Redakteur Marco Meißner hat bei der Podiumsdiskussion der Landtagskandidaten in Kronach am vergangenen Donnerstag genau hingeschaut. Entdeckt hat er eine verbale Entgleisung - ein Kommentar.
Die Feder ist mächtiger als das Schwert, stellte einst Edward Bulwer-Lytton, ein englischer Romanautor und Politiker des 19. Jahrhunderts, fest. Manchmal wird das freie Reden für seine politischen Nachfolger in unserer multimedialen Welt jedoch auch zum Tanz auf der Rasierklinge und sie schneiden sich mit einer unglücklich formulierten These ins eigene Fleisch.
Dass solche verbalen Fehltritte bei einer Podiumsdiskussion von immerhin rund eineinhalb Stunden Dauer zwangsläufig vorkommen und sie in aller Regel weit weg von einem politischen Selbstmord sind, ist klar. Ärgerlich sind diese kleinen Schnitte für die Betroffenen im Nachhinein dennoch - zumindest wenn die Äußerungen wirklich nur unbedacht waren.
Da machte auch unsere Veranstaltung am Donnerstagabend im Kronacher Schützenhaus keine Ausnahme.
Dass Maria Gerstner etwa ihrem "Rivalen" Jürgen Baumgärtner zur Seite stand und einräumte, dass seine NPD-Vergangenheit nichts als jugendlicher Leichtsinn gewesen sei, er seitdem eine gute Entwicklung genommen habe, ehrt die Frauenlisten-Kandidatin.
Wie ein Schlag mit der Axt fühlte sich für den aufmerksamen Zuhörer jedoch der folgende Aufruf an, die Jugendlichen heute wieder mehr "ausbrechen" zu lassen. Bestimmt meinte Maria Gerstner, dass die jungen Leute sich generell einmal eine rebellische Phase leisten dürften, wenn nicht sogar sollten. Im Kontext mit der NPD-Debatte Sekunden zuvor klang es jedoch, als ob es gar nicht so verkehrt sei, in der Jugend auch mal extreme Pfade einzuschlagen, denn später könne man ja die Kurve noch kriegen.
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Für einiges Schmunzeln in den Reihen der über 100 Zuhörer sorgte hingegen die Aussage des ÖDP-Kandidaten Thomas Müller im Hinblick auf das von ihm angestrebte Erziehungsgehalt. Auf die Frage nach dessen Finanzierung erwiderte er trocken: "Geld spielt keine Rolle!" Aua! Geld ist Nebensache? In Zeiten der Haushaltskonsolidierung, in Zeiten klammer Kassen auf allen Ebenen, wenn ein lautes Murren durch die Bevölkerung geht, weil schon so vieles auf ihre Kosten finanziert wird? Mancher dachte sich wohl: "Das kann nur ein Besserverdiener sagen." Der Apotheker Müller ahnte, was ihm da gerade über die Lippen gekommen war. "Es wird für so viel Unsinn Geld ausgegeben ...", wollte er Schadensbegrenzung betreiben. Ob das im allgemeinen Getuschel allerdings noch die Ohren erreicht hat?
Auch bei Politikern zeigt sich eben: Manchmal ist die Zunge schneller als eine Pistolenkugel - und manchmal geht so ein Schnellschuss nach hinten los.