Peter Kleylein aus Unterrodach hat einen Ventilator gewonnen - und gleich in Betrieb genommen. Der sorgt für Abkühlung beim Reparieren von Musikboxen. Damit hat der 34-Jährige sein Hobby zum Beruf gemacht. Wir geben in einer Fotostrecke einen Blick ins Innenleben einer Musikbox.
"Ich bin wahrscheinlich der Einzige, der bei diesen heißen Temperaturen noch heizen muss", schrieb Peter Kleylein aus Unterrodach zu unserem Ventilator-Gewinnspiel. Und wirklich: Wenn er die gereinigten Gehäuse von Musikboxen in den Trockenraum schiebt, schaltet er zwei Heizlüfter ein, damit das Holz der Automaten trocknen kann. Und er dokumentiert das mit Fotos.
Bei der Auslosung gewann Kleylein einen der leistungsstarken Ventilatoren, die für ordentlich Wind sorgen. Der Technik-Experte nahm den Lüfter sofort in Betrieb, denn bei seiner Arbeit entsteht viel Wärme, die ihn zum Schwitzen bringt. Jetzt nicht mehr so sehr, denn der neue Ventilator sorgt für eine frische Brise.
Wo kommt denn die Wärme her? Peter Kleylein öffnet die Rückwand einer der Musikboxen mit dem Baujahr 1962 und zeigt auf die Röhren der Verstärker. Die werden 200 Grad heiß. Und diese sehr warme Luft wird über Lamellen nach außen abgegeben. Beim Musikhören gibt es also eine kostenlose Heizung dazu. Im Winter gut, aber bei der jetzigen Witterung natürlich sehr unerwünscht. Der Fachmann schaltet den Ventilator ein und sofort weht ein kühlender Luftzug durch den Raum. Kleylein lächelt. Da macht die Arbeit doppelt so viel Spaß.
Die alte Technik Eigentlich ist das für ihn nicht so sehr Maloche, denn er hat vor zehn Jahren sein Hobby zum Beruf gemacht. Der gelernte Restaurator und Kaufmann im Einzelhandel hatte schon immer ein Faible für Automaten. Und es gibt viele Liebhaber und Freunde der alten Musiktechnik und der Schallplatten. Doch die Musikboxen aus den 60er und 70er Jahren sind im wahrsten Sinne des Wortes "in die Jahre gekommen", haben außen und innen einen dicken Belag aus Nikotin und Fett vom Küchendunst der Wirtschaften, in denen sie früher zuhauf standen. Manche Geräte sind arg ramponiert, brauchen eine neue Lackierung oder Teile müssen neu verchromt werden.
Diejenigen der Sammler, die das nicht selbst in Stand setzen können, greifen auf die Dienste von Peter Kleylein zurück, kommen von weither und bringen die 150 Kilo schweren Musikboxen oder lassen sie per Spedition anliefern. Der Unterrodacher Experte zerlegt jede Musikbox bis zur letzten Schraube, säubert alles, trocknet das Holz und setzt alle Teile wieder zusammen. Die Musikboxen sind hinterher kaum wiederzuerkennen. Manche Sammler wollen, dass man die Gebrauchsspuren wie Kratzer sieht. Dann hat Peter Kleylein weniger Arbeit.
Die waren nicht billig Auch die Schallplatten werden gesäubert, die Register neu gedruckt. Auf Knopfdruck legt der Automat Platten mit Schlagern auf, die in den Hitparaden platziert waren, als Peter Kleylein noch gar nicht auf der Welt war.
Die Musikboxen waren früher gar nicht billig. Etwa 5000 Mark kostete ein solches Gerät vor 50 Jahren, ein stolzer Preis. Zum Vergleich: Ein VW Käfer Standard war damals für 3700 Mark zu haben. Wenn ein Betreiber Zusatzgeräte wie Fernbedienung per Kabel oder Boxen für's Nebenzimmer zur Musikbox wollte, musste er nochmals 1000 Mark drauflegen.
Deshalb war auch das Abspielen der Musik nicht gerade billig. Wollte man einen Schlager trällern lassen, musste man zwei Groschen einwerfen, für 50 Pfennig wurden drei Hits aufgelegt.
Aufarbeitung und Reparatur der Musikboxen sind aufwendig. Wenn viel zu tun ist, braucht Peter Kleylein mehrere Wochen. Manchmal ist auch die Beschaffung der Ersatzteile schwierig, aber bislang hat der Unterrodacher Experte alle Musikboxen wieder hingekriegt. Auch seine Rock-Ola aus dem Jahr 1962, mit Fernbedienung und Stereo-Zusatzboxen. Die hatte einen Brandschaden, weil ein Papierkorb daneben in Flammen stand. "Alles war schwarz", berichtet Peter Kleylein. Doch jetzt strahlt die Musikbox wieder in neuem Glanz - und mit ihr der Eigentümer, wenn er per Knopfdruck die Platten auflegt. Die Schweißperlen auf seiner Stirn sind verschwunden - dank des neuen Ventilators.