Auf dem Gelände der Kulmbacher Brauerei ist trotz des bescheidenen Wetters mehr los als erwartet. Am Samstag standen die Rettungskräfte im Blickpunkt.
Bevor die Gruppe "Rocktools" auf der Musikbühne im Brauereigelände am Samstagnachmittag ihre ersten Hits zur Motorrad-Sternfahrt 2016 anstimmte, schimpfte Antenne-Bayern-Moderator Stephan Burkert über das "Sch...Wetter". Er ließ aber Optimismus durchschimmern: "Leute, nehmt die Gelegenheit wahr, jetzt kommt ihr noch gut an die Stationen ran. Morgen sind da zwei, drei Millionen Leute."
Davon, dass der Herrgott kein Einsehen mit Motorradfahrern und Gästen hatte, ließ sich aber keiner entmutigen. Auch Organisator Michael Schmid von der Kulmbacher Brauerei nicht. Er war zwar nicht zufrieden, aber angenehm überrascht: Trotz des bescheidenen Wetters - am Samstag herrschten Dauernieselregen und Temperaturen von fünf bis sieben Grad über dem Gefrierpunkt - kamen relativ viele Biker und Gäste zur 16. Motorrad-Sternfahrt auf das Festgelände in der Lichtenfelser Straße. Dort war, wie in den Vorjahren, wieder allerhand geboten. Das Beste: Kein einziger Programmpunkt wurde abgesagt.
"Ankommen statt umkommen" lautet das Motto der Veranstaltung, zu der die oberfränkische Polizei, das bayerische Innenministerium, die Stadt und die Kulmbacher Brauerei eingeladen hatten. Schwerpunkt ist wieder die Verkehrssicherheit. Dazu wurde zum zweiten Mal ein "Mitmach-Parcours angeboten, der weit über 30 Übungs-Module aus sechs Themenbereichen beinhaltete: richtige Ausrüstung; Motorradcheck; Gesundheits-Check; Fahrvorbereitung; Verhalten im Straßenverkehr und Reagieren in Unfallsituationen.
Zwei Unfallszenarien
Zum letztgenannten Thema gab es gegen 15 Uhr mit der Darstellung eines Unfallszenarios den ersten Höhepunkt, der auch von zahlreichen Schaulustigen bestaunt wurde: Ein Biker war unter einen Pkw geraten und musste von THW-Mitgliedern und Feuerwehrkräften mit Hilfe eines Rettungskissens befreit werden.
Zwei Stunden später demonstrierte die Kulmbacher Feuerwehr unter der Leitung von Stadtbrandmeister Michael Weich, wie schnell mit der Rettungsschere ein eingeklemmtes Unfallopfer aus einem Auto befreit werden kann: In drei bis vier Minuten ist das Dach weg.
Auf dem Gelände des Sudhauses und der Lagerhallen der Brauerei waren zahlreiche Stände aufgebaut, die sich ebenfalls mit der Verkehrssicherheit befassten. Dort konnten die Besucher zum Beispiel ihre Sehkraft testen, sich am Dekra-Truck über den Toten Winkel schlau machen, mit einer Spezialbrille die Wirkung von 1,5 Promille Blutalkoholkonzentration testen oder sich beim BRK-Kreisverband über die Bedienung eines Defibrillators informieren. Interessant auch die neuen Leitplanken, die verunglückte Motorradfahrer vor schweren Verletzungen schützen sollen und die von der bayerischen Straßenbauverwaltung vorgestellt wurden.
Ein Programmpunkt, der im Vorfeld nicht öffentlich bekannt gemacht worden war, spielte sich auf dem Mönchshof-Gelände in der Blaich ab: Dort testeten die Motorradstreifen der ausländischen Polizei-Delegationen ihr Fahrkönnen auf einen Parcours, den die Kreisverkehrswacht Coburg aufgebaut und betreut hat. Deren stellvertretender Vorsitzender Thorsten Krauß erläuterte: "Die Beamten müssen den Parcours auf Zeit durchfahren, was bei dem nassen Asphalt heute sehr anspruchsvoll ist. Sie merken dabei, dass es halt manchmal nicht so schnell geht, wie man will." Bei der Abendveranstaltung auf der Plassenburg, so Krauß, würden die erfolgreichsten Teilnehmer dann mit Pokalen ausgezeichnet. Seinen Worten zufolge waren Motorradpolizisten unter anderem aus den Niederlanden, Belgien, Österreich, Polen, Slowenien, Ungarn und Kroatien sowie Feldjäger der Bundeswehr am Start.
Wetterbedingt wenig los war auf dem Schwimmbad-Parkplatz, wo der Verband bayerischer Fahrschullehrer ein Warm-up in Form eines Sicherheitstrainings anbot. Warm wurde dabei freilich niemand. Während am Morgen eine 25-köpfige, angemeldete Gruppe noch bei trockenem Asphalt die Pylonen umrunden konnte, trafen dann bei Nieselregen nur noch vereinzelt Fahrer auf dem großen Parkplatz ein.
Fahrlehrer Jürgen Schautzgy, der gerade eine Bikerin aus dem Landkreis
Kulmbach, die mit ihrer Yamaha XT auf der Strecke war, einige Tipps gab, scherzte: "Mal einer charmanten Frau Einzelunterricht geben - das ist doch auch nicht schlecht."
Natürlich nahmen die Fahrlehrer ihre Aufgabe bei der Unterweisung der wenigen Interessenten sehr ernst. Das ungüstige Wetter spielte dabei nur eine untergeordnete Rolle. "Man muss seine Fahrweise an die Situation anpassen. Dann fährt man auch bei Nässe sicher durch alle Kurven", betonte Schautzgy.
Ankommen statt umkommen eben.