Die Mieter der Kronacher Wohnungsbau (KWG) befürchten weitere Mieterhöhungen. Bei einem Treffen des Mieterverein sparten sie nicht mit Kritik.
Ein Grund für die befürchteten Mieterhöhungen sind die neuen Eigentümer der KWG, die Union Investment, die die Wohnungen von der Zentral Boden Immobilien Gruppe (ZBI), also den letzten Besitzer der KWG-Wohnungen, zum Jahr 2018 übernimmt. Zudem sind die Mieter unzufrieden mit den Entwicklungen seit der Privatisierung der KWG. Das wurde am Mittwochabend bei der Versammlung des Mietervereins im Café Kitsch deutlich.
"Wir sind nicht einverstanden mit den Lösungen, die über unsere Köpfe hinweg getroffen wurden!", brachte es Gerda Reif-Beck auf den Punkt.Es wurde von den Anwesenden in Zweifel gestellt, ob die angekündigten Investitionen in Sanierungsmaßnahmen der Wohnungen in der Tat getätigt werden.
"Wer hat das überprüft?", so hieß es. Es wurde anhand von verschiedenen Beispielen aufgezeigt, dass sich bei aufkommenden Schäden, wie beispielsweise Wasser in den Wohnungen, trotz Hausmeisterservice niemand darum kümmere. Kritik gab es auch für den Kronacher Bürgermeister, der zum wiederholten Male trotz Einladung mit Abwesenheit glänzte.
Insgesamt fühlen sich die Mieter mit ihren Ängsten im Stich gelassen. Sie befürchten in der Kreisstadt Mieten wie in den Ballungsräumen. Sie haben Angst, dass sie ihre Wohnungen nicht mehr bezahlen können.
Es wurden Stimmen laut, wonach die Stadt in der Vergangenheit die KWG mit den Sozialwohnungen in den Ruin geführt habe. "40 Jahre wurde nichts investiert, wo sind die Mieten hingekommen?""Wir hatten keine Chance, den Verkauf zu verhindern!", so die Zweite Bürgermeisterin Angela Hofmann. Sie sei froh, dass es sich beim neuen Eigentümer um einen Immobilienfonds der Raiffeisen-Volksbank handele und somit nach genossenschaftlichen Prinzipien gehandelt werde. Sie sprach von Vertrauen der Stadt in die neuen Besitzer. Sie betonte auch: "Die Stadt habe damals verkaufen müssen, sonst wäre die KWG versteigert worden!".
Die Rechtsanwältin Sabine Gross gab zuvor einen Überblick über die Entwicklung der Situation der Mieter seit dem Verkauf der KWG an die ZBI. Sie verwies auf einen Zeitungsartikel vom Oktober 2017 hin, wonach die ZBI 20 Millionen Euro in die rund 700 Wohnungen, die sie im Jahre 2012 von der Stadt Kronach übernommen hatte, investierte.
Nach Kenntnisstand des Mietervereins sei das Geld überwiegend in energetische Sanierungen gesteckt wurden. Die Instandhaltungsmaßnahmen würden nach vorliegenden Erkenntnissen lediglich 15 Prozent dieser Summe ausmachen. Den 20 Millionen Euro stünden darüber hinaus erhebliche Mieterhöhungen gegenüber. Auf Mieter, deren Häuser modernisiert wurden, werden seit 2015 pro Jahr elf Prozent der durch die Modernisierung entstandenen Kosten umgerechnet auf die Wohnfläche umgelegt, erklärte die Rechtsanwältin weiter. Zusätzlich kam noch eine Anpassung an die ortsübliche Miete in Höhe von 20 Prozent. Die Kaltmiete erhöhte sich von 0,21 Euro pro qm in der Kaulanger Straße bis um 2,47 pro qm im Inneren Ring. In Prozentzahlen ausgedrückt: Eine Mieterhöhung zwischen fünf und 61 Prozent.
Wie Gross weiter ausführte, existiert in der Stadt kein Mietspiegel. Der Vermieter kann sich auf Vergleichswohnungen beziehen. Diese Möglichkeit, so Gross, wählte auch die ZBI bei der im Jahr 2015 durchgeführten Mieterhöhung aus. Als Vergleich herangezogen wurden Wohnungen, die von den Mietern auf eigene Kosten renoviert worden waren, noch bevor die ZBI den Wohnungsbestand der KWG übernahm: "Das ist rechtswidrig".
Viele Mieter hätten aber einen Rechtsstreit gescheut und haben der Mieterhöhung zugestimmt.Die Rechtsanwältin ging auf die weiteren Folgen ein. So haben die Kostenbelastungen auch Mieter erhalten, die Sozialleistungen beziehen. Das Wohngeldgesetz richte sich aber nach den "angemessenen Kosten" der Stadt und des Landkreises, die durch den Kreistag bemessen werden. Das Jobcenter und die Wohngeldstelle haben diese Kosten für Mieterhöhungen nicht übernommen, mit der Begründung, dass die Mieten über dem liegen, was angemessen sei. Es kam zu Prozessen vor dem Sozialgericht. Letztendlich wurden die Bedarfe zum 1. Januar 2017 für Unterkünfte im Landkreis angepasst. Es sei anzunehmen, dass sich Union Investment bezüglich Ortsüblichkeit der Miete nun an die Mietpreise, die durch die Mieterhöhungen der ZBI entstanden sind, orientieren wird. In diesem Zusammenhang wies sie auch darauf hin, dass der Landkreis bei den Kosten für Unterkunft erheblich über den der angrenzenden Landkreise Hof, Lichtenfels und Kulmbach liege.
Als Ursache hierfür werden die Mieterhöhungen durch die ZBI vermutet. Hinzu komme, dass sich durch die ZBI auch private Vermieter veranlasst fühlen, die Miethöhen anzupassen.Eigentlich, so Gross weiter, sollten die Modernisierungsmaßnahmen zu einer Senkung der Nebenkosten führen. Jetzt lasse sich aber feststellen, dass diese in den KWG-Wohnungen erheblich gestiegen seien. In einigen sanierten Wohnungen gebe es auch Schimmelbildung, die wohl Folge der Fassadendämmungen sind.
Großes Missfallen herrscht im Mieterverein darüber, dass die ZBI weiterhin die Verwaltung der KWG-Wohnungen übernehmen soll. Auch die Stadt Kronach, die Wohnungen aus dem Bestand der KWG zurückkaufte, will die ZBI mit Verwaltungsaufgaben betrauen. Das führt zu Misstrauen, denn die Kosten der Verwaltung seien durch die ZBI sei erheblich höher als durch die frühere KWG Verwaltung und das bei schlechterer Qualität. Immer wieder gebe es Beschwerden bezüglich Abrechnungen, Mängelbeseitigungen. "Wir hoffen, dass sich die Stadt dies genau überlebt!".Teilweise waren nachdenkliche Gesichter bei den Stadträten zu sehen. Ralf Völk forderte den Mieterverein auf, auf Missstände hinzuweisen. "Die Stadt werde ideell die KWG unterstützen!".