Baugenossenschaft Kulmbach: Inge Aures und ein Machtkampf

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Der Eingangsbereich der Baugenossenschaft Kulmbach und Umgebung. Hinter diesen Türen wird möglicherweise die Macht neu verteilt. Foto: Archiv/Alexander Hartmann
Der Eingangsbereich der Baugenossenschaft  Kulmbach und Umgebung. Hinter diesen Türen wird möglicherweise die Macht neu verteilt. Foto: Archiv/Alexander Hartmann

Die Vertreterversammlung der Baugenossenschaft Kulmbach und Umgebung hat vor wenigen Tagen den Aufsichtsrat aufgestockt. Damit wird auch die Spitze des Gremiums neu bestimmt, an der bisher die Landtagsabgeordnete Inge Aures (SPD) steht.

Die Diskussionen um Inge Aures, ihren Funktionen an der Spitze von öffentlichen Einrichtungen und der Beauftragung des Ingenieurbüros ihres Mannes zieht sich wie ein roter Faden bereits durch das gesamte Jahr. In der Kulmbacher Arbeiterwohlfahrt (AWO), wo die 64-Jährige Kreisvorsitzende ist, hatte zuletzt das Gutachten einer unabhängigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft attestiert, dass der dauerhafte Interessenkonflikt zwischen Funktionsausübung und Vergabe an Aufträgen an das Büro von Aures-Ehemann Hans-Hermann Drenske zur Beendigung ihres Mandats hätte führen müssen - in Form einer Abberufung durch die Gesellschafterversammlung oder durch das berufende Gremium.

Ein zweites Feld wird nun die Baugenossenschaft Kulmbach und Umgebung (BG). Dort hatte zum 31. Oktober einer der beiden Vorstände, Horst Hübner, seinen Rücktritt erklärt. In einem Schreiben an die damaligen Aufsichtsratsmitglieder Inge Aures (Vorsitzende), Dietmar Hofmann (früherer Thurnauer Bürgermeister), Helmut Heinrich (BG-Mieter) und Karin Rätke (frühere Sekretärin von Inge Aures, als diese Kulmbacher Oberbürgermeisterin war) hatte er betont, dass die Zusammenarbeit zwischen Aufsichtsrat und Vorstand seit dem Frühjahr 2019 immer schlechter geworden sei. Ein Grund sei der Wunsch von Aures gewesen, einen Aqua-Kindergarten in Kulmbach zu bauen. Da der Vorstand das Projekt als viel zu riskant erachtet habe, sei es in der Folge zu "immer unschöneren Auseinandersetzungen" in den Gremiensitzungen gekommen, wie Horst Hübner damals zu Protokoll gegeben hatte.

Auch hier hatten sich - wie bei der Arbeiterwohlfahrt - Prüfer eingeschaltet. Im Prüfbericht des Verbands Bayerischer Wohnungsbauunternehmen (VdW), zu der die Baugenossenschaft gehört, war auf die internen Konflikte verwiesen und ausdrücklich festgestellt worden, dass der Aufsichtsrat unter der Führung von Inge Aures das Leitungsbefugnis des Vorstands zu beachten habe - was in der Vergangenheit offenbar nicht immer der Fall gewesen sei.

Die Wirtschaftsprüfer, die die Rolle von Inge Aures kritisch unter die Lupe genommen und ihr empfohlen hatten, "persönliche Interessenskonflikte zu vermeiden", rieten auch zu einer fachlichen sowie personellen Aufstockung des Aufsichtsrats. Diese Empfehlung wurde nun vom verbleibenden Vorstand der Baugenossenschaft, Udo Petzoldt, umgesetzt. Angesichts der Corona-Pandemie hatte er - offenbar im Benehmen mit dem übergeordneten Verband - zu einer virtuellen außerordentlichen Vertreterversammlung im schriftlichen Verfahren eingeladen, die - so heißt es auf der Internetseite der BG - unter Aufsicht des Rechtsanwalts Karl-Christian Schmitt-Walter vom VdW durchgeführt wurde.

Die 53 Vertreter, die von den Mietern der Baugenossenschaft gewählt sind, sollten die künftige Zahl der Aufsichtsratsmitglieder festlegen und im Anschluss vorgeschlagene Kandidaten

wählen. Die Wahlbeteiligung war nach Angaben von Udo Petzoldt mit 81 Prozent "außergewöhnlich hoch".

Bei der Frage nach der Aufstockung der Zahl der Aufsichtsratsmitglieder auf neun stimmten 41 Vertreter mit Ja, zwei mit Nein. Gewählt wurden danach neu ins Gremium Gerhard Götz (41 Stimmen), Bernd Schwemmlein (40), Ernst Goldberg (39), Axel Hübner (38), Andreas Meister und Thomas Seidel (je 37). Sie bilden damit mit den bisherigen Mitgliedern Inge Aures, Dietmar Hofmann und Helmut Heinrich das neue Aufsichtsgremium - Karin Rätke war im November von ihrem Mandat zurückgetreten.

Wie es nun weitergeht, ist freilich strittig. Die neuen Aufsichtsratsmitglieder haben offenbar eine Einladung für eine konstituierende Sitzung am 14. Dezember um 18 Uhr versandt. Dort müssten dann laut Paragraf 24, Satz 7 der BG-Satzung ein/e Vorsitzende/r, deren/dessen Stellvertreter/in und je eine Person für die Schriftführung und deren Vertretung gewählt werden.

Die bisherige Aufsichtsratsvorsitzende, die dann auch abgelöst werden könnte, sieht sich selbst allerdings noch im Amt. Ergo sei zu klären, so Inge Aures im Gespräch mit unserer Zeitung am Montag, ob die neuen Mitglieder die konstituierende Sitzung überhaupt einberufen könnten. Unter den aktuellen Corona-Regelungen könne sie sich jedenfalls nicht vorstellen, dass eine solche Sitzung, in der immerhin gewählt werden müsse, überhaupt stattfinden könne.

Hier , so Aures, hole sie sich aktuell Rat bei einem Rechtsbeistand. Gleiches gelte für den Ablauf der Vertreterversammlung - der sei ihrer Meinung nach nicht in Ordnung gewesen, weil Regularien nicht eingehalten worden seien. Ob sie künftig für das Amt der Aufsichtsratsvorsitzenden überhaupt noch zur Verfügung stehen werde, wisse sie derzeit nicht.

Die Baugenossenschaft

Die Baugenossenschaft wird in diesen Tagen, genau am 11. Dezember, 100 Jahre alt

Zum 31.12.2019 hatte sie 205 Häuser in ihrem Bestand.

Ende 2019 waren 1561 Mitglieder registriert. Sie wählen die Vertreterversammlung, die wiederum den Aufsichtsrat bestimmt. Der Aufsichtsrat setzt die Vorstandsmitglieder ein.