Daran werde sich auch nichts ändern, wenn er nachts messen würde, wie es ein weiterer Anwohner forderte. Auch dann sähen die Befunde nicht anders aus, erklärte Köhl. So recht schien das der CSU-Landtagsabgeordnete Jürgen Baumgärtner nicht glauben zu wollen. Er erzählte von mehreren nächtlichen Besuchen, die er den um den Windpark liegenden Orten zusammen mit Landrat Klaus Löffler (CSU) abgestattet habe. "Wir waren beide geschockt und heilfroh, dass es dort, wo unsere Häuser stehen, kein Windrad gibt", betonte Baumgärtner. Er wünsche sich, dass die Messung wiederholt und zudem auch eine Langzeitmessung gemacht wird. "Das mag nämlich alles passen, was Sie hier vorgetragen haben", sagte er zu Köhl, "aber dennoch ist es für die Menschen hier eine große Katastrophe."
Von Schweigepflicht entbunden
Als skandalös bezeichnete er es, dass die Stadtwerke Ingolstadt als Betreiber des Windparks keinen Vertreter nach Hain schicken wollten. "Es wird Strom für Ingolstadt produziert, und wir leiden darunter", kritisierte der Landtagsabgeordnete. "Das darf nicht sein."
Die Stadtwerke seien der Auffassung gewesen, "dass es für eine sachliche Diskussion zielführender ist, wenn die Ergebnisse der Messungen direkt vom Sachverständigen dargestellt werden", teilte deren Pressesprecher Andreas Schmidt auf FT-Nachfrage mit. Insoweit sei Michael Köhl von jeglichen Schweigepflichten entbunden worden. Zudem befinde man sich gerade in der finalen Phase der rechtlichen Bewertung des Gutachtens. Am Montag hätten die Stadtwerke daher "keine verbindliche Aussage zu etwaigen Fragen treffen können".
Neue Lärmmessung
Bis spätestens zum 30. Juni müssen sie dem Landratsamt mitteilen, wie sie die Lärmüberschreitungen verhindern möchten. "Dass gehandelt werden muss, steht bei den gemessenen Werten außer Frage", sagte der Landrat. Die Stadtwerke hätten nun zwei Möglichkeiten. Variante 1: Sie weisen nach, dass etwas geändert worden ist - etwa durch eine Optimierung der Anstellwinkel der Rotorblätter oder eine verbesserte Windnachführung. "Dann muss das eine weitere Lärmmessung bestätigen." Variante 2: Die Windräder werden in der Leistung gedrosselt. "Dann wären Nachmessungen obsolet", so Löffler, der versprach, dass sich seine Verwaltung erneut an den Betreiber wenden werde.
Eine oft geäußerte Vermutung könnte nämlich vergleichsweise schnell geklärt werden. Gleich mehrere Anwohner bezweifelten angesichts der enormen Geräusche, dass die Windräder mit den vorgeschriebenen 12,5 Umdrehungen pro Minute laufen. Vor allem nachts. "Das kann man in den Daten sehen und diese auch abrufen", erklärte Köhl. Eine Chance, die Löffler unbedingt nutzen will. "Das werden wir morgen gleich in die Wege leiten und den Betreiber bitten, die Ergebnisse entsprechend offen zu legen", versprach er sogleich. "Das ist, was wir für Euch machen können."
Wer Interesse habe, in das Gutachten oder andere Windrad-Akten Einsicht zu nehmen, könne dies jederzeit im Landratsamt tun, betonte er. "Wir wollen versuchen, im Rahmen unserer Möglichkeiten größtmögliche Transparenz walten zu lassen."
"Belastung zu hoch"
Baumgärtner wies noch einmal darauf hin, dass die Entscheidung zum Bau des Windparks vor Löfflers Amtszeit gefallen ist. "Klaus Löffler und ich können zwar nicht zaubern, aber ich verspreche Ihnen, dass wir nicht eher ruhen werden, bis es für die Menschen hier eine Verbesserung gibt", sagte der Landtagsabgeordnete energisch.
Er habe immer davon geträumt, dass die Windräder wieder abgerissen werden, "weil ich glaube, dass die Belastung für die Menschen zu hoch ist". Doch das werde wohl nicht mehr gelingen. "Aber ich bin froh, dass wir heute einmal festgestellt haben, dass wir uns drum kümmern können, dass die Windräder gedrosselt werden." Auch sie habe den Traum inzwischen begraben, dass die Windräder wieder verschwinden, meldete sich eine Anwohnerin zu Wort. Nun hofft sie, dass es wenigstens zu einem Kompromiss kommt. "Vielleicht, dass sie gerade nachts weniger als 106 Dezibel laut sind. Dann können wir wenigstens wieder besser schlafen.