So hat sich die demografische Entwicklung auch in Presseck ausgewirkt. Der Wegfall der Pendlerpauschale und der Eigenheimzulage haben dazu geführt, dass die Nachfrage nach Bauplätzen schwächer ausgefallen sei als erwartet, sagt Beyer. 2008 hatte der Ort noch etwas über 2000 Einwohner, heute sind es rund 200 weniger, und Leerstände sind auch in Presseck ein Thema.
Ein Leerstands-Kataster soll seit geraumer Zeit dabei helfen, Interessenten passende Objekte anbieten zu können. "Häuser mit überschaubarem Renovierungsaufwand und ein bisschen Grund werden durchaus nachgefragt", sagt der scheidende Bürgermeister.
Die Menschen, die sich in der jüngsten Vergangenheit dazu entschieden haben, sich in Presseck anzusiedeln, stehen, so sagt es Beyer, in vielen Fällen an der Schwelle zum Ruhestand und kommen aus Ballungsgebieten ins Kulmbacher Oberland: Weil sie sich Haus oder Wohnung in der Großstadt nicht mehr leisten können und hier billiger leben. Solche Neubürger muss die Gemeinde im Blick haben.
Bürgerbus und Tagespflege
Zum Beispiel beim Projekt "Bürgerbus", das der Bürgermeister vorantreiben und in das er auch die kleinen Orte um den Hauptort herum einbinden möchte. "Beim ÖPNV bleiben die Dörfer außen vor", so Beyer. "Mit einem Bürgerbus schafft man für die Menschen eine Möglichkeit, einmal zum Einkaufen zu fahren oder zum Arzt - und bietet eine Möglichkeit zur Kommunikation."
Presseck habe einen Arzt, eine Tagespflege und eine Diakoniestation, und die Bürger könnten einen gut funktionierenden Apotheken-Lieferdienst nutzen. Auch das seien Angebote, die den Ort für eine ältere Klientel attraktiv machten.
Wenn Siegfried Beyer eine Bilanz der zurückliegenden zwölf Jahre zieht: Womit kann er zufrieden sein?
Da gebe es einiges, sagt er. Zum Beispiel die touristische Entwicklung. Die Gemeinde verfüge, Wartenfels eingeschlossen, über 260 Kilometer Wanderwege. Mit dem Einsatz von Fördergeldern habe man ein Mehrzweckgerät anschaffen können, um diese Wege zu pflegen und um im Winter - so es denn schneit - Loipen spuren zu können.
Sollten "richtige" Winter tatsächlich wieder der Normalfall werden, wäre die Gemeinde auch dafür gerüstet: Der Bauhof wurde in Beyers Amtszeit ausgebaut; drei Winterdienstfahrzeuge wurden angeschafft, um die Hauptstrecken zeitnah bedienen zu können.
Viele Projekte habe er abschließen können, so Siegfried Beyer. So seien beispielsweise in den letzten drei Jahren rund 1,5 Millionen Euro in die Deckensanierung von Straßen investiert worden. "Das hat sich bewährt."
Einige Projekte freilich wird Beyer an seinen Nachfolger übergeben müssen. Zum Beispiel die Ertüchtigung der Wasserversorgung. Fünf Kilometer Hauptleitung sind in der Vorplanung. Kostenvolumen: 2,2 Millionen Euro. Die Gemeinde gewinnt ihr Wasser noch selbst aus drei Brunnen und einer Aufbereitungsanlage in Schlackenreuth. Für den Notfall könne man Wasser von der LUK Helmbrechts beziehen. Denkbar sei es auch, die Heinersreuther Quelle zu fassen.
Das wohl größte Zukunftsprojekt für die Gemeinde Presseck ist der Ausbau von Schule und Kindergarten.
Seit der Sanierung des evangelischen Kindergartens seien die Anmeldezahlen gestiegen, sagt der künftige Ex-Bürgermeister. Die Einrichtung einer neuen Gruppe sei nötig, die man im Schulhaus unterbringen werde. Noch in diesem Jahr soll die Renovierung des Schulhauses angepackt werden - unter der Federführung von Christian Ruppert.
"Idealer Nachfolger"
Dieses Vorhaben gehört zu denen, die Beyer gerne selbst noch abgeschlossen hätte. Aber er werde noch in diesem Jahr 70 Jahre alt und mit Christian Ruppert habe ein idealer Nachfolger zur Verfügung gestanden. "Da muss man sich dann einfach zum Aufhören entscheiden."
Die Landwirtschaft seines Sohnes, sein Wald und nicht zuletzt sein Enkel werden schon dafür sorgen, dass ihm auch künftig nicht langweilig werden wird.
Das sagen Vertreter der Gemeinderatsfraktionen über Siegfried Beyer
"Liebe Anni Reuther, meine lieben Gemeinderäte". Mit der Extra-Begrüßung der einzigen Frau im Gemeinderat, auch wenn diese nicht "seiner" Partei angehörte, eröffnete Siegfried Beyer als Kavalier der alten Schule stets jede Gemeinderatssitzung.
"Er war immer um Ausgleich bemüht", attestiert denn auch Stefan Sigmund als Vorsitzender der Fraktion der Freien Wähler die Amtsführung von Siegfried Beyer. "Man konnte mit ihm gut zusammenarbeiten", blickt er auf die letzten zwei Sitzungsperioden des Gemeinderats zurück, "wir sind uns immer einig geworden."
"Hut ab!" fasst Raimund Graß sein Urteil für die CSU-Fraktion in zwei Worten zusammen. "Er war der beste Bürgermeister, den ich je kennengelernt habe: Ehrlich und geradlinig. Was machbar war, hat er gemacht. Er hat die Vereine unterstützt, wo er konnte, und hat nie etwas versprochen, was er nicht auch halten konnte. Er war nie auf Eigennutz aus; was er zum Beispiel für die Gemeinde gefahren war, hatte er nie abgerechnet. Er war zwar nebenamtlicher Bürgermeister, aber eigentlich hat er einen Vollzeitjob im Rathaus gemacht."
Auch für die SPD-Fraktion war die Zusammenarbeit mit Siegfried Beyer stets angenehm gewesen, sagt deren Vorsitzender Gerd Leinfelder. Der scheidende Bürgermeister sei für andere Meinungen stets offen gewesen. Auch zum Ablauf seiner Amtszeit habe er noch einiges angestoßen, wie die Schulsanierung und das Radspitz-Projekt, die Leinfelder nun auch "zügigst umgesetzt" wissen möchte.kla