Vor allem Filialen namhafter Konzerne wünschen sich Kronacher für ihre Innenstadt auf Facebook. Wir haben bei Unternehmen nachgefragt.
Verwaiste Schaufester, leere Geschäfte: ein Dauerthema in Kronach. Oder wie Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (FW) es ausdrückt: "Alte Lieder auf der gleichen Geige." Gerade wenn es darum geht, größere Ketten in der Kreisstadt anzusiedeln. "Ich melde mich bei Unternehmen wie C&A jedes Jahr aufs Neue", erzählt er. Aber dann kämen Fragen nach der Einwohnerzahl oder der Laufkundschaft - die für ein rasches Ende des Gesprächs sorgen.
Wie groß die Sehnsucht in der Lucas-Cranach-Stadt nach solchen Geschäften ist, wurde vor knapp einem Monat auf der Facebook-Seite unserer Redaktion "Fränkischer Tag Kronach" deutlich. Mehr als 14 000 Nutzer erreichte unsere Frage, welche Geschäfte in der Kronacher Innenstadt fehlen? Wo der größte Bedarf besteht? Die 178 Kommentare grob zusammengefasst: Ein Lebensmittelladen und eine Filiale einer Mode-Kette.
Lücke geschlossen
Ersteren gibt es seit Dienstag bereits wieder, da der Gewürzladen "Gewürzallerlei" nun unter anderem auch frisches Obst- und Gemüse ins Sortiment aufgenommen hat. Er will damit jene Lücke schließen, die der Obst- und Gemüsemarkt Eberhardt hinterließ. Auch Kleidung ist in gleich mehreren Geschäften rund um den Marienplatz zu finden - nicht allerdings internationale Ketten wie H&M, C&A, New Yorker und Co. "Jeder fährt aus Kronach weg, um in Bayreuth oder Coburg toll Shoppen zu gehen und tolle Cafés zu besuchen", schrieb Nicole H. auf Facebook. Daher müsse es schleunigst gelingen, Leben in die Stadt zu bringen. Durch "coole Läden, die Teenager favorisieren."
Doch wie realistisch ist es eigentlich, das Unternehmen solcher Größenordnung den Weg nach Kronach finden? Im Fall von C&A war die Stadt vor einigen Jahren gar nicht so weit entfernt, berichtet Thorsten Rolfes, der Pressesprecher von C&A Deutschland, auf FT-Anfrage: "Wir haben uns dann aber für Kulmbach und Coburg als Standort entschieden und im Umkehrschluss in Kronach kein ausreichendes Umsatzpotenzial gesehen."
Die beiden Städte in den Nachbarlandkreisen seien aufgrund der größeren Fläche und Einwohnerzahl schlichtweg attraktiver gewesen. Da sich das Bekleidungsunternehmen auf die bestehenden Standorte konzentrieren will, sei eine Filiale in Kronach derzeit kein Thema. Denn diese müsse sich auch rentieren. "So schön die Städte in der Region sind, werden sie aber dennoch immer kleiner", nennt er den Aspekt, der offenbar mehrere Unternehmen dieser Größenordnung beschäftigt.
Es seien viele einzelne Punkte, die über einen neuen Standort entscheiden, so der C&A-Pressesprecher. "Zum Beispiel, wie sich die Stadt entwickelt hat oder wie der Zuzug in den letzten Jahren und das Bruttosozialprodukt aussieht." Oft scheitere es auch schlicht an einer passenden Immobilie. Um für C&A infrage zu kommen, sei eine Fläche von 1000 Quadratmetern nötig. Besser wären 1500.
Eine Grundvoraussetzung
Das von den Nutzern unserer Facebook-Seite vorgeschlagene Textilunternehmen "Jeans Fritz" benötigt da schon etwas weniger Platz. In einer Innenstadt ist etwa eine sogenannte "1-A-Lage" in der Fußgängerzone sowie eine ebenerdige Verkaufsfläche von 250 bis 300 Quadratmetern erforderlich, erklärt Yvonne Arnhold aus der PR-Abteilung des Jeans-Herstellers. Genauso groß und ebenerdig müsse die Verkaufsfläche auch in einem Shoppingcenter sein, in einem Fachmarktzentrum sogar 300 bis 400 Quadratmeter.
Alles jedoch unter der Grundvoraussetzung einer frequenzstarken Lage. "Eine entscheidende Rolle spielt ebenfalls das Einzugsgebiet sowie das Umfeld der jeweiligen Verkaufsfläche", so Arnhold. Insbesondere seien dem Unternehmen dabei weitere textile Anbieter sowie ergänzender Handel, wie zum Beispiel Schuhgeschäfte oder Drogeriemärkte wichtig. "All diese Faktoren steigern auch die Attraktivität eines Standortes für potenzielle Kunden."
Besonders attraktiv schien die Kreisstadt für die Firma aus Ostwestfalen bisher allerdings nicht gewesen sein. Noch habe es nämlich keine Überlegungen gegeben, einer der 300 Filialen in Kronach zu eröffnen.
Die Einwohnerzahl würde "Jeans Fritz" allerdings reichen. "In der Regel streben wir Standorte in Städten ab einem Einzugsgebiet von 20 000 Einwohnern an. Mit einem Landkreis von 68 000 Einwohnern entspricht das potenzielle Einzugsgebiet unseren Richtlinien", sagt Arnhold.