Gastronomie fehlt Personal: So macht Kulmbacher Wirtin auf Problem aufmerksam

2 Min
Was sagt uns dieses Schild, wenn es vor einem Lokal steht? Foto: Stephan Tiroch
Was sagt uns dieses Schild, wenn es vor einem Lokal steht? Foto: Stephan Tiroch
So begrüßt Editha Paetsch in ihrem Café "Petit Fours" in der Webergasse ihre Gäste. Nicht, weil sie besonders unfreundlich wären, sondern um auf den Fachkräftemangel aufmerksam zu machen.Stephan Tiroch
So begrüßt Editha Paetsch in ihrem Café "Petit Fours"  in der Webergasse ihre   Gäste. Nicht, weil sie besonders unfreundlich wären, sondern um auf den Fachkräftemangel aufmerksam zu machen.Stephan Tiroch
 

Was sich Kulmbacher Gastwirte einfallen lassen, um auf ein Problem in ihrer Branche aufmerksam zu machen.

Über dieses Schild und seine Botschaft muss man stolpern. Da fordert Editha Paetsch vor ihrem Café "Petit Fours" in der Webergasse ihre Gäste auf: Bitte seien Sie nett zum Personal! Mit der Begründung: "Noch immer sind Kellner schwerer zu bekommen als Gäste."

Sind die Gäste in ihrem Lokal, das nach einem französischen Feingebäck aus Biskuitteig benannt ist, besonders unfreundlich oder rüpelhaft? "Nein, so ist das nicht", wehrt Editha Paetsch ab. Sie wolle mit dem flotten Spruch auf ein Problem in ihrer Branche aufmerksam machen.


"Kulmbach ist extrem"

"In der Gastronomie fehlen Fachkräfte. Kulmbach ist extrem", sagt sie und nennt ein Beispiel. Als ihr vor kurzem eine vom Arbeitsamt vermittelte Bedienung völlig überraschend absagte, habe sie das Café zwei Tage schließen müssen, da sie in der Stadthalle - ihr zweites Standbein - viel zu tun hatte.
Wie ihr, so Paetsch, gehe es auch anderen Kollegen in Kulmbach. Fast jeder habe Probleme, "vernünftiges Personal" zu finden.

Eine Einschätzung, die der Kreisvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbands, Stephan Ertl, teilt. "Die ganze Branche in Bayern hat diese Schwierigkeiten", sagt er. Auch Lehrstellen könnten nicht besetzt werden. Er führt den Fachkräftemangel darauf zurück, dass in der Gastronomie auch abends und am Wochenende gearbeitet werden müsse, also zu ungünstigen Zeiten. "Das merken auch die Bäcker und die Metzger, die haben dieselben Probleme." Außerdem sei die Wertschätzung für Gastronomieberufe nicht besonders hoch.


Bewerber vom Arbeitsamt ungeeignet

Zuweisungen vom Arbeitsamt sind laut Ertl meist nicht hilfreich. "Die Leute sind nicht interessiert oder bringen Ausreden, dass sie am Wochenende nicht arbeiten können."

Horst Vormann vom Jobcenter Kulmbach kann zu Einzelfällen nichts sagen. Er räumt aber schon ein, dass es manchmal schwierig ist, die Anforderungen des Arbeitgebers und die Qualifikation des Bewerbers in Einklang zu bringen. Wenn eine Stelle gemeldet ist, sei das Jobcenter bemüht, auch Leute hinzuschicken.

Ertl zufolge könnte man in der Kulmbacher Gastronomie ein Drittel mehr Personal gebrauchen. "Koch/Köchin, Restaurantfachmann/-frau, Gehilfe/Gehilfin im Gaststättengewerbe - das wird in Kulmbach am meisten gesucht." Wichtig sei dabei: "Wer in der Gastronomie arbeiten will, der muss es auch gerne tun."


Welt steht offen

Auch der Kulmbacher Gastwirtesprecher kämpft gegen das schlechte Image der Restaurantberufe: "Mit einer Ausbildung in der Gastronomie hat man viele Möglichkeiten. Es steht einem die Welt offen. Solche Leute sind auch im europäischen Ausland oder in Übersee gefragt."

An eine kurzfristige Lösung des Problems glauben weder Ertl noch Paetsch. Es gilt nach wie vor der Satz von Günter Limmer. "Ich habe schon vor 20 Jahren gesagt: Ich kriege leichter neue Gäste als eine neue Bedienung", so der Grandseigneur der Kulmbacher Gastronomie.


Eine Hoffnung gibt es

Aber die Chefin des kleinen Cafés in der Webergasse gibt die Hoffnung nicht auf. Auch für sie können die Studenten gar nicht früh genug nach Kulmbach kommen. Sie glaubt, dass sich dann die eine oder der andere etwas durchs Kellnern dazuverdienen will ...