhin pflegen - um sein Geschäft auch während der Corona-Krise bestmöglich am Laufen zu halten.