Bayernwerk investiert kräftig in Kulmbachs Netzcenter

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Im Zuge der nötigen Netzentflechtung für die Stromnetz Kulmbach GmbH & Co. KG baut die Bayernwerk AG solche Übergabemess-Stationen wie diese hier an der Gößmannsreuther Schule. Foto: Bayernwerk
Im Zuge der nötigen Netzentflechtung für die Stromnetz Kulmbach GmbH & Co. KG baut die Bayernwerk AG solche Übergabemess-Stationen wie diese hier an der Gößmannsreuther Schule. Foto: Bayernwerk

Nicht zuletzt die stark gestiegene Einspeiseleistung aus erneuerbaren Energien macht für die Bayernwerk AG eine permanente Ertüchtigung der Netze nötig.

Wenn eine Stadt auf ihrem Terrain ihr eigenes Stromverteilernetz betreiben will, dann steckt dahinter ein großer Aufwand: Es müssen nicht nur entsprechende Konzessionsverhandlungen mit dem bisherigen Betreiber geführt werden - es geht letztlich auch um die technische Abwicklung. Die vollzieht derzeit die Bayernwerk AG. Nach den Worten von Thomas Balzar, zuständiger Leiter für den Netzbau Kulmbach, sind die nötigen Netzentflechtungsmaßnahmen in vollem Gange.


Umbau ohne Störungen

"Aktuell werden beispielsweise die Kabelleitungen umgebunden sowie in die bereits vorhandenen 20-Kilovolt-Leitungen Messstellen eingebaut", sagte Balzar gestern beim Pressegespräch. Man wolle das ganze Prozedere so wirtschaftlich wie möglich für das Bayernwerk ablaufen lassen.
"Es geht ja auch darum, keine technischen Störungen für die Kunden zu riskieren." Allerdings betrage der Aufwand für die Umstrukturierung zwei bis drei Millionen Euro, schätzte Balzar.

"So eine Veränderung kommt zum Glück für uns selten vor", ergänzte Konrad Walter, Leiter für die Netzdienste Oberfranken, "schließlich ist das Stromnetz die Grundlage unseres Geschäftsmodells." Er betonte, dass mit den Stadtwerken Kulmbach als künftigem Betreiber eine einvernehmliche Lösung gefunden worden sei. "Es ist aber ein größerer technischer Aufwand damit verbunden, denn wir müssen ja genau nachverfolgen können, wie viel Elektrizität innerhalb und außerhalb des Stadtgebiets durchfließt." Dafür wurden unter anderem mehrere Mess-Stationsgebäude im Stadtgebiet errichtet.

Das alles koste Geld, gehe in die Millionen, sagt Walter. "Allein in Oberfranken verbauen wir in diesem Jahr 96 Millionen Euro in unseren Strom- und Erdgasnetzen, knapp 31 Millionen davon im Netzcentergebiet Kulmbach." Das Gebiet umfasse die Landkreise Kulmbach, Lichtenfels und Bayreuth. Die Bayernwerk AG, nach eigenen Angaben Bayerns größter Netzbetreiber, versorge mit seiner Infrastruktur 225 000 Einwohner in 64 Städten und Gemeinden.


Freileitung wird verkabelt

Als weitere beispielhafte Bautätigkeiten erwähnten Walter und Balzar unter anderem die Verkabelung der Freileitung Fölschnitz-Trebgast auf einer Länge von zwölf Kilometern. Im nächsten Abschnitt erfolge der Ersatz der 20kV-Doppelleitung von Trebgast zur Eichmühle bei Schlömen. Dort waren vor zwei Jahren rund 3500 Bürger kurzfristig ohne Strom, nachdem ein Biber einen Baum gefällt hatte, der wiederum die Freileitung kappte.

Doch nicht nur in die Instandhaltung der Netze investiert das Bayernwerk, sondern auch in den Ausbau der Kapazitäten aufgrund der immer höheren Einspeiseleistung aus erneuerbaren Energien. Nach den Worten von Ingo Schroers, Regionalleiter für Oberfranken, hätten sich die Aufgaben für den Netzbetreiber seit Beginn der Energiewende stark erweitert. "Der Strom fließt längst in beide Richtungen, dem müssen wir als Dienstleister Rechnung tragen. Aktuell sind es über 260 000 dezentrale Anlagen, größtenteils Photovoltaik, die ihre Elektrizität ins Netz schicken. Diese Leistung aber ist einer großen Schwankungsbreite unterworfen. Dem müssen wir beispielsweise mit modernen Steuerungssystemen begegnen. In Zukunft werden Speichersysteme und dezentrale Systemeinheiten entstehen, deren Arbeit exakt aufeinander abgestimmt sein muss." Der Aufwand für Netzunterhalt und -ausbau sei immens, so Schroers: "Allein 2015 und 2016 hat Bayernwerk dafür mehr als eine Milliarde Euro ins System gesteckt."