Billig-Billett: Kommt der Ansturm auf Bahn und Bus?

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Ab kommenden Mittwoch, 1. Juni, gilt das 9-Euro-Ticket für Bus und Bahn.
Ab kommenden Mittwoch, 1. Juni, gilt das 9-Euro-Ticket für Bus und Bahn.
Frank Rumpenhorst/dpa

Das 9-Euro-Ticket startet am kommenden Mittwoch - und einige Anbieter rechnen mit großem Interesse der Bürger. Wie es mit den Vergünstigungen läuft und worauf sich Reisende gerade zum Auftakt einstellen sollten.

Die Idee stammt aus Berlin: Die Bundesregierung will mit dem Neun-Euro-Ticket, das zum 1. Juni gilt, die gestiegenen Energiekosten bei den Bürgern abfedern - und zugleich sollen mehr Menschen ermuntert werden, mit Bahn oder Bus zu fahren. Der Bund fördert den niedrigen Preis seinerseits mit 2,5 Milliarden Euro, die Umsetzung müssen Länder und Kommunen aber selbstständig organisieren.

Wie das in Kulmbach gelingt? Dazu sagt Michael Beck, der ÖPNV-Experte am Landratsamt: "Das 9-Euro-Ticket im Landkreis Kulmbach in allen Nahverkehrsmitteln anerkannt, das heißt im Regional-Express, in der Regional-Bahn, in Regionalbussen sowie in den bedarfsgesteuerten Verkehren wie dem Variobus und Anruf-Linien-Taxi." Auch in den Fahrradbussen in den Frankenwald, ins Fichtelgebirge und in die Fränkische Schweiz ist das Ticket gültig.

Kinder unter sechs fahren gratis

Im Unterschied zu allen sonstigen Regeln zur Fahrradmitnahme - diese bleibt auf den Bahnen, vielen Buslinien und in den Verbünden kostenpflichtig - könnten auf den Fahrradbussen von 3Fmobil.de die Räder weiterhin kostenlos auch mit diesem neuen Fahrschein mitgenommen werden. Kinder unter sechs Jahren reisen laut Beck kostenfrei mit.

Die Tickets, die jeweils einen Kalendermonat gültig sind, werden in den Regionalbussen in Stadt und Landkreis Kulmbach (Beim Verkehrsunternehmen Pomper ab sofort, bei Omnibus Schuster im Laufe der nächsten Tage) verkauft, man kann sie aber auch an den Automaten der Deutschen Bahn und in den Zügen der Agilis Verkehrsgesellschaft erwerben. Daneben gibt es laut Michael Beck noch die Möglichkeit, die Tickets online über den DB Navigator auf der Seite der Deutschen Bahn zu erstehen.

Schüler mit Berechtigungskarte für Schülermonatskarten erhalten laut Beck automatisch das 9-Euro-Ticket für die Monate Juni und Juli - entweder über die Schulen oder über die Verkehrsunternehmen. Das 9-Euro-Ticket ersetze die Schülermonatskarte.

Direkt beim Fahrer ausdrucken

Das besondere Angebot gilt auch für den Stadtbus. Wie Betriebsleiter Alexander Schütz von der Stadtbus Kulmbach GmbH mitteilt, bekommt jeder das Ticket beim Fahrer direkt ausgedruckt. Einziger Unterschied: Die Tickets müssen personalisiert sein, das heißt mit vollem Namen unterschrieben werden, denn eine Übertragbarkeit ist nicht vorgesehen. Laut Schütz gelten die Tickets auf allen Stadtbuslinien.

Die Umsetzung sei auch in Kulmbach durchaus mit Mehraufwand verbunden. "Die Tatsache, dass man das Ticket einfach für den Fahrgast ausdrucken kann, bedingt natürlich einen organisatorischen Vorlauf. Die Abrechnung beziehungsweise das, was vom Bund an Geldern für die verminderten Kartenpreise als Ausgleich bereitgestellt wird, kommt nicht einfach so in die Unternehmen, das entsteht administrativ vor allem bei den Aufgabeträgern, also etwa den Landkreisen, einiges an Zusatzaufwand."

Inwiefern sich beim Stadtbus ein regelrechter Ansturm wie etwa im Bahnverkehr abzeichnet, sei schwer vorauszusagen, bekundet der Betriebsleiter. "Da haben alle Beteiligten noch keine Erfahrungswerte. Aber nach meinem Dafürhalten ist es eine gute Aktion für den Fahrgast." Es gebe aber durchaus auch einige warnende Stimmen, gerade aus touristisch hochfrequentierten Regionen. Dort könne es geschehen, dass bestimmte Routen, etwa zu Sehenswürdigkeiten, die vom Nahverkehr erschlossen sind, nochmals deutlich stärker belastet werden könnten.

Zum Start des 9-Euro-Tickets rechnet auch Bahnanbieter Agilis mit hohen Auslastungen der Züge. Die Eisenbahngesellschaft mit Sitz in Regensburg rät Reisenden, die Hauptverkehrszeiten morgens und nachmittags zu meiden. Das erste Wochenende fällt zusätzlich auf den Start der Pfingstferien in Bayern - ein Zeitraum, in dem tendenziell schon immer mit deutlich höheren Fahrgastzahlen zu rechnen sei.

Eine Erhöhung der Kapazitäten werde nur sehr eingeschränkt möglich sein, schreibt die Agilis-Pressestelle. Deshalb sei zu erwarten, dass es auf einigen Strecken auch zu einer hohen Auslastung der Züge kommen kann.

Wer Ausflüge unternimmt, sollte das eher in kleineren Gruppen tun. Fahrradfahrer sollten während der drei Monate nicht mit dem Rad reisen. Es könne keine Mitnahme garantiert werden - und Fahrgäste ohne Fahrrad hätten im Zweifel Vorrang. Agilis weist darauf hin, dass trotz des 9-Euro-Tickets eine zusätzliche Karte für das Fahrrad gekauft werden muss.

Karten bereits erhältlich

Bereits seit dem 21. Mai können Fahrgäste im Agilis-Netz Oberfranken das 9-Euro-Ticket in den Automaten im Zug erwerben. Das Unternehmen betreibt im Auftrag des Freistaats Bayern etwa zehn Prozent des bayerischen Schienenpersonennahverkehrs in den Netzen Mitte (dazu zählen der Regensburger Stern und entlang der Donau) und Nord mit Oberfranken sowie Teilen der Oberpfalz und Unterfrankens.