Mehrere Dutzend Beschäftigte des Neuseser Wischerherstellers Valeo traten am Mittwoch für 45 Minuten in den Ausstand. Sie unterstützten damit die Forderungen der Gewerkschaft IG Metall nach mehr Lohn, Altersteilzeit und Weiterbildung. Den Warnstreik haben wir mit einer Bilderstrecke dokumentiert.
Pfiffe, Reden und Musik: Für eine Dreiviertelstunde legten Valeo-Mitarbeiter am Mittwoch die Arbeit nieder. Sie folgten damit dem Aufruf der Gewerkschaft IG Metall, deren Tarifforderungen in den laufenden Verhandlungen mit den Arbeitgebern zu unterstützen. Mehrere Dutzend Mitarbeiter der insgesamt 174 Beschäftigten, die im Drei-Schicht-Betrieb arbeiten, nahmen am Warnstreik teil.
In Neuses geht es nicht nur um mehr Lohn, Altersteilzeit und Bildungsteilzeit, am Donnerstag stehen auf Wunsch der Geschäftsführung auch Gespräche über einen Ergänzungstarifvertrag zur Standortsicherung an. Sprich: Es geht um Einsparungen, damit der Standort Neuses gesichert werden kann. Bereits seit 2005 läuft der Ergänzungstarifvertrag, bei dem die Beschäftigten Einbußen hinnehmen müssen. "Dies geschieht nicht deshalb, weil der Standort Neuses unproduktiv ist, sondern weil die Chefs in Paris meinen, dass hier nicht genug Geld verdient wird", schimpfte Jürgen Apfel von der IG Metall. Deshalb wird der Warnstreik in Neuses nur ein Mosaikstein in den Protestaktionen sein.
Weitere Proteste Am Freitag laufen weitere Warnstreiks bei der Firma Fischer in Burgkunstadt und bei Lear in Kronach. Die Lear-Mitarbeiter sollen eine Stunde früher Schluss machen. "Wir bereiten uns bereits auf die zweite Warnstreikphase nach dem Fasching vor", kündigte Jürgen Apfel an. Am 23. Februar gebe es eine Kundgebung in Coburg. Wenn es dann keine Bewegung gebe, werde man die Urabstimmung vorbereiten.
In den bisherigen Verhandlungsrunden hätten die Arbeitgeber lediglich 2,2 Prozent geboten, wollten die Altersteilzeitquote halbieren. "Wir halten davon gar nichts", rief Jürgen Apfel unter dem Pfeifkonzert der Teilnehmer des Warnstreiks.
Betriebsseelsorger Eckhardt Schneider sicherte den Valeo-Beschäftigten Unterstützung zu. Durch den Warnstreik verliehen sie ihren berechtigten Forderungen Nachdruck.
Drei Forderungen der IG Metall Die IG Metall erhebt in den Tarifverhandlungen drei Forderungen:
Erhöhung Die Entgelte sollen um 5,5 Prozent steigen, weil die Metall- und Elektroindustrie ein erfolgreiches Jahr hinter sich hat und auch die Wachstumsprognosen sehr gut ausfallen. An diesem Erfolg sollen auch die Beschäftigten teilhaben.
Altersteilzeit Eine verlässliche und dauerhafte tarifliche Regelung sei nötig, sagt die IG Metall. Nur wenige Betriebe schöpften die Quote von vier Prozent aus, die Arbeitgeber wollten sogar nur noch zwei Prozent. Alters teilzeit dürfe kein Gnadenbrot für ausgepowerte Beschäftigte sein. Viele kleine und mittlere Firmen böten gar keine Altersteilzeit an, sagt die IG Metall. Beschäftigte in den unteren Entgeltgruppen verdienten weniger und könnten sich eine Altersteilzeit seltener leisten. Sie bräuchten bessere Aufstockungsregelungen.
Bildungsteilzeit Auch diese will die IG Metall durchsetzen. Dadurch soll - ergänzend zu den betrieblichen Bildungsmaßnahmen - die persönliche Weiterbildung gefördert werden. Die überbetriebliche Weiterbildung hält die Gewerkschaft für sehr wichtig, vor allem für die nicht so stark Qualifizierten wie Gapelstaplerfahrer, aber auch für Verfahrensmechaniker und Entwicklungsingenieure. Weiterbildung sei auch zur Fachkräftesicherung wichtig. Schon jetzt würden im verarbeitenden Gewerbe 19 Prozent der offenen Stellen nicht besetzt.