Vier Spuren, 2+1 oder die Bahn?

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Sebastian Herter (2. v. r.) stellt seine Position klar. Helmut Wesolek (r.) hört gespannt zu. Ob die "Ampelkoalition" (v. l.) Jürgen Baumgärtner, Ralf Pohl und Björn Cukrowski dem Freien Wähler zustimmen oder eine Alternative formulieren wird? Foto: Matthias Hoch
Sebastian Herter (2. v. r.) stellt seine Position klar. Helmut Wesolek (r.) hört gespannt zu. Ob die "Ampelkoalition" (v. l.) Jürgen Baumgärtner, Ralf Pohl und Björn Cukrowski dem Freien Wähler zustimmen oder eine Alternative formulieren wird? Foto: Matthias Hoch

Die Verkehrsanbindung des Landkreises Kronach und des nördlichen Landkreises Lichtenfels spaltete die Gemüter, als die acht Landtagskandidaten am Donnerstag auf der Bühne standen.

Soll der Verkehr von Lichtenfels in Richtung Kronach künftig auf einer breiten vierspurigen Trasse rollen? Tut es nicht auch eine 2+1-Lösung? Oder sollten ganz einfach mehr Transporte auf die Schiene abgewälzt werden? Zu keinem anderen Thema teilten sich die Meinungen bei der gemeinsamen Podiumsdiskussion von Fränkischem Tag und Neuer Presse im Kronacher Schützenhaus mehr. Die acht Landtagskandidaten für den Wahlkreis Kronach/Lichtenfels mussten Farbe bekennen - und taten das auch.

Planung nicht infrage stellen
"Wer heute vierspurig infrage stellt, wird keinen Anschluss des Landkreises Kronach bekommen", stellte Jürgen Baumgärtner (CSU) klar. "Wir sind im Planfeststellungsverfahren so weit wie nie." Darum dürfe an diesem Konzept nun nicht wieder gerüttelt werden.
"Wir würden Jahre verlieren, die Planungen würden wieder bei Null beginnen", warnte er vor einem Strategiewechsel, der seiner Ansicht nach Tausende Arbeitsplätze gefährden würde. Außerdem: "Ohne den vierspurigen Ausbau bekämen wir auch keine Ortsumgehung Hochstadt oder Trieb."



In Ralf Pohl (SPD) fand er mit dieser Ansicht einen Verbündeten. Gerade weil ein guter Anschluss an das Autobahnnetz ein wesentlicher Faktor bei Standortentscheidungen von Unternehmen sei, sei der vierspurige Ausbau der Bundesstraße 173 von Kronach nach Lichtenfels "für den nördlichen Landkreis Lichtenfels und den gesamten Kreis Kronach von immenser Bedeutung". Eine andere Planung wäre "der falsche Weg". Er forderte daher einen Schulterschluss in der Region, um das Projekt voranzutreiben: "Wir müssen zeigen, dass wir wollen!" Und Pohl widersprach mit seiner Meinung, dass es sehr wohl Planungen für alle Streckenabschnitte gebe, der Ansicht eines Mitbewerbers.

Vierspurig kein Allheilmittel
Helmut Wesolek (Grüne) behauptete, dass im Bundesverkehrswegeplan bisher nur der Ausbau von Lichtenfels bis Zettlitz und von Johannisthal bis Kronach aufgenommen sei. "Entscheidend ist zudem der Investitionsrahmenplan. Die durchgehende Strecke von Zettlitz bis Johannisthal ist noch nicht mal beantragt!" Er sprach sich dafür aus, lieber zweispurige Ortsumgehungen zu beantragen, um diese zeitnah verwirklichen zu können. "Vierspurig ist nicht erforderlich. Es würde reichen, Orts- und Durchgangsverkehr zu trennen."

Einen Kompromissvorschlag strebte Sebastian Herter (Freie Wähler) an. "2+1" lautete sein Zauberwort. "Ein vierspuriger Ausbau führt nicht zu mehr Arbeitsplätzen", war er überzeugt, dass dieses Kriterium nicht entscheidend für das Anlocken von Firmen sei. Ein dreispuriger Ausbau brauche nicht die großen Trassen und sei schneller umsetzbar. Und schließlich könne man auch bei dieser Lösung auf dem bisherigen Planungsstand aufbauen. Herter räumte aber ein: "Natürlich würde ich auch eine vierspurige Lösung mittragen, wenn sie käme."

Noch offener stand Stefan Betz (Piraten) dem Thema gegenüber. "Ich kann mit allen Lösungen arbeiten, die den betroffenen Menschen helfen", unterstrich er seine Ansicht, dass die Leute, die vom Verkehr an der B 173 so stark betroffen seien, in der Diskussion oft vergessen würden. Wenn er die Wahl hätte, würde er aber den vierspurigen Ausbau bevorzugen. Eine stärkere Verlagerung des Güterverkehrs auf die Bahn hielt er in Zeiten der Just-in-Time-Lieferungen für nicht zeitgemäß.


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Genau das hatte Thomas Müller (ÖDP) gefordert, der den Wegfall vieler Bahntransporte kritisierte: "Immer nur Straße hat keine Zukunft!" Er hielt eine 2+1-Lösung für schneller realisierbar, während er im Fall einer vierspurigen Lösung mit weiteren Widerständen rechnet. Auch Verkehrskreisel an Kreuzungen würden seiner Ansicht nach zu einem besseren Verkehrsfluss beitragen und die Probleme so entschärfen. Nicht zuletzt müsse auch der menschliche Faktor gesehen werden, denn die Situation bei den Fernfahrern sei längst nicht mehr rosig, weshalb dieser Branche eine Entlastung durch mehr Bahntransporte gut täte.

Maria Gerstner (Frauenliste) zitierte einen Unternehmer aus einem FT-Artikel, wonach gute Datenautobahnen für Firmen heutzutage wichtiger seien als Autobahnanschlüsse. "Warum hat sich in Lichtenfels nach dem Autobahnanschluss kein Großbetrieb angesiedelt? Warum sind dort keine Arbeitsplätze entstanden?", fragte sie in die Runde. Die Strategie von Unternehmen, eine "Lagerhaltung auf der Straße" zu betreiben, zweifelte sie jedenfalls stark an. Und schon früher habe sich die Bahn als Transportmittel, beispielsweise zu den Unternehmen im nördlichen Landkreis Kronach, bewährt.

Gerade die Firmen in der Rennsteigregion in die Pflicht nehmen zu wollen, hielt Björn Cukrowski (FDP) für einen gefährlichen Weg. "Man muss sehen, was die Unternehmer im nördlichen Landkreis Kronach für die Region leisten", betonte er. Und für Cukrowski war ganz klar: "Der vierspurige Ausbau ist das Projekt, das wir unbedingt angreifen müssen."