Dann verletzte sich noch Jens Nowotny und Karlsruhe musste - nach den damaligen Regeln - in Unterzahl weiterspielen. In der 47. Minute kam die Kastanie ins Spiel: Von den Rängen flog sie in Richtung KSC-Keeper Oliver Kahn und traf ihn am Kopf. Dieser konnte zwar weiterspielen, flog aber kurz vor Schluss nach einer Notbremse vom Platz. Gegen neun Karlsruher glichen die "Fohlen" kurz vor Schluss zum 3:3 aus und gewannen in der Verlängerung mit 5:3. Doch der KSC legte aufgrund des Kastanienwurfs Protest ein. Nach einem Verhandlungsmarathon kam es zum Wiederholungsspiel in Düssleldorf. Jörg Nebatz beschloss, mit einem Freund zu dieser Partie ins Rheinland zu fahren. Vor dem Spiel traf er noch den damaligen Trainer von Fortuna Düsseldorf, Aleksandar Risctic. Seine Mannschaft trainierte gerade auf einem Nebenplatz am Stadion. "Seine Spieler hat er angeschrien und dann drehte er sich zu uns und plauderte ganz normal", sagt Nebatz. An der Kasse am Stadioneingang entdeckte er dann das Plakat zu jenem Pokalspiel und nahm es mit nach Hause. "Ich hatte eine Vorahnung, dass das Spiel etwas Besonderes werden könnte", sagt der Vorsitzende des Fanclubs Gladbach-Fans Frankenwald. "Es war erst wenig los, aber kurz vor Beginn strömten so viele Fans ins Stadion, dass die Tore geöffnet werden mussten.
Die Stimmung war bombastisch und dann schoss Thomas Kastenmaier kurz vor Schluss das entscheidende 1:0 für uns. Manche Spiele vergisst man schnell, aber so ein außergewöhnliches bleibt im Kopf." 25 Jahre später bekam das Plakat eine noch größere Bedeutung für Nebatz. Darauf abgebildet war der damalige Borussia-Akteur Karlheinz Pflipsen. Zum Fanclub-Jubliäum 2018 lud man die "Weisweiler Elf", die Gladbacher Traditionsmannschaft, in den Frankenwald ein. Mit dabei auch Pflipsen, der sich mit einem Autogramm auf dem Plakat verewigte und sich über die Erinnerung an dieses denkwürdige Spiel freute.
Frank Müller (FC Bayern München): Des Kaisers Flasche Wein
Wenn Frank Müller von seinem FC Bayern München spricht, gerät er schnell ins Schwärmen. Seit 2001 ist der gebürtige Kronacher Vorsitzender der Fanclub-Vereinigung Oberfranken. In dieser Zeit ist ihm ein Ereignis besonders im Gedächtnis geblieben.
Zum zehnten Jubiläum des Sommermärchens 2006 wurde er zu einer Veranstaltung in der Erlebniswelt der Allianz-Arena eingeladen. Wie es sich für so ein Event gehört, war dort auch reichlich Prominenz vertreten. Von der Führungsriege der Bayern bis hin zu Politikern wie Gerhard Schröder, Edmund Stoiber oder Joachim Herrmann. Besonders im Fokus stand jedoch einer: Franz Beckenbauer. "Es war sozusagen eine Würdigung von Beckenbauers Verdiensten", sagt Müller. Der "Kaiser" - damals von Herz-OP und Korruptionsverdacht im Zuge der WM-Vergabe gebeutelt - plauderte bei einer Talkrunde aus dem Nähkästchen. Für Müller besonders faszinierend: "Diese Ruhe und Gelassenheit. Alles ganz easy und locker."
Nach dem Gespräch nahm sich Beckenbauer auch Zeit für die Gäste. So kam Müller endlich zu seinem Foto mit dem Weltmeister von 1974. "Ich habe ihn 1996 zum ersten Mal getroffen. Damals hatte ich solche Ehrfurcht, dass ich ihn nicht nach einem Foto gefragt habe", erinnert sich Müller, der heute in Regenstauf wohnt.
Zuvor machte er noch Bekanntschaft mit einem weiteren Prominenten. "Da stand plötzlich Thomas Gottschalk an einem Tisch und ich frage ihn in meinem Kronacher Dialekt, ob am Tisch noch Platz sei." Zu Müllers Überraschung entgegnete der Kulmbacher: "Na, du bist doch a Kronicher!" Und sofort hatten die beiden ein ausführliches Gesprächsthema, das Gottschalk nicht mal für einen Journalisten unterbrechen wollte.
Als Erinnerung an diesen unvergesslichen Abend erhielt das Mitglied des Bayernfanclubs Neukenroth '67 eine besondere Flasche Wein: Franz Beckenbauer Libero Nummer 5, steht auf dem Etikett und stammt aus dem Weinanbaugebiet des "Kaisers" in Südafrika. "Die Flasche ist immer noch ungeöffnet", sagt Müller, der dafür lieber auf ein ganz besonderes Ereignis wartet.
Dominic Buckreus (1. FC Nürnberg): Der tote Vogel
Obwohl ich als Sportredakteur Objektivität bewahren muss, bin ich auch Fan. Schon bevor ich 2016 zum Fränkischen Tag kam, war ich Anhänger des 1. FC Nürnberg. In all den Jahren als Club-Fan habe ich, wie viele andere auch, die Eintrittskarten zu den Spielen aufbewahrt, die ich besucht hatte. Eine Karte von einem Pokalviertelfinale gegen Hannover 96 ist daher zunächst nichts Besonderes. Für mich symbolisiert sie jedoch gleich zwei schöne Erinnerungen. Zum einen durfte ich an diesem kalten Dienstagabend Ende Februar 2007 mit meinem Club den unerwarteten Einzug ins Halbfinale feiern. Nach 120 torlosen Minuten ging es ins Elfmeterschießen und der kurz zuvor eingewechselte Ersatztorwart Daniel Klewer wurde zum Elfmeterkiller. Ein paar Wochen später holte der FCN mit dem Pokalsieg den ersten Titel seit 39 Jahren.
Zum anderen durfte ich an diesem Abend meinen ersten Clubsieg live im Stadion feiern - nach elf Jahren und 15 Versuchen. Ob im heimischen Frankenstadion oder bei Auswärtsfahrten, über Jahre hinweg begleitete mich ein Fluch. "Du hast den toten Vogel einstecken. Dich nehmen wir nicht mit", bekam ich von der Familie oft scherzhaft zu hören. Eingesteckt hatte ich ihn das erste Mal am 20. April 1996 zu tristen Zweitligazeiten bei der 0:1-Heimniederlage gegen den VfL Bochum.
Auch bei den nächsten beiden Versuchen gegen Fürth und Düsseldorf ging ich nach Hause, ohne zu jubeln (jeweils 0:1). Immerhin bekam ich bei meinem vierten Stadionbesuch am letzten Spieltag der Saison 1998/99 gegen Energie Cottbus die ersten Tore für meine Mannschaft zu sehen (3:3) und der anschließende Aufstiegs-Platzsturm war Entschädigung genug für die drei Pleiten zuvor. Dass es bis zum ersten Siegesjubel aber weitere acht Jahre dauern sollte, konnte ich damals noch nicht ahnen. Übrigens: Bis zum ersten Erfolg in der regulären Spielzeit dauerte es noch weitere drei Spiele. Beim 2:1-Heimsieg am ersten Zweitligaspieltag nach dem Abstieg 2008 war es endlich so weit.