Auch in Kulmbach steigt die Zahl der Corona-Infizierten wieder an. Das macht den Verantwortlichen Sorgen - vor allem im Hinblick auf den Schulanfang.
Bei den Verantwortlichen im Landkreis Kulmbach schrillen die Alarmglocken: Nachdem es über längere Zeit hinweg keinen bestätigten Corona-Fall gab, steigen die Zahlen wieder. Langsam zwar, aber stetig. Gestern waren sieben Infektionen bestätigt. Der Sieben-Tage-Wert (siehe Erläuterung unten) lag damit bei 9,86. Am Montag hatte das Landratsamt noch vier Erkrankte und einen Inzidenz-Wert von 2,78 gemeldet. Über Details und die Konsequenzen aus einem möglichen weiteren Anstieg informierten gestern der Leiter der Abteilung öffentliche Sicherheit, Oliver Hempfling, und Sachgebietsleiter Heinrich Rauh sowie Amtsärztin Nataša Luz. Wie entwickelt sich Corona derzeit? Bundesweit steigt die Zahl der Neuinfektionen stetig. Hauptrisikogruppe sind Reiserückkehrer und Teilnehmer an privaten Veranstaltungen. So ist das auch in Kulmbach . Von den sieben zur Zeit Erkrankten haben fünf Urlaub in Spanien, Österreich und im Kosovo gemacht; zwei haben sich vermutlich bei Freizeitaktivitäten angesteckt. Was bereitet den Verantwortlichen gerade besondere Sorgen? Der Schulbeginn nach den Sommerferien in rund drei Wochen. Ob es dann wieder einen Regelschulbetrieb geben kann, hängt von verschiedenen Voraussetzungen ab:
Gibt es Verdachtsfälle und nachgewiesene Fälle in einer Schule, wird der Unterricht ganz oder für bestimmte Klassen wieder eingestellt. Steigt der Sieben-Tage-Inzidenz-Wert im gesamten Landkreis auf über 20 (in Kulmbach wären das 14 bestätigte Fälle) kommt eine Maskenpflicht auch im Unterricht. Bei einem Sieben-Tage-Inzidenz-Wert von 35 oder mehr (in Kulmbach: 25 Fälle) wird wieder, wie schon vor den Ferien, im Wechsel unterrichtet. Bei einem Wert von 50 (35 Fälle) wird es wieder zu weitreichenden Beschränkungen kommen. Warum ist jetzt die Solidarität aller besonders gefragt? Um das Infektionsgeschehen im Griff zu behalten, kommt es auf jeden Einzelnen an, sagen die Verantwortlichen im Kulmbacher Landratsamt. Grundlegend sei dabei die simple AHA-Regelung: Abstand, Hygiene, Atemmaske.
Die Erfahrung der letzten zwei Wochen hat gezeigt, dass es viele Menschen mit der Mund-Nase-Bedeckung nicht so genau nehmen. "Die Maske ist kein Mundschutz und schon gar kein Kinnschutz. Sie soll Mund und Nase bedecken", so Oliver Hempfling. Kunststoff-Visiere gleich welcher Bauart seien kein zugelassener Ersatz für die Masken.
Am besten erfüllen neben medizinischen Masken solche aus dichtem Baumwollstoff, die eng anliegen, ihren Zweck. Mittlerweile sei erwiesen, dass sie die Geschwindigkeit des Atemstroms, mit dem Tröpfchen, Schleim und eben auch Viren transportiert werden, deutlich reduzierten und damit das Risiko verringern, andere Menschen anzustecken. Machen die Maskenpflicht und andere Corona-Regelungen im Landkreis Kulmbach Probleme? Die meisten Menschen verhalten sich vernünftig, heißt es aus dem Landratsamt. Die Polizei hat in den letzten Wochen zahlreiche Kontrollen durchgeführt. Auch das Landratsamt geht Hinweisen auf Regelverstöße nach. Es gab dabei durchaus Beanstandungen, die mit einem Ordnungsgeld geahndet wurden. Die Verantwortlichen beobachten allerdings zunehmenden Leichtsinn. Das liegt vermutlich an den lange sehr niedrigen Fallzahlen, die das irrige Gefühl verursachten, "es kann ja nichts passieren". Heinrich Rauh appelliert dringend an die Menschen, die geltenden Regeln zu beachten und auch private Veranstaltungen regelkonform zu organisieren - oder sie zu verschieben oder ganz abzusagen.
Das Landratsamt Kulmbach bietet eine Beratung an (Mail an ausgangsbeschraenkungen@landkreis-kulmbach.de), bittet aber darum, in E-Mails konkret zu schildern, welche Veranstaltung geplant ist. Hygienekonzepte müssen immer auf den Einzelfall zugeschnitten sein. Im Übrigen sei es ein Irrtum zu glauben, alles, was auf dem eigenen Grundstück passiere, sei automatisch erlaubt, so Heinrich Rauh. "Es gibt nun mal gewisse Regeln. Wir sind keine Verhinderer. Aber manchmal müssen wir ,nein' sagen."
Was ist der Sieben-Tage-Inzidenz-Wert?
Der Inzidenz-Wert ist eine Kennziffer, die aussagt, wie viele Menschen in der untersuchten Region in sieben Tagen neu erkrankt sind. Sie spiegelt allerdings nicht die absolute Zahl wieder, sondern die Zahl der neuen Erkrankungen bezogen auf jeweils 100 000 Einwohner einer Region.
Warum ein Inzidenz-Wert?
Die Zahl soll das Infektionsgeschehen regional vergleichbar machen. Derzeit ist ein Sieben-Tage-Inzidenz-Wert von 50 ein wichtiger Grenzwert. Wird der überschritten, kommt es wieder zu weitreichenden Beschränkungen des öffentlichen Lebens.
Neue Teststation im alten BRK-Gebäude
n der Stadt Kulmbach entsteht eine neue Abstrichstelle, in der Menschen bei Verdacht auf eine Infektion mit Covid 19 getestet werden können. Die bisherige Abstrichstelle zieht aus den Räumen der neuen BRK-Geschäftsstelle in der alten Post um in das ehemalige BRK-Verwaltungsgebäude in der Flessastraße 1.
In Betrieb gehen wird die neue Test-Station voraussichtlich am 31. August. Zunächst sind dort Mitarbeiter des Gesundheitsamtes im Einsatz; eine personelle Verstärkung durch das Rote Kreuz ist allerdings denkbar. Die neue Abstrichstelle kann im Gegensatz zur alten Posthalle beheizt werden: Ein Vorteil in den Wintermonaten, in denen nach Einschätzung der Experten die Zahl der Verdachtsfälle aufgrund vermehrter Erkältungs- und Grippeerkrankungen steigen wird.
Digitale Erfassung
Die Räumlichkeiten können bei Bedarf erweitert werden. Zudem besteht dort die Möglichkeit, die Abstrichstelle über Richtfunk direkt in das Behördennetz des Landratsamtes einzubinden, so dass Pannen, wie sie zuletzt bei der händischen Erfassung von Daten an den Autobahn-Teststationen aufgetreten waren, vermieden werden können.
Ob sich dort jedermann testen lassen kann, oder ob die Tests Menschen mit Symptomen vorbehalten sind, wird noch zu klären sein. In jedem Fall wird es Terminvergaben geben und das Landratsamt wird eine schnelle Auswertung und Information sicherstellen. In dem Zusammenhang bat Oliver Hempfling, Leiter der Abteilung öffentliche Sicherheit, um überlegtes Verhalten im Zusammenhang mit den Tests. "Jedem muss klar sein, dass so ein Test auch positiv sein kann." Zwar gebe es keine Quarantänepflicht nach einem freiwilligen Test. Aber gerade deswegen sei es nur vernünftig, in der Zeit bis zum Vorliegen des Ergebnisses die sozialen Kontakte auf das unbedingt notwendige Maß zu beschränken.