Wallenfelser Ex-Bürgermeister im Unruhestand

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Peter Hänel in seinem Arbeitszimmer in seinem schmucken Eigenheim am Allerswald. Vorne links die Akten zur Finanzierung des Bildungszentrums. Hinten an bzw. vor der Wand (von links): ein Bild des Marktplatzes der englischen Partnerstadt Bingham, ein Floßhaken der Flößergemeinschaft Wallenfels und eine Urkunde der Soldatenkameradschaft. Foto: Friedwald Schedel
Peter Hänel in seinem Arbeitszimmer in seinem schmucken Eigenheim am Allerswald. Vorne links die Akten zur Finanzierung des Bildungszentrums. Hinten an bzw. vor der Wand (von links): ein Bild des Marktplatzes der englischen Partnerstadt Bingham, ein Floßhaken der Flößergemeinschaft Wallenfels und eine Urkunde der Soldatenkameradschaft.  Foto: Friedwald Schedel

Peter Hänel ist seit einem Jahr nicht mehr Bürgermeister von Wallenfels. Doch er setzt sich weiterhin noch viele Stunden für die Flößerstadt ein. Für ihn beginnt der Arbeitstag bereits um halb sechs Uhr in der Frühe und endet am späten Abend. Was er alles macht, verrät er im Gespräch.

Er steht jeden Tag um halb sechs in der Früh auf und hat abends keine Zeit zum Fernsehen. Ein Ruhestand sieht anders aus. Nicht bei Peter Hänel. Der ist es seit Jahrzehnten gewohnt, sieben Tage in der Woche von früh bis spät auf Trab zu sein.

Ganz so stressig wie früher sind die "Arbeitstage" für den ehemaligen Bürgermeister der Flößerstadt nicht mehr, aber er hängt sich noch mächtig rein. Beispielsweise beim Bildungszentrum Wallenfels. Dessen Finanzierung hat er auf die Beine gestellt und dessen Abfinanzierung möchte er gerne zu Ende bringen. An ihm liegt es nicht, dass die Sache noch nicht abgeschlossen ist. Verwendungsnachweise müssen von öffentlichen Stellen noch geprüft werden. Eine Reihe von sieben Leitz-Ordnern steht deshalb noch immer auf seinem Schreibtisch daheim.


Bei den Freien Wählern

Im Rathaus von Wallenfels schaut Peter Hänel nicht mehr so oft vorbei wie noch vor Monaten. Da hatte er sogar noch einen Schreibtisch, so viel wollte er noch abarbeiten und zu Ende bringen. Mit seinem Nachfolger Jens Korn versteht er sich sehr gut. Der ist froh über jede freiwillige Unterstützung. Noch dazu, wenn sie von einem Fachmann wie Peter Hänel kommt, der 18 Jahre Bürgermeister und vorher viele Jahre Geschäftsleiter von Wallenfels war. Sein Rat in kommunalen Angelegenheiten wird nicht nur in Wallenfels geschätzt.

Viel Zeit investiert Peter Hänel auch für die Freien Wähler: als Schatzmeister im Kreisverband und in der Kreisvereinigung sowie als Fraktionsvorsitzender der Kreistagsfraktion. "Wenn Du das ernst nimmst, hängst Du schon richtig drin", kommentiert Hänel sein Engagement.

Ein bisschen mehr Zeit für das Privatleben als noch vor einem Jahr hat Peter Hänel schon, denn jetzt hat er nur noch einen Acht-Stunden-Arbeitstag im Büro. "In den 18 Jahren als Bürgermeister hab ich nichts Anderes gemacht, von früh bis spät, von Montag bis Sonntag", blickt das ehemalige Stadtoberhaupt zurück. 38 Jahre lang war er jeden Samstag im Rathaus, oft sogar noch am Sonntag. Er hat kaum Termine an den Zweiten Bürgermeister abgegeben, alles selber gemacht. Die Stadt hat ihm sein riesiges Arbeitspensum zum Abschied mit einem großen Zapfenstreich gedankt. Auf diese Ehre ist Peter Hänel besonders stolz.

Ein bisschen mehr Zeit für sich und seine Frau Gisela hat er also nun. "Jetzt kann ich meinen Hobbys mehr frönen", verkündet er strahlend. Da ist zum Beispiel das Kochen. Er hat sich einen Profi-Messerblock und diverse weitere Küchenwerkzeuge angeschafft. Damit zaubert er nach dem Einkauf etwas Leckeres. Diverse Rezepte aus den Printmedien werden nachgekocht, frei nach dem Motto "Try and error".


Entspannung bei Musik

Manchmal legt er sich auf seine exklusive Relaxliege und dreht die Stereoanlage auf. Pink Floyd und Supertramp schallen durch's Häuschen, so dass seine Frau im Raum nebenan den Nachrichtensprecher des Fernsehens nicht mehr versteht. Bei dem Sound kann Peter Hänel entspannen. "Ich habe die Work-Life-Balance jetzt gefunden", gesteht er, "denn ich war ein Workaholic". Vergangenes Jahr besuchte er erstmals ein Spiel in der Allianz-Arena. Vorher nahm er sich nie Zeit für solche Fahrten. Und auch zu Konzerten wird er öfter gehen, denn er liebt die Musik. Nicht nur überregional, auch örtlich. Er singt im Gesangverein Wallenfels mit und hatte beim Muttertagskonzert seinen ersten Auftritt. Auch bei den "Adelberg Buam" Carlsgrün, einer Wirtshausgesangsgruppe, die volkstümliche Lieder anstimmt, übernimmt er den Part im Bass.

"Ich mache auch körperlich mehr, denn endlich habe ich Zeit, mich um mein Haus zu kümmern", weist Peter Hänel darauf hin, dass er vergangenes Jahr alle 38 Sprossenfenster und die dazugehörigen Fensterläden gestrichen hat. Weitere Erneuerungs- und Renovierungsarbeiten stehen an.

"Jetzt fange ich an, vernachlässigte Vorsorgeuntersuchungen zu machen. Da hatte ich nie Zeit dazu", gesteht er, dass er lange Zeit Raubbau mit seiner Gesundheit betrieben hat. Wer hört, was er sich alles vorgenommen hat, versteht, warum die "Arbeitstage" des Ex-Bürgermeisters so lang sind, früh um halb sechs, wenn er ohne Wecker aufwacht, beginnen und erst spät am Abend enden.