Seit 50 Jahren dirigiert Christian Knörrer die Sänger aus Feuln und Waizendorf. Dafür wurde er nun dreifach ausgezeichnet. Musikalisch vorbelastet war er nicht. "Ich wollte zwar immer ein Akkordeon, aber ich hatte als Jugendlicher kein Geld dazu", erinnert er sich.
Wenn der Vorsitzende des Sängerkreises Bayreuth, Professor Klaus Hoffmann, zur Hauptversammlung des Gesangvereins Feuln-Waizendorf kommt, muss schon etwas Besonderes auf der Tagesordnung stehen. In der Tat: Das 50-jährige Jubiläum als Chorleiter ist schon ein sehr bemerkenswertes Ereignis. Wenn diese Tätigkeit dann auch noch bei immer dem gleichen Chor ausgeübt wurde, ist dieses Engagement umso bewundernswerter.
Für Christian Knörrer (74), der dafür nun Urkunde des Deutschen Sängerbundes, Urkunde und Goldene Ehrennadel des Fränkischen Sängerbundes, sowie Urkunde und Geschenkkorb des Gesangvereins erhielt, ist das eigentlich nichts Besonderes. Natürlich habe er schon länger gewusst, was auf ihn zukommt. "Trotzdem bin ich überrascht und freue mich besonders darüber, dass Herr Hoffmann heute selbst gekommen ist.
Wir kennen uns ja schon einige Jahre", antwortete der Jubilar auf die Laudatio des Sängerkreis-Vorsitzenden.
"Ihr großes Können und die lange Zeit, in der sie mit den Sängern zusammenarbeiten, sind Garanten für die hohe Qualität der Chorgemeinschaft, die dafür bei allen ihren Auftritten und Wertungssingen großen Zuspruch und Anerkennung von den Zuhörern erfährt. Herzlichen Dank für das, was Sie in diesen 50 Jahren für Ihren Chor, für die Sängergruppe und den Sängerkreis geleistet haben."
Hofmann betonte, dass die Arbeit der etwa zwei Millionen Mitglieder in den Chören, Musikgruppen und Musikvereinen nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. "Es ist nicht überall bekannt, dass in diesem Bereich bundesweit mehr ehrenamtlich Tätige engagiert sind als im Sport."
"Du hast für den Verein eine unschätzbare Arbeit geleistet.
Du bist der Grund dafür, dass wir alle sehr stolz auf unseren Gesangverein und unsere Chorgemeinschaft sind", stimmte Vorsitzender Frederik Förtsch in die Lobeshymne ein. "Durch Dein unglaubliches Gehör kannst Du uns schon durch winzige Bewegungen lenken. Mit Dir macht der Gesang wirklich Spaß. Wir sind von Dir total begeistert und möchten Dich nicht missen."
Für 25 Jahre als aktiver Sänger im Ersten Bass wurde Helmut Stalla mit einer Urkunde und einer Silbernen Nadel des Fränkischen Sängerbundes ausgezeichnet.
Der Autodidakt Christian Knörrer war von Haus aus musikalisch überhaupt nicht vorbelastet. "Ich wollte zwar immer ein Akkordeon, aber ich hatte als Jugendlicher kein Geld dazu." Erst als er in die Lehre ging, hat er sich eine Quetsch'n schicken lassen und mit monatlich 21,05 Mark abbezahlt, erinnert er sich.
Noten kannte er zwar schon, aber keine Bassnoten. Ein paar Grundbegriffe hat ihm jemand gezeigt - und wo der C-Bass ist. "Damit habe ich mir das Spielen selbst angeeignet. Als dann die Trebgaster Heimatkapelle jemand für den Bass brauchte, habe ich wieder von vorne angefangen und E-Bass gelernt.
Der Eintritt in den Gesangverein erfolgte damals ganz einfach. "Am Samstag sagte der Vater: Komm, heute ist Singstunde. Da wurde nicht erst gefragt: Willst Du mit? Die Sänger, schon damals ein reiner Männerchor, probten im Gasthof Will in Waizendorf unter der Leitung des früheren Trebgaster Kantors und Lehrers Adam Lauterbach. "Bei dem habe ich in der Schule musikalisch viel gelernt. Als sich abzeichnete, dass er aus Altergründen aufhören wird, war ich einige Male bei ihm und habe mir einige Begriffe der Harmonielehre, beispielsweise Kadenzen, erklären lassen." Als Knörrer zum Chorleiterlehrgang sollte, war kein Geld in der Vereinskasse.
Die erforderlichen 50 Mark hat dann Hans Wernlein, der Großvater des heutigen "Bräu", übernommen.
Knörrer war 24, als er nach bestandener Prüfung die Leitung des Chores übernahm. Er wurde sofort akzeptiert. "Alle haben mir sehr geholfen. Die Älteren wollten zwar anfangs keine neuen Lieder singen. Aber nach und nach sind sie doch eingeschwenkt." Sogar das Rauchen während der Singstunden haben sie auf sein Bitten hin eingestellt.
Bezeichnend für die Kameradschaft und den Zusammenhalt im Verein: Probleme hat es im Chor nie gegeben. Weder im Vorstand noch bei den Sängern untereinander.
Schlaganfall: Die Aktiven warteten Als Christian Knörrer einen Schlaganfall erlitt, wollte er den Gesangverein eigentlich aufgeben. Aber die Sänger machten da nicht mit. Sie setzten eine Zeit lang aus, bis er wieder einigermaßen konnte.
"Darauf bin ich heute noch stolz. Das hat mir auch sehr geholfen, wieder auf die Beine zu kommen. Deswegen kann ich sie auch nicht in Stich lassen, solange sie keinen anderen gefunden haben."
Vor allem das Liedgut hat sich in all den Jahren geändert. "Als ich anfing, standen noch Texte wie ,Wo die deutschen Eichen hoch ins Blau, und deutsche Dome ragen' hoch im Kurs. Aber bereits mein Vorgänger hatte begonnen, schon mal neuere Lieder einzustudieren. Er hat damals ein Liederbuch spendiert, aus dem singen wir jetzt noch."
Wenn man junge Leute bei der Stange halten will, kann man nicht auf den alten Liedern sitzen bleiben, weiß der Chorleiter. Wenn sie sagen, das möchten wir gerne singen - wie aktuell Hubert von Goisern -, und man findet einen Chorsatz, der dazu passt, dann ist allen geholfen.
"Inzwischen singen wir alles, aber grundsätzlich nicht englisch.
Ganz ehrlich: Das würde bei uns furchtbar klingen."
Vorstandswahlen in fünf Minuten Die Vorstandswahlen waren in fünf Minuten erledigt, seit 50 Jahren der gleiche Chorleiter, Sänger 25 Jahre aktiv - das sind alles Indikatoren für einen intakten Verein und zufriedene Mitglieder (insgesamt 69, davon 14 aktive und 55 passive). So war es auch nicht weiter verwunderlich, dass der Vorsitzende des Gesangvereins, Frederik Förtsch, im Feulner Feuerwehrhaus auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken konnte.
Er erinnerte an eine Vielzahl von öffentlichen Auftritten. Ein Highlight war die erfolgreiche Teilnahme am Gruppenkonzert in Neuenmarkt, wo die Chorgemeinschaft mit einer tollen Liedauswahl begeisterte. "Unsere etwas andere Interpretation des Liedes ,Weit, weit weg' von Hubert von Goisern, zu der uns unser Chorleiter anstachelte, hat so manchen Besucher sehr berührt.
Ein besonderes Erlebnis war ein musikalischer Abend in Aichig."
Auch die weiteren Vorträge beim Maibaum-Singen in Lindau, beim Chorliederabend der Sängergruppe in Neuenmarkt, beim Jubiläums-Liederabend im Kutschenhaus Thurnau, beim Adventsgottesdienst in der St. Johannes-Kirche, bei der Dorfweihnacht in Lindau und Feuln, seien immer mit großem Beifall aufgenommen worden.
Bewährte Gemeinschaft Schriftführer Roland Lutz berichtete von 31 Singstunden, die abwechselnd bei den Sängern der Chorgemeinschaft in Feuln und in Lindau stattfanden. "Unser Chorleiter hat wieder die passenden Lieder ausgewählt, und viel Mühe aufgewendet, um unsere erfolgreichen öffentlichen Auftritte zu ermöglichen." Die Chorgemeinschaft habe sich auch 2014 bewährt, schrieb Lutz ins Protokoll.
Jochen Ohnemüller wurde von den Kassenprüfern geordnete Finanzen attestiert.
Zu dem zufriedenstellenden wirtschaftlichen Ergebnis trug auch das traditionelle Sommernachtsfest Ende Juli bei. Die Geselligkeit wurde bei einem gemeinsamen Ausflug mit der Feuerwehr in die Oberpfalz gepflegt. Im Maybach-Museum in Neumarkt konnten Luxusautos und in Velburg die Stalagmiten der König-Otto-Tropfsteinhöhle besichtigt werden. Krönender Abschluss war die Einkehr in Pferch.
In seinem Grußwort stellte Bürgermeister Werner Diersch die Präsenz des Chores bei den verschiedensten Veranstaltungen zu jeder Jahreszeit heraus. "Bei Euren Konzerten erfreut ihr die Besucher und liefert wichtige Beiträge für das Dorfleben und die Dorfgemeinschaft." Es sei wichtig, auch im Alter die Leidenschaft für das Singen hochzuhalten und an die nächste Generation weiterzugeben.
Zur Durchführung der Neuwahlen brauchte der Bürgermeister gerade mal fünf Minuten.
Dann war der bisherige Vorstand mit Vorsitzendem Frederik Förtsch, Stellvertreter Ludwig Beierlein, Schriftführer Roland Lutz und Kassierer Jochen Ohnemüller für weitere zwei Jahre wiedergewählt. Den Vereinsausschuss bilden Helmut Büttner, Andreas Renner, Helmut und Michael Stalla.