Steinbergs Zeugnisse der Volksfrömmigkeit

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Herbert Eidloth in der alten Pfarrkirche St. Pankratius
Herbert Eidloth in der alten Pfarrkirche St. Pankratius
Herbert Eidloth (rechts) wusste viel Wissenswertes über die Fatimakapelle beim Anwesen Reuther zu erzählen.
Herbert Eidloth (rechts) wusste viel Wissenswertes über die Fatimakapelle beim Anwesen Reuther zu erzählen.
 
Herbert Eidloth (rechts) wusste viel Wissenswertes über das Dorfkreuz in der Eibigstraße zu erzählen.
Herbert Eidloth (rechts) wusste viel Wissenswertes über das Dorfkreuz in der Eibigstraße zu erzählen.
 
Blick in die Josefskapelle auf der Ostseite des Schlossbergs. Sie wurde erst nach 1945 erbaut.
Blick in die Josefskapelle auf der Ostseite des Schlossbergs. Sie wurde erst nach 1945 erbaut.
 
Flexi Brass sorgte im wahrsten Sinne des Wortes für die musikalische "Begleitung". Fotos: Heike Schülein
Flexi Brass sorgte im wahrsten Sinne des Wortes für die musikalische "Begleitung". Fotos: Heike Schülein
 
Neue Pfarrkirche St. Pankratius
Neue Pfarrkirche St. Pankratius
 
Die Fatimakapelle beim Anwesen Reuther
Die Fatimakapelle beim Anwesen Reuther
 
Die Marter im Anwesen Witzgall
Die Marter im Anwesen Witzgall
 
Das Steinkreuz in der Eibigstraße
Das Steinkreuz in der Eibigstraße
 
Die alte Pfarrkirche St. Pankratius
Die alte Pfarrkirche St. Pankratius
 
Der Hochaltar mit marmoriertem Holzaufbau in der alten Pfarrkirche St. Pankratius. Das Altarbild ist von von Lorenz Kaim (1863).
Der Hochaltar mit marmoriertem Holzaufbau in der alten Pfarrkirche St. Pankratius. Das Altarbild ist von von Lorenz Kaim (1863).
 

Am Sonntag fand die fünfte Kapellenwallfahrt der Pfarreiengemeinschaft Kronach statt. Rund 50 Interessierte entdeckten Kapellen, Wegkreuze und andere christliche Denkmäler in Steinberg.

Voller Ehrfurcht spricht Herbert Eidloth vor der schmucken mit brennenden Kerzen in ein sanftes Licht getauchten Fatimakapelle von der Kostbarkeit und kulturgeschichtlichen Bedeutung des Kleindenkmals. Immer mehr Details, Hintergründe und Anekdoten fallen ihm ein, die er den Wallfahrern an diesem heißen Sonntagnachmittag erzählt.

Seine Ausführungen ließen erkennen, dass in Steinberg über die Jahrhunderte hinweg immer wieder religiöse Überzeugungen und örtliche Traditionen ihren Ausdruck in beachtenswerten Kleindenkmalen fanden. Welch großes Interesse an diesen "Hinguckern am Wegesrand" besteht, zeigte die fünfte Kapellenwallfahrt der Pfarreiengemeinschaft Kronach. Nach Lahm, Zeyern, Friesen und Kronach führte sie nach Steinberg. Ein Angebot, das trotz tropischer Hitze von rund 50 Interessierten angenommen wurde.

Die das ganze Jahr über mit schönem Blumenschmuck versehene Fatimakapelle am Fuße des Schlossbergs war eine von sechs Stationen, die erkundet wurden. An jeder hatte Eidloth geschichtliche Infos zu den Bauten zu vermitteln. Auch das gemeinsame Gebet und Singen standen im Mittelpunkt.

Besonders stimmungsvoll gestaltete sich das "Auf-den-Weg-machen" durch die Umrahmung der jungen Band Flexi Brass mit feierlicher Blasmusik - eine "Premiere" bei den bisher stattgefundenen Kapellenwallfahrten und eine große Bereicherung. Start der rund zweistündigen Wallfahrt war an der Kro nachtalhalle, wo die Teilnehmer von Pfarrgemeinderats-Vorsitzender Susanne Wich-Thiel sowie Christian Behner willkommen geheißen wurden. Wie der Vorsitzende der Pfarreiengemeinschaft Kronach ausführte, habe sich die Kapellenwallfahrt gut entwickelt.

In der Pfarreiengemeinschaft Kronach habe man sich zur Aufgabe gemacht, die Martern, Kapellen, Wegkreuze und andere Flurdenkmäler in den Pfarreien und die Geschichten dahinter kennenzulernen. Der Weg führte die Kronacher Straße entlang zur Marter im Anwesen Witzgall.

Anschließend ging es zum Dorfkreuz in der Eibigstraße sowie über den Steg zurück und hinauf zur Fatimakapelle am Fuß des Schlossbergs. Die nächsten Stationen waren die alte Pfarrkirche sowie dann die neue Kirche St. Pankratius Steinberg. Von dort ging es weiter zur Josefskapelle am Schlossberg, zugleich Abschluss der Kapellenwanderung. Regionaldekan Thomas Teuchgräber appellierte, den Weg Jesu immer weiter zu gehen. Die Kapellenwallfahrt soll auch nächstes Jahr wieder stattfinden.

Witzgall-Marter Die jonische Sandsteinsäule des 18. Jahrhunderts befindet sich im Garten einer ehemaligen Mühle. Der konkav-konvexe Sockel ruht auf einer großen Sandsteinplatte. Er trägt die durch Ringe unterteilte Säule, die gegen Westen gerichtet im oberen Teil die Jahreszahl 1717 zeigt. Ebenfalls gegen Westen erkennt man am Kapitell die Inschrift: H.P.M. Die Felder des mit eingezogenen Rund- und Segmentbogen geschlossenen Aufsatzes zeigen als Relief: Gegen Westen die Marienkrönung, gegen Norden die Taufe Christi, gegen Osten ein Kleeblattkreuz und gegen Süden eine stehende Muttergottes mit Kind. Den Abschluss bildet eine Steinkugel mit einem verzierten Doppelbalkenkreuz. Folgende Begebenheit hat sich hier zugetragen: Das Mahl- und Sägewerk Witzgall in Steinberg liegt etliche Meter tiefer als die vorbeiführende Straße. Die alte Einfahrt zur Mühle war deshalb steil abfallend und endete im großen Hof des Anwesens. Bei der Anlieferung von Material verunglückte hier ein Bauer mit seinem Gespann auf diesem abschüssigen Weg.

Dorfkreuz Im südlichen Ortsteil, an der Ecke des Grundstücks Eibigstraße Nr. 2, ist ein 2,60 Meter hohes Wegekreuz nicht zu übersehen. Das von zwei Bäumen flankierte Kreuz erhebt sich von einem walmdachförmig zusammenstrebenden Sockel. An den überdimensionalen breitangelegten Kreuzbalken ist ein aus Kunststein gefertigter, dornengekrönter Corpus mit schulterlangem Haar befestigt. Ebenfalls aus Kunststein ist die Inschriftrolle (INRI) am Kreuzkopf. Durch die Bemühungen von Gemeinde- und Kirchenverwaltung wurde dieses Wegekreuz 1962 an Stelle eines umgestürzten Holzkreuzes mit "Blech-Herrgott" errichtet.

Fatimakapelle der Familie Reuther Um die kleine Kapelle neben dem elterlichen Anwesen erbauen zu können, musste ein Stück des Berghanges abgetragen werden. Dadurch schmiegt sich der Bau fast in den Berg und es entsteht der Eindruck einer Grotte. Breit legt sich ein ausladendes Satteldach über die Kapelle und gewährt der glasbesetzten Eingangstür Schutz. Ein marmorierter Holzaltar bildet den zentralen Punkt im weißgetünchten Innenraum. Über die Rückwand hat man ein blaues Tuch drapiert und davor ein Kruzifix gehängt. Der Altartisch wird von einer halbhohen Fatimamadonna und einem Bodenleuchter flankiert.

Alte Kirche St. Pankratius Das älteste Gebäude von Steinberg steht auf dem Schloßberg, einem Bergkegel nordwestlich über dem Ort. Sie entstand aus der Schlosskapelle, die in einer Urkunde von 1427 im Urbar der Pfarrei Lahm erwähnt wird. Daraus geht hervor, dass die Schlosskapelle damals als Lahmer Filialkirche der Gemeinde Steinberg zur Verfügung stand und zu diesem Zeitpunkt noch "von einem Fürstbischöflichen Vogt" bewohnt wurde. Sie wurde 2004 nach Renovierungsarbeiten neu eingeweiht. Die Kirche lehnt sich an eine felsige Erhebung des anstehenden Tonschiefers in der Südhälfte des höher gelegenen Plateaus.

Neue Kirche St. Pankratius Unter der Leitung von Pfarrer Karl Mayer wurde 1912 mit dem Bau auf dem Schlossberg begonnen. Aufgrund des Bevölkerungszuwachses reichten der Platz in der bis dahin genutzten Schlosskirche nicht mehr aus. So wurde 1892 der "Chorbauverein" gegründet. Durch den Anbau eines Chors an die bisherige Kirche wollte man der Raumnot abhelfen. Die Baubehörde genehmigte diesen Plan nicht.
Auch der Abriss der alten Kirche und Neuerrichtung an gleicher Stelle wurden nicht zugelassen, weil die alte Kirche unter Denkmalschutz stand. Erst der Entwurf eines Neubaus im Pfarrgarten fand Zustimmung. Am 11. August 1913 feierte man Einweihung der neuen Pfarrkirche.

Josefskapelle Die Wegekapelle auf der Ostseite des Schlossberges wurde nach 1945 erbaut. Josef Engelhardt aus Steinberg hatte gelobt, den Bau zu Ehren der Heiligen Jungfrau Maria für eine glückliche Heimkehr aus dem Zweiten Weltkrieg zu errichten. Er besitzt einen seitlich hochgezogenen und weit vorspringenden Vorbau, der in seinen Maßen dem Kapellenraum gleicht. Im Giebelfeld erblickt man ein Stickbild. Es zeigt den segnenden Jesusknaben mit dem Spruch: "Ich bin alle Tage bei Euch bis ans Ende der Welt."
Quelle: 100 Jahre neue Kirche St. Pankratius Steinberg