Am Samstag entdeckte ein Lkw-Fahrer in Küps auf der Ladefläche seines Aufliegers zwei Afghanen, die sich dort zwischen leeren Särgen versteckten. Zwar sind noch immer Fragen offen - inzwischen gibt es aber erste Antworten.
Es klingt wie auf der ersten Seite im Drehbuch eines Sonntagabend-Krimis - hat sich aber so zugetragen: Ausgerechnet leere Särge entlud ein 25-jähriger Lastwagenfahrer am Samstagnachmittag vor einem Bestattungsinstitut im Bereich Oberlangenstadt/Hummenberg (Markt Küps), als er aus dem Inneren des Sattelanhängers Stimmen wahrnahm. Stimmen, wo keine Stimmen sein dürften. Allerdings nicht aus den Särgen, sondern aus den Zwischenräumen.
Zwei junge Afghanen hatten sich im Anhänger versteckt, um offenbar so nach Deutschland einzureisen (wir berichteten). Als der junge Fahrer daraufhin die Polizei informierte, rückte diese in größtmöglicher Stärke an. "Weil man ja auch nie weiß, was einen vor Ort erwartet", erklärt Matthias Stöcker von der zuständigen Polizeiinspektion Kronach. Theoretisch hätte es sich auch einen ganzen Lkw voller Menschen handeln können, gibt er zu bedenken. "Und wenn dann am Ende der eine oder andere geflüchtet wäre, hätten wir ein Problem gehabt!"
Noch viele Fragen offen
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Das war allerdings nicht der Fall. Kaum hatten die Beamten den Lastwagen umstellt, war schnell klar, dass es sich "nur" um zwei Flüchtlinge handelt. "Wir haben den Lkw-Fahrer und die beiden Flüchtlinge dann mitgenommen und verhört", sagt Stöcker.
Zwei Tage später sind die Ermittlungserfolge noch überschaubar und viele Fragen offen. Erste Antworten gibt es trotzdem. Etwa darauf, ob der Fahrer des Lastwagens beteiligt war und womöglich als Schleuser agierte? "Es hat sich herausgestellt, dass er nichts von der Aktion gewusst hat", teilt Thomas Neumert, Pressesprecher beim Polizeipräsidium Oberfranken auf FT-Anfrage mit. "Wir sind ja nicht nur dafür da, die Schuld eines Menschen festzustellen, sondern auch dessen Unschuld", betont er.
Während die Kronacher Inspektion den Sachverhalt wegen des Verdachts der "illegalen Einreise" (siehe Text unter diesem Artikel) aufgenommen hat, liegen die weiteren Ermittlungen bei der Kriminalpolizei Coburg. Diese versucht unter anderem herauszufinden, ob es Hintermänner gibt, die an der Aktion beteiligt waren - was sich noch recht schwierig gestaltet. "Die beiden Afghanen haben sich bisher sehr bedeckt gehalten. Viel konnten sie uns nicht mitteilen", sagt der Pressesprecher.
Was auch an der Sprachbarriere liegen dürfte. Ein Dolmetscher habe aber bislang nicht zur Verfügung gestanden. Derzeit sind die beiden Flüchtlinge in der Aufnahmeeinrichtung in Bamberg untergebracht. Eine Befragung, in der sie auf afghanisch antworten können, soll aber zeitnah stattfinden. "Da wird sich dann hoffentlich auch herausstellen, wo sie eigentlich hin wollten und wie sie auf die Ladefläche kamen", sagt der Pressesprecher.
Auch wenn gegen den Lkw-Fahrer nicht länger ermittelt wird, wird er dennoch weiter befragt. Über ihn erhofft die Coburger Kripo zu erfahren, welche Route der Lastwagen fuhr und welche Halte er eingelegt hat. "Aber es ist ja unklar, ob er das noch so genau weiß", so Neumert. Inwieweit ein Fahrtenschreiber im Lkw darüber Aufschluss geben kann, ist eine andere der vielen noch offenen Fragen.