Die Ludwigsstädter streben mit ihrer thüringischen Nachbargemeinde Probstzella ein länderübergreifendes Doppelzentrum an. Das wurde bei einer gemeinsamen Stadtratssitzung deutlich.
"Das Doppelzentrum steht wie eine Klammer um Ludwigsstadt und Probstzella, der rote Pfeil stellt das bürokratische Ärgernis dar." So beschrieb der Erste Bürgermeister von Probstzella, Sven Mechtold (SPD), das neue Logo fürs Doppelzentrum Ludwigsstadt/Probstzella, das die beiden Kommunen anstreben. Doch noch ist es nicht soweit. Aber die beiden Bürgermeister sind fest entschlossen dieses Ziel zu erreichen. Und auch die Stadträte beider Gemeinden stehen diesem Vorhaben positiv gegenüber. "Ich finde dies toll", so Gemeinderat Marco Müller aus Probstzella.
Sowohl Timo Ehrhardt (SPD) als auch Sven Mechtold wollen die bestehenden länder übergreifenden Projekte erweitern. Kooperationen bestehen bereits im Rettungswesen, beispielsweise beim Helfer vor Ort, der auch in Probstzella im Einsatz ist, im Bereitschaftsdienst der Apotheken, bei der Sicherstellung des Feuerschutzes und des Rettungsdienstes.
Zudem wurden zwischen den Kommunen Fahrzeuge und Geräte ausgetauscht. Vor drei Jahren wurde gar ein gemeinsames Asphalt-Thermofass beschafft.
Beide Bürgermeister sind überzeugt, dass ein Doppelzentrum seine Berechtigung hätte. Denn, so brachte es Ehrhardt auf den Punkt, die Gewohnheiten der Bevölkerung seien ähnlich. Die wohnortnahe Versorgung der umliegenden Orte erfolgt von den beiden Gemeinden. Er erwähnte weiterhin die Polizeidienststelle, das Notariat, Sprechtage des Jobcenters. Diese Einrichtungen würden der Bevölkerung der umliegenden Gemeinden den Weg in die 30 Kilometer entfernten Mittelzentren Saalfeld, Kronach und Sonneberg ersparen.
Und was soll nun ein Doppelzentrum bringen? Eigentlich das, was einst das im bayerischen Landesentwicklungsprogramm (LEP) festgehaltene "mögliche Mittelzentrum Ludwigsstadt/Probstzella" bringen sollte.
Mechtold sieht gute Chancen, dass seine Gemeinde dadurch als sogenanntes "Grundzentrum" im Regionalplan Thüringen ausgewiesen bleibt. Davon würde nicht nur Probstzella, sondern die gesamte Region profitieren. Er sprach von möglichen Förderungen, beispielsweise bei länderübergreifenden Rad- und Wanderwegen, beim öffentlichen Personennahverkehr, bei der Schaffung von touristischen Infrastrukturen.
Bayerisches Pilotprojekt Ehrhardt stellt sich das länderübergreifende Doppelzentrum auf bayerischer Seite gar als Pilotprojekt vor. Er bezeichnete es als den Verbund zweier zentraler Orte, deren Einrichtung auch auf die umliegenden Ortschaften ausstrahlt. Er wies aber auch darauf hin, dass der Begriff "Doppelzentrum" bei den Ländern in der Landes- und Regionalplanung nur wenig Verwendung findet. Überwiegend bestünden Doppelzentren in Baden-Württemberg.
Ein Rückblick: Vor etwa 30 Jahren gab es im Landkreis Kronach nur zwei Zentren, nämlich das Mittelzentrum Kronach und das Unterzentrum Ludwigsstadt. Um den Titel "Unterzentrum" zu erhalten, mussten bestimmte Einrichtungen vorhanden sein, die über eine Gemeinde hinaus strahlten. Damals verfügte Ludwigsstadt über ein Forstamt, eine Zolldienststelle, eine AOK-Geschäftsstelle, den Hauptsitz der Sparkasse und das Arbeitsamt - also Institutionen, von denen die Bevölkerung des gesamten Umlandes profitierte. Schon kurz nach der Grenzöffnung sind freundschaftliche Kontakte zur thüringischen Nachbargemeinde geknüpft worden. Zwei relativ kleine Kommunen waren bestrebt, ihre Heimat zusammen im Rahmen eines "Mittelzentrums Ludwigsstadt/Probstzella" weiterzuentwickeln. Nun wünschen sich die Bürgermeister, dass dies im Rahmen eines "länderübergreifenden Doppelzentrums" passiert.