Als Anna Hübner vor den Räumen der Trebgaster Arbeiterwohlfahrt in der Bahnhofsstraße eintraf, ahnte sie noch nicht, was auf sie zukam. In großen Lettern stand am Eingang "Anna-Hübner-Begegnungsstätte". "Ist das nicht etwas übertrieben?", fragte sie Vorsitzende Wiltrud Burger.
Bei der offiziellen Feier aus Anlass des 90. Geburtstags von Anna Hübner, zu der der Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt eingeladen hatte, gab Oskar Schmidt die Antwort: "Die Dankbarkeit, die damit zusammenhängt, ist vielleicht etwas ungewöhnlich, aber keineswegs übertrieben." Der Awo-Kreisvorsitzende erinnerte an den 24. November 1979, als auf Initiative von Anna Hübner in der Dorfschänke der Arbeiterwohlfahrt-Ortsverein in Anwesenheit des damaligen Landtagsabgeordneten Heiner Stenglein aus der Taufe gehoben wurde. "Sie war ein zielstrebiger Mensch, sie war die schillernde Figur, sie war stets der Motor, der den Ortsverein mit Leben erfüllt hat." War sie von einer Sache überzeugt, konnte sie auch einmal stur und unnachgiebig sein, hat aber immer wieder eingelenkt.
Beim Oberfrankentreffen im Juli 1987 wurde Anna Hübner das Ehrenzeichen der Hans-Weinberger-Akademie verliehen, die höchste Auszeichnung, die die Awo in Bayern vergibt.
Bei der Gründung der Awo-Frauentanzgruppe 1980 hatte man ihr nicht viele Chancen eingeräumt. Heute, nach 33 Jahren, ist die Tanzgruppe noch immer das Herzstück des Ortsvereins. Anerkennend dankte Schmidt: "Die Awo war ein wesentlicher Teil ihres bisherigen Lebens."
"Mit 90 ist auch mal eine Rückschau möglich", meinte Bürgermeister Werner Diersch und würdigte die besondere Leistung, die Anna Hübner über ihren normalen Dienst und ihren Beruf hinaus erbracht habe. "Du hast vielerorts Deine Handschrift hinterlassen. Das Awo-Logo verkörpert praktisch Dein soziales Herz, das Du immer an den Tag gelegt hast." Das sei sehr außergewöhnlich gewesen, beispielgebend für Viele.
Er würde sich freuen, wenn vor allem junge Menschen viel mehr daraus lernen würden. "Diese außergewöhnliche Würdigung, die Dir da widerfährt, bestätigt, dass die Awo-Gruppe stolz auf Dein Wirken zurückblickt und Deine Arbeit fortsetzen will."
Für Pfarrer Peter Ahrens war das Engagement "gerade in der Breite, in der Sie tätig waren", wirklich beispielgebend. Er war der Meinung, dass man schon zu Lebzeiten hervorheben sollte, wenn jemand etwas Beispielhaftes geleistet habe. "Sie können sich ruhig darüber freuen und sagen: Ich habe meinen Teil dazu beigetragen."
Stellvertretender Landrat Jörg Kunstmann bestätigte das und sagte: "Wenn eine solche Stätte nach jemand benannt wird, der unheimlich viel für die Gemeinschaft geleistet hat, ist das ein besonders schöner Moment.
Wenn man dann noch ‚so gut drauf ist wie Sie, ist das umso schöner." Gerade auf dem Lande sei es wichtig, dass ehrenamtlich engagierte Leute Verantwortung übernehmen.
Anna Hübner erstaunte alle, als sie, frisch von der Leber weg, Details ihrer früheren Aktivitäten zum Besten gab. Sie erzählte von Sketchen bei Bunten Nachmittagen ("Zammg'richt hammer uns immer"), der Betreuung bei Kindererholungen ("Was da alles gelaufen ist, will ich gar nicht sagen") und von den Erholungen für Senioren ("Die waren auch nicht pflegeleichter"). Am Ende bekannte sie: "Ich habe das alles gerne gemacht." Und jeder im Saal glaubte es ihr sofort.
Anna Hübner überraschte die Gäste noch mit einem selbst verfassten "Trebgast-Lied", in dessen Refrain dann alle einstimmten.