Bahnfahrkarten gibt's in Kulmbach nur noch am Automaten

2 Min
Anette Niermann (60) aus Minden bucht ihre Fahrkarten über das Internet. Foto: Sonny Adam
Anette Niermann (60) aus Minden bucht ihre Fahrkarten über das Internet.  Foto: Sonny Adam
Maryann Yanneck (18) kommt mit dem Automaten gut zurecht. Er fährt mit dem Zug meistens nur von Kulmbach nach Marktschorgast. Foto: Sonny Adam
Maryann Yanneck (18) kommt mit dem Automaten gut zurecht. Er fährt mit dem Zug meistens nur von Kulmbach nach Marktschorgast.  Foto: Sonny Adam
 
"Ich finde es unmöglich, dass man die Leute so alleine lässt. Mit dem Automaten komme ich nicht klar", sagt Andrea Müller. Foto: Sonny Adam
"Ich finde es unmöglich, dass man die Leute so alleine lässt. Mit dem Automaten komme ich nicht klar", sagt Andrea Müller. Foto: Sonny Adam
 
Suleinam Bastuner aus Afghanistan tut sich schwer mit der deutschen Sprache, für ihn ist es nicht so einfach, den Automaten zu bedienen. Foto: Sonny Adam
Suleinam Bastuner aus Afghanistan tut sich schwer mit der deutschen Sprache, für ihn ist es nicht so einfach, den Automaten zu bedienen. Foto: Sonny Adam
 

Das kleine Reisebüro am Bahnhof gibt es nicht mehr. Deshalb kann man Fahrkarten derzeit nur am Automaten kaufen. Doch eine Lösung des Problems ist in Sicht.

Andrea Müller kommt schwer mit Tasche und Korb bepackt auf dem Bahnsteig in Kulmbach an. Jeden Tag pendelt die 55-Jährige zu ihrer Arbeitsstelle nach Bayreuth. "Ich brauche ein kombiniertes Ticket, denn ich möchte in Bayreuth auch die Stadtbusse nutzen können", erklärt sie. Bislang sei sie Kundin der DB-Agentur gewesen, die direkt im Bahnhof ansässig war. Da sei die Buchung kein Problem gewesen.

Doch jetzt gibt es diese Agentur nicht mehr. Deshalb kauft Andrea Müller ihre Fahrkarten seit einigen Wochen in Bayreuth am Bahnschalter. "Ich vermisse den Kundenservice schon sehr. Ich finde es unmöglich, dass man die Leute so alleine lässt. Mit dem Automaten komme ich nicht klar", sagt Müller.


Buchhandlung wird umgebaut


"Wenn man in Kulmbach einen Campus ansiedeln und Studenten herholen möchte, dann braucht man auch einen Fahrkartenschalter", sagt Müller. Es sei immer schön gewesen, dass man auch gleich Übernachtungen mitbuchen konnte, wenn man mal eine Reise mit der Bahn geplant habe. "Man hat alles ausgedruckt bekommen. Das fehlt jetzt einfach."

Doch die Tage, in denen der Bahnhof Kulmbach ohne Fahrkartenschalter bleibt, sind gezählt. Zwar hat das Reisebüro, das als DB-Agentur diente, Ende Juni den Verkauf eingestellt. "Als neue Agentur wird aber schon in wenigen Wochen - höchstwahrscheinlich noch im August - die Bahnhofsbuchhandlung den Fahrkartenverkauf übernehmen", sagt Bernd Honerkamp, Sprecher der Bahn.


Kunden urteilen unterschiedlich


Die Buchhandlung werde hierzu sogar umgebaut. "In der Übergangszeit befinden sich in Bayreuth, Lichtenfels und Neuenmarkt-Wirsberg die nächstgelegenen Fahrkartenschalter", bittet der Bahnsprecher um Verständnis. Bis es so weit ist, können die Bahnkunden ihre Tickets an einem der beiden Automaten lösen: einer steht in der Bahnhofshalle, der andere auf dem Bahnsteig an Gleis 1.

"Ich fahre öfters mit der Bahn, ich komme ganz gut mit dem Automaten klar. Aber ich fahre eigentlich immer nur von Kulmbach nach Marktschorgast", erklärt Maryann Yanneck (18).


Schlechte Verbindungen


Anette Niermann (60) kommt aus Nordrhein-Westfalen. "Je näher man Kulmbach kommt, desto schlechter wird die Verbindung. Man muss so oft umsteigen und dann bekommt man den Anschluss nicht. Wenn ich Bahntickets buche, dann mache ich das übers Internet. Am Automaten kaufe ich nicht", sagt Niermann.

Die Bahn bittet die Kulmbacher Kunden um etwas Geduld. "Wenn jemand mit den Fahrkartenautomaten wirklich nicht zurecht kommt, kann er unter der Nummer 01806/996633 telefonisch ein Ticket kaufen", so Bernd Hornerkamp.


Blick in die Statistik


Die Statistik sagt, dass auch immer mehr Kunden der Generation 50 plus ihre Fahrkarten online oder mit dem Handy kaufen. Insgesamt ordern 35 Prozent der Bahnkunden ihr Ticket inzwischen via Internet oder Smartphone. Der Fahrkartenautomat liegt bei einem Anteil von 26 Prozent. Etwa auch jeder Vierte erwirbt seine Tickets über sogenannte personenbediente Verkaufsstellen wie Reisezentren oder DB-Agenturen.

Den Eindruck, dass der Kulmbacher Bahnhof mehr und mehr verkommt, weisen die Bahnverantwortlichen weit von sich. "Investitionen in das Bahnhofsgebäude in Kulmbach hängen nicht zuletzt davon ab, ob sich neue Pächter finden. Die Bahn würde - wie an anderen Bahnhöfen auch - in Abstimmung mit diesen Pächtern in das Gebäude investieren und die Ladenlokale angepasst an die neue Nutzung umbauen", erklärt Honerkamp. Doch so lange sich niemand für den Kulmbacher Bahnhof interessiere, blieben die Räume leer.