Um die Idee vom Kreislauf regionalen Wirtschaftens noch stärker als bisher nach außen zu tragen, hat Ralf Groß vor kurzem einen Verein gegründet. "Verein zur Förderung nachhaltiger und regionaler Lebensmittelerzeugnisse" heißt der und er soll die Produktionskette "vom Korn bis zum Brot" repräsentieren, wie Groß erläutert.
Ein erstes Projekt hat der Verein schon auf den Weg gebracht. Die "Aktion Mühlendach". Noch steckt sie in den Anfängen. Die Corona-Krise hat, wie in vielen anderen Bereichen auch, die Akteure ein wenig ausgebremst. Aber Ralf Groß will sich dafür stark machen, dem Stadtsteinacher Müllermeister bei der Sanierung des maroden Walmdachs des historischen Gebäudes unter die Arme zu greifen. "Das ist die letzte Mühle, die wir im Landkreis haben. Die muss erhalten bleiben."
Rund 1,6 Millionen Euro soll die Sanierung des Gebäudekomplexes kosten, die sich nicht nur aufs Dach beschränken würde: Ein Betrag, den die Familie Partheimüller nicht alleine stemmen kann. Derzeit laufen Gespräche, unter anderem mit der Stadt Stadtsteinach. Deren Bürgermeister Roland Wolfrum ist optimistisch: "Wir können hier zwar keinen Präzedenzfall schaffen und ein privates Bauvorhaben fördern. Aber vielleicht gibt es einen Weg..." Ein Nebengebäude der Partheimühle in die Neugestaltung des Stadtparks einzubinden, wäre so ein Weg.
Grundversorgung
Auf der Ladentheke beim "Grünwehrbeck" steht seit geraumer Zeit eine Spardose. Kleinvieh mache auch Mist, sagt Ralf Groß, und rechnet vor, dass auch Kundenspenden eine Summer ergeben können, die der Familie Partheimüller hilft.
"Die Bauern, die Müller und die Bäcker sind für die Grundversorgung der Menschen zuständig. Da müssen solche Betriebe wie die Partheimühle erhalten werden", sagt Ralf Groß. "Vielleicht kommen einmal schlechte Zeiten. Dann ist es gut, dass es uns gibt."
Dazu auch unser Kommentar von Katrin Geyer
Wie schnell sich doch die Zeiten ändern!
Keine drei Wochen ist es her, dass Ralf Groß, der Obermeister der Bäckerinnung, eher beiläufig und nebenbei erwähnte, dass Unternehmen vor Ort wie die Partheimühle wichtig seien, wenn einmal schlechte Zeiten kommen: Dann könnten sie die Versorgung sichern, auch dann, wenn die Lieferketten der Discounter abreißen.
Nun haben wir die "schlechten Zeiten". Nein, wir sind nicht im Krieg. Und nein, wir werden wohl keinen Hunger leiden müssen. Aber auf die eine oder andere Einschränkung sollten wir uns doch einstellen: Italien befindet sich seit Wochen im Ausnahmezustand. Italienische Tomaten und Äpfel aus Südtirol könnten in dieser Saison rar werden. Die Transportwege funktionieren nicht mehr. Paprika aus Spanien? Die Ernte könnte knapp ausfallen, weil die Arbeitskräfte fehlen.
Da zahlt es sich aus, wenn man vor Ort jemanden hat, der zuverlässig hochwertige Lebensmittel produziert. Einen Müller wie Dirk Partheimüller etwa, der ausschließlich mit Landwirten in der Region zusammenarbeitet und ausschließlich an regionale Abnehmer verkauft. Transparente Produktion, kurze Transportwege und Direktvertrieb statt langer Lieferketten - das ist ein System, das nicht nur nachhaltig ist, sondern das vor allem Stabilität verspricht in Zeiten, in denen die gewohnten wirtschaftlichen Strukturen fragil werden.
Das gilt nicht nur für einen Müller. Das gilt auch für die "kleinen" Bäcker, Metzger oder Gemüsebauern vor Ort. Im Vergleich zu den Ketten und Branchenriesen produzieren sie oft unter erschwerten Bedingungen und mit weit geringeren Gewinn-Margen.
Jetzt aber erweist es sich als Vorteil, dass sie eben nicht eingebunden sind in das riesige globale Räderwerk, das zum Erliegen kommt, wenn nur einige Rädchen ausfallen.
Solche Überlegungen sollten wir mit hinübernehmen in die Nach- Corona-Zeit. Wir sollten uns dann, wenn wir wieder mal am Supermarkt-Regal stehen und der Verlockung des Super-Sonder-Aktions-Spar-Angebotes kaum widerstehen können, öfter einmal sagen: "Gut, dass wir die 'Kleinen' vor Ort haben! " Und uns dann konsequent für Produkte regionaler Herkunft entscheiden.
Und wo bleibt da die Stadt und der Freistaat mit Fördermitteln?